Chapter 21

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"Ich will heiraten und Kinder bekommen und arbeiten gehen und... erstmal will ich laufen können." Lukas lacht. "Was ist so lustig? Willst du nicht irgendwann mal heiraten und Kinder kriegen?" Wieder lachte er. "Ich kann keine Kinder kriegen... Ich kann sie höchstens machen..." sagte er und wirkte dabei total ernst. Ich schüttelte den Kopf und versetzte ihm so einen heftigen Stoß, dass er das Gleichgewicht verlor und im Wasser landete. Erschrocken schrie er auf und sah mich böse an. Dann zog er mich an den Beinen auch ins Wasser und auch ich quickte erschrocken auf. Das Wasser war nicht kalt, aber tief, was für mich nicht so ganz von Vorteil ist. Ich klammerte mich an Lukas fest und schwamm mit seiner Hilfe an den Steg und hielt mich dort fest. Lukas sah mir in die Augen und hielt mich trotzdem immer weiter fest. Er kam mir immer näher und ich wusste nicht mehr ob das hier ein Traum war oder die Realität. Ich konnte seinen Atem auf meiner Haut spüren und eine Gänsehaut zog sich über meinen ganzen Körper. Lukas schloss seine Augen und wollte seine Lippen auf meine drücken, aber ich drehte den Kopf zur Seite, sodass er nur meine Wange traf. Ich weiß selbst nicht warum ich das tat, aber es erschien mir als richtig. Lukas wand enttäuscht seinen Blick ab. Jetzt herrschte ein unangenehmes Schweigen. Ich wollte irgendetwas sagen, dass es nicht an ihm liegt sondern an mir und das ich selbst nicht weiß warum ich den Kuss nicht zugelassen habe, aber als ich den Mund öffnete kam nichts raus. Lukas hielt ein bisschen Abstand zwischen uns aber er ließ mich nicht los. "Lass uns reingehen. Es wird dunkel." sagte ich nur, aber meine Stimme klang so als käme sie von jemand anderem. Lukas versicherte sich, dass ich mich am Steg festhielt und ließ mich los um rauszuklettern. Sofort fehlte mir die Wärme die von ihm ausging. Lukas zog mich an den Armen aus dem Wasser raus und hob mich richtig hoch um mich rein zutragen. Er sah mich nicht an sondern starrte stur auf den Weg zur Terrassentür. Man sah, dass ich ihn verletzt hatte.

Nachdem wir geduscht waren und im Bett lagen, starrten wir beide an die Decke und redeten nicht. Jeder war mit sich selbst beschäftigt.
Wie dumm bin ich eigentlich? Ich lasse einen Kuss, den ich mir eigentlich wünsche nicht zu? Lukas war immer für mich da, hat sich um mich gekümmert und mich durch die Gegend geschleppt und ich lasse ihn so abblitzen? Was bin ich für ein Mensch? Ich sah zu ihm und er hatte mir den Rücken zugedreht. Ich setzte mich auf und schob meine Beine über die Bettkante. Dann stützte ich mich am Nachtschrank ab und ließ mich sanfter als sonst zu Boden gleiten. Dann zog ich mich zu Lukas rüber. Ich legte mich hinter ihn, kuschelte mich an seinen Rücken und legte meinen Arm auf seinen Bauch. "Ich habe einen Fehler gemacht." sagte ich und ließ mich über ihn kullern um ihn ansehen zu können. Ich strich mit meinen Fingern die Konturen seines Gesichtes nach. Er blieb still, sagte einfach nichts und sah mich einfach an. Ich konnte den Blick nicht ganz deuten, aber meine Entscheidung stand fest. Ich beugte mich zu ihm vor und legte meine Lippen auf seine. Das war er also... mein erster Kuss. In Büchern wird er immer super spektakulär dargestellt, aber so spektakulär war er gar nicht. Er war besonders und einzigartig und die Schmetterlinge in meinem Bauch spielten verrückt, aber nicht so als hätte ich das Gefühl ich würde explodieren. Es war ein schöner Kuss.
Ich löste mich vorsichtig von ihm und kuschelte mich an seine Brust. "Ich... also... Ich bin gerade überfordert...also..." fing Lukas an. "Shh. Lass uns morgen reden." sagte ich und kuschelte mich tiefer in seine Arme. Ich atmete seinen Geruch ein und schloss die Augen. Es dauerte nicht lange, da war ich schon eingeschlafen.

Als ich wach wurde lag ich auf dem Boden, aber Lukas war weg. Ich beschloss einfach liegen zu bleiben, weil alleine konnte ich ja eh nicht aufstehen. Ich dachte an den vorigen Abend und musste automatisch lächeln. Ich habe ihn geküsst! Was jetzt? Ich greife nach meinem Handy was auf dem Nachttisch liegt und wähle Lilys Nummer. "Hey. Hast du mich schon vermisst? Oder warum rufst du an?" fragte Lily. Ich wollte nicht drumherum reden und brachte es direkt auf den Punkt. "Ich habe Lukas geküsst!" Stille. "Du machst Witze oder?" Ich lache kurz. "Nein ich mache keine Witze. Ich kann es selbst kaum glauben." Lily gab ein quieken von sich in einer Tonlage die kein menschliches Wesen erreichen kann. "Erzähl mir alles! Wie war es?" Ich erzählte ihr alles was passiert ist, dass er mich zuerst küssen wollte und das ich abgeblockt habe um ihn letztendlich doch zu küssen. "Aber weißt du, was ist, wenn ich mich nicht in ihn verliebt habe sondern nur in das Gefühl geliebt zu werden. In das Gefühl von einem Mann so umschmeichelt zu werden. Was wenn es nicht die wahre Liebe ist? Also ich meine wenn, dann komme ich ja mit einem Jungen zusammen, weil ich mir eine Zukunft mit ihm vorstellen könnte und nicht um behaupten zu können einen Freund zu haben." endete ich meine Erzählung. "Was hast du gespürt als du ihn abgeblockt hast?" fragte Lily. "Ich hab mich zuerst schuldig gefühlt und dann gedacht wie dumm ich bin den Kuss nicht zuzulassen. Vermutlich hatte ich Angst oder so. Aber was hat das damit zu tun?" antwortete ich. "Und was hast du gefühlt als du ihn geküsst hast?" Ich lächelte, weil ich jetzt wusste worauf sie hinaus wollte. "Es waren circa 3 Milliarden Schmetterlinge in meinem Bauch und es hat sich angefühlt als... Keine Ahnung wie ich das Beschreiben soll, aber es war wie wenn man ewig einen Berg hoch läuft und endlich oben angekommen ist. Wie als hätte man irgendwas erreicht auf das man lange hingearbeitet hat oder so."
"Könntest du dir jetzt in dem Moment vorstellen ihn irgendwann zu heiraten und mit ihm eine Familie zu gründen?" fragte Lily weiter. "Ich könnte mir keinen besseren Vater für meine Kinder vorstellen" lache ich, aber trotzdem mit einer Ernsthaftigkeit. "Diagnose: Du bist schwer verliebt!" sagte Lily. "Er hat mir seine Gefühle schon gestanden. Also nicht direkt... Ich war noch halb in der Narkose halb wach und Lukas wusste das nicht und hat es mir erzählt. Er geht davon aus, dass ich es nicht weiß." Wir redeten noch eine Weile bis mir einfiel, das Lukas ja mit mir in diese Gemeinde gehen wollte und ich das Telefonat beendete. Wie als hätte Lukas es gewusst betrat er den Raum und lächelte mich an. "Ist das wirklich kein Problem für dich wenn wir in die Gemeinde gehen?" fragte Lukas. Ich schüttelte lächelnd den Kopf. Er hob mich hoch und trug mich ins Bad, wo ich es dann alleine schaffte mich fertig zu machen. Ich zog ein schwarzes Kleid mit Blumen darauf an und pflocht meine Haare zu einem französischen Zopf. Dann rief ich nach Lukas der mich runter trug und in den Rollstuhl setzte.

Nachdem wir was gegessen haben machten wir uns auf den Weg. Da es nicht weit war lief Lukas und schob mich vor sich her. Wir redeten nicht viel. Allgemein war die Stimmung zwischen uns komisch. "Ja, ich will heiraten und Kinder bekommen. Zuerst einen Jungen und dann ein Mädchen. Vielleicht auch noch ein Mädchen. Ich will das meine Tochter einen großen Bruder bekommt der auf sie aufpasst." sagte Lukas plötzlich aus dem Nichts. Ich drehte mich um und sah ihn fragend an. Warum erzählte er mir das? "Ich habe deine Frage gestern Abend nicht ernsthaft beantwortet. Ich erinnerte mich zurück an die Situation in der er meinte, dass er keine Kinder kriegen kann, sondern nur machen kann. "Ich wollte auch immer einen großen Bruder der mich vor bösen Jungs beschützt." sagte ich nachdenklich.
Den restlichen Weg schwiegen wir wieder und als wir ankamen stürmte sofort ein junger Mann -ich schätze er ist im selben Alter wie Lukas- auf uns zu gestürmt.


Kiss me (Lukas Rieger FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt