2. Welcome back

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Ich hasse die Schule. Es stinkt nach Angst und Verzweiflung. Das habe ich nicht vermisst. Vor dem Gebäude sehe ich ein kleines Ding mit bunten Haaren, das ist Elli. Neben ihr steht ein Junge mit Skinnyjeans und Hawaiihemd, das ist Jonas. Wir geben schon ein komisches Bild ab. Elli sieht aus wie ein emotional gestörtes Knallbonbon, Jonas sieht aus wie ein halb verhungerter Hippie und ich sehe mit meinen elf Millimeter kurzen Haaren und den schwarzen Klamotten auch nicht wirklich normal aus.

"Schnuckiputz!", ruft Jonas über mehrere Meter zu mir und alle schauen erst verwirrt zu Jonas, dann zu Elli, die mir hektisch zuwinkt und schließlich zu mir. Die kleine Elli rennt plötzlich los und bleibt kurz vor mir stehen. Wir lassen unsere Taschen fallen und umarmen uns eine halbe Ewigkeit. Jonas ist mittlerweile auch angekommen und drängt sich zwischen uns. "Gruppenknuddeln!", ruft er begeistert. Dort stehen wir also, haben uns fünf Wochen lang nicht gesehen und genießen den Moment.

"Damit ist das Trio Infernale wieder komplett.", hören wir eine Stimme hinter uns. Das ist Herr Jansen, unser alter Klassenlehrer. Er lächelt uns an. Wir müssen anfangen zu lachen und mein Lachen ist diesmal nicht gespielt. "Kommt schon, wir schauen mal, welchen scheiß Lehrer wir dieses Jahr haben und in welchem scheiß Raum wir sind.", sagt Elli. Die beiden sind wirklich zuckersüß. Sie haben das Schuljahr extra verkackt, damit wir alle wieder auf der gleichen Stufe sind. Unser Direktor hat uns schon mitgeteilt, dass wir in die gleiche Klasse kommen werden, er meinte, dass das irgendwie positiv auf mich wirken würde, womit er auch Recht hat. Wir machen uns also auf dem Weg zum schwarzen Brett und müssen mit Entsetzen feststellen, dass wir Frau Stark, unsere absolute Hasslehrerin bekommen. "Diese Frau ist der Teufel in Person!", ruft Elli entsetzt. "Außerdem hat sie etwas gegen mich weil ich schwul bin.", sagt Jonas. "Vielleicht steht sie auf dich und ist eifersüchtig, weil sie niemals eine Chance bei dir hat.", vermute ich. Jonas grinst. "Bin ich etwa so heiß?", fragt er. "Natürlich.", sagen Elli und ich gleichzeitig, dabei müssen wir lachen.

"Leute, wie alt seid ihr? Dreizehn?", fragt uns die Lehrerin, die vermutlich Satans Tochter ist. "Körperlich mögen wir vielleicht sechzehn und siebzehn sein, aber wenigstens haben wir noch Spaß am Leben und benehmen uns eben manchmal wie dreizehnjährige.", sagt Elli mit einem leicht aggressiven Unterton und schaut Satans Tochter direkt in die Augen. "Ich habe schon befürchtet dass ihr in meine Klasse kommt. Wen habt ihr bestochen, damit ihr drei Chaoten wieder zusammen seid?", fragt Frau Stark. "Na super, das fängt ja schonmal gut an.", flüstert Jonas mir zu.

Satans Tochter hält eine ewig lange Ansprache, die wir schon kennen. Die zieht sie jedes Jahr ab, aber die anderen Schüler, die sie noch nicht kennen, sind ziemlich eingeschüchtert. Am Ende stellt sie uns vor. "Das sind Jonas, Elisabeth und Sophie. Sie haben es geschafft und die zehnte Klasse dermaßen schlecht abgeschlossen, dass sie jetzt wiederholen." Wir schauen uns an und verstehen uns auch ohne Worte. "Elli. Ich heiße einfach nur Elli.", sagt meine beste Freundin. "Seid ihr stolz, dass ihr so unsagbar schlecht wart? Hoffentlich ist das dieses Jahr anders.", meint Satans Tochter.

Jonas, Elli und ich sind jetzt schon genervt. "Was bildet sich diese Frau eigentlich ein?", fragt Elli und zieht aggressiv an ihrer Zigarette. "Dieses Jahr wird bestimmt fantastisch.", sagt Jonas und nimmt mich in den Arm. Der Junge hat wirklich ein sonniges Gemüt.

I love you until I die | LGBTQWo Geschichten leben. Entdecke jetzt