Dass ich diese Schule doch noch einmal betreten muss, nervt mich total. Am liebsten würde ich die Abschlussfeier schwänzen, aber ich darf nicht. Mona hat mir erzählt, dass ich das irgendwann bereuen werde, da sie selbst nicht auf ihre eigene Abschlussfeier gegangen ist. abends stehe ich also mit Kleid, Turnschuhen und gemachten Haaren vor Mona und würde am liebsten losheulen, weil ich diese verdammte Schule nie wieder sehen will. Die Turnschuhe habe ich übrigens nur an, weil ich absolut nicht in hohen Schuhen laufen kann. Mona tröstet mich jetzt also. Auch sie muss an dieser Abschlussfeier teilnehmen, da sie nachdem ich in die Klinik kam, spontan die Leitung der Parallelklasse übernommen hat.
Der Abend ist die Hölle, weil Mona und ich nicht nebeneinander sitzen dürfen und uns nicht unterhalten dürfen. Also sitze ich neben Milan und beobachte Mona aus sicherer Entfernung. Milan hätte gerne seinen Freund mitgenommen, aber diese Schule ist immernoch ziemlich homophob.
Als der Direx endlich mit seiner langweiligen Rede fertig ist und uns allen unsere Zeugnisse gegeben hat, stoßen alle mit Sekt auf die bestandenen Prüfungen und den Abschluss und das neue Leben an. Ich hätte gerne mit Mona allein gefeiert. Meine Mutter hält es nicht für nötig, auf die Abschlussfeier zu kommen. Das ist mir aber egal. Trotzdem will ich mich mit ihr versöhnen. Wir hatten ja nicht direkt Streit, aber ich will mit ihr die Situation klären und ihr sagen, dass sie sich keine Sorgen um mich machen muss. Trotzdem werde ich nicht wieder zu ihr ziehen, sondern mein Leben mit Mona verbringen.
Die Abschlussfeier zieht sich in die Länge und als wir endlich gehen dürfen, bin ich der glücklichste Mensch in diesem Universum. Ich laufe aus der Schule und verschwende keinen Blick zurück. Die anderen bleiben noch vor der Schule stehen und reden über die vergangenen Jahre. Ich gehe weiter. Mit dieser Schule will ich nichts mehr zu tun haben und mit den Leuten will ich auch nichts mehr zu tun haben. Ich bin fast frei.
Es ist noch nicht zu spät und ich besuche meine Mutter. Als sie die Tür öffnet, schließt sie mich sofort in die Arme und weint. "Ich habe dich vermisst.", flüstert sie. "Ich habe dich auch vermisst.", entgegne ich.
Im Wohnzimmer sitzt Anna. Sie hat Tränen in den Augen und auch sie umarmt mich und sagt mir, wie sehr sie mich vermisst hat. Das hätte ich ihr gar nicht zugetraut. Als nächstes sagt sie mir, dass sie nach München zieht, da sie ein Stipendium für eine sehr gute Tanzschule bekommen hat.
Wir reden sehr lange und ich erkläre meiner Mutter, dass ich wegziehen werde. Ganz weit weg, aber dass ich zu Familienfeiern kommen werde. Auch Tom und Anna werden zu den Familienfeiern kommen. Ein bisschen Leid tut mir meine Mutter schon, sie ist jetzt ganz allein. Aber ich muss glücklich werden.
An diesem Abend schlafe ich nicht in der WG, sondern ich übernachte bei Mona. Wir reden über das letzte Jahr und feiern ein bisschen. Irgendwann sind wir so müde, dass wir ins Bett fallen und einschlafen. ich bin glücklich und sobald ich achtzehn bin, bin ich wirklich frei.
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I love you until I die | LGBTQ
Teen Fiction"Wir waren verdammt nochmal was besonderes!", rufe ich. "Sophie, sei leise, verdammt. Ich hatte Angst.", flüstert sie. "Du hast immer Angst.", sage ich ruhig und lasse meine erste große Liebe stehen. Gerade hat Sophie ihr Leben wieder im Griff, da t...