33. Die Besucherin

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Drei Wochen später darf ich endlich Besuch bekommen. Aber als mir die Therapeutin sagt, dass Mona mich besuchen will und nicht meine Mutter, falle ich aus allen Wolken. Dass meine Mutter mich nicht besuchen will, macht mir nicht wirklich etwas aus, aber dass Mona mich besuchen will, macht mich unglaublich glücklich. Am Samstag bin ich total nervös und stehe ewig vor dem Schrank. Jill hilft mir, Klamotten auszusuchen.

Mit jedem Schritt in Richtung Eingangshalle werde ich nervöser. Da steht sie, allein und verloren. Ich renne auf sie zu und falle ihr in die Arme. Eine Ewigkeit liegen wir uns in den Armen und weinen. "Ich habe dich vermisst.", flüstert sie. Wir gehen in den Park und setzen uns auf eine Bank. "Deine Mutter hat mit mir geredet. Nachdem sie mich erstmal mindestens eine halbe Stunde lang beschimpft hat, hat sie sich mir anvertraut und hat mir gesagt, dass sie an der Situation kaputt geht.", sagt sie. Das ist ja nichts Neues. "Meine Mutter ist nicht wirklich belastbar. Aber wie geht es dir?", frage ich. "Ich habe mich von meinem Mann getrennt und die Scheidung ist schon fast durch. Ich darf auch wieder arbeiten. Und was ist mit dir? Kommst du hier gut klar? Wann darfst du wieder nach Hause? Was willst du zu Hause dann machen? Willst du wieder zur Schule?", bombardiert sie mich mit Fragen. "Ich komme hier super klar, ich verstehe mich mit allen und es geht mir wirklich besser. Ich weiß noch nicht genau wann ich nach Hause darf, aber zu meiner Mutter darf ich dann wahrscheinlich nicht. Das will ich eigentlich auch nicht. Die Schule will ich so schnell wie möglich abschließen und dann an eine andere Schule gehen. Ich will später studieren und in der Mobbingberatung arbeiten.", erkläre ich. "Und ich wäre gern mit dir zusammen. Also so richtig.", füge ich hinzu. "Ich will auch mit dir zusammen sein, aber vielleicht solltest du erstmal richtig klar kommen, bis wir über eine Beziehung reden.", sagt Mona. "Wirst du mich wieder besuchen?", frage ich. "Natürlich werde ich dich besuchen, so oft es geht. Du bedeutest mir unglaublich viel und ich will dir helfen, aber ich denke, dass es für eine Beziehung noch zu früh ist. Ich habe Angst dass es dich überfordert. Aber ich bin immer für dich da.", flüstert Mona und umarmt mich.

Als Mona weg ist und ich wieder im Zimmer bin, fragt Jill, wie der Besuch war. Ich erzähle es ihr und erkläre ihr die ganze Situation. Jill schaut mich beeindruckt an. Wir reden noch ziemlich lange an diesem Tag. Es ist schön, dass ich wieder jemandem vertrauen kann.

I love you until I die | LGBTQWo Geschichten leben. Entdecke jetzt