32. Klinik - again

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"Man kann nicht im gleichen Umfeld gesund werden, in dem man krank geworden ist.", versuche ich meinen Entschluss zu erklären. So ganz überzeugt scheint meine Mutter nicht zu sein. Um ehrlich zu zu sein, ich bin auch nicht wirklich überzeugt.

Eigentlich wollte ich nie wieder in eine Klinik. Ich hasse alles hier. Aber sterben will ich auch nicht. Eigentlich schon, aber ich kann nicht, weil einige Menschen mich vermissen würden.

Die ganzen Aufnahmegespräche gehen mir mittlerweile so auf die Nerven. Als ich dann endlich in einer Gruppe bin, bin ich schon ziemlich kaputt. In meiner Gruppe sind noch drei andere Mädchen. Paula ist magersüchtig und versucht mir immer ihr Essen aufzudrängen. Marie ist depressiv und fragt mich andauernd nach Klingen oder anderen spitzen Gegenständen. Und Jill redet nicht mit mir. Mit ihr muss ich mir das Zimmer teilen. Paula erklärt mir dass Jill bipolar ist und Borderline hat.

In meiner dritten Nacht kann ich immer noch nicht richtig schlafen. Das scheint auch an Jill zu liegen, die sich im Bett wälzt und weint. Nach einigem hin und her überlegen, widme ich mich Jill. "Hey, brauchst du Hilfe?", frage ich. "Halt die Fresse!", ruft Jill wütend. Ich drehe mich genervt um und versuche zu schlafen. Jill weint weiter. Als ich aufwache, steht sie vor meinem Bett. "Wenn du das irgendjemandem erzählst, bringe ich dich um.", flüstert sie. "Ach ja, wie willst du mich denn umbringen, willst du mich mit deiner Zahnbürste zu Tode prügeln?", entgege ich spöttisch.

In den darauf folgenden Nächten weint Jill wieder. Diesmal ignoriere ich sie. "Sophie?", ertönt ihre Stimme. "Was ist?", frage ich genervt. "Ich will nicht mehr leben.", flüstert sie. Ich setze mich auf ihr Bett und nehme ihre Hand. Wir schweigen uns an, aber ich habe das Gefühl dass es ihr nach einer Weile wenigstens ein bisschen besser geht. Als sie sich beruhigt hat, will ich in mein Bett, aber sie hält meine Hand fest. "Bleib bei mir.", flüstert sie.

Am nächsten Morgen lächelt sie mich an und redet sogar ganz normal mit mir. Das bemerken die anderen auch und schauen abwechselnd von ihr zu mir. Nach der ersten Gruppentherapie kommt Paula auf mich zu. "Was ist denn zwischen Jill und dir? Normalerweise ist sie zu allen unausstehlich.", wundert sie sich. Ich zucke mit den Schultern. "Wir verstehen uns einfach.", erkläre ich. Paula zieht eine Augenbraue hoch und läuft weg. Es ist offensichtlich, dass sie mir nicht glaubt.

In den folgenden Tagen fällt mir auf, dass Paula immer mehr isst. Ich mich darüber, denn das bedeutet, dass sie am Wochenende nach draußen darf. Paula vermisst ihren Freund und er darf sie nicht besuchen, aber wenn sie nach draußen darf, dann kann sie sich mit ihm treffen.

Eine Woche später verlässt Marie die Klinik, es scheint ihr besser zu gehen. Sie will zu ihrem Vater nach Brasilien ziehen. In den wenigen Tagen sind wir zu einer kleinen Familie zusammengewachsen. An ihrem letzten Tag feiern wir und am nächsten Morgen verabschieden wir sie. Wir liegen uns in den Armen und schwören uns, dass wir in Kontakt bleiben. Als sie im Taxi sitzt, fängt sie an zu weinen und als das Taxi wegfährt, winkt sie uns zu und wir winken ihr zu, bis das Taxi verschwunden ist.

I love you until I die | LGBTQWo Geschichten leben. Entdecke jetzt