17. Nachwirkungen

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Am Montag in der Schule sehe ich Mona kurz vor dem Unterricht. Ich will Hallo sagen, aber sie schaut mich nicht an, obwohl sie genau gemerkt hat dass ich da bin.

Geknickt laufe ich in meinen Klassenraum. Die anderen sind alle total gut gelaunt, was ich absolut nicht verstehen kann, denn es ist so unglaublich früh, es ist kalt und es ist Montag. Ich hasse Montage, ich bin ein absoluter Morgenmuffel und ich hasse den Winter noch mehr als den Sommer. Hannah fragt mich wie es mir geht und ich sage dass es mir gut geht. Was soll ich auch jemanden sagen, mit dem ich während den letzten drei Monaten nur maximal zehn Worte gewechselt habe?

Auch Elli und Jonas fragen mich wie es mir geht, da sie auch merken, dass irgendwas nicht in Ordnung ist. Ich will den beiden aber nicht auf die Nase binden, dass ich mich in Mona verliebt habe und dass Mona mich offensichtlich nicht liebt. Und was zwischen ihr und mir vorgefallen ist, will ich auch niemandem erklären müssen. Ich sage dass alles okay ist, dass ich einfach nur Montage hasse und müde bin. Jonas und Elli scheinen nicht besonders überzeugt davon zu sein, aber sie lassen mich in Ruhe.

Alle lassen mich in Ruhe, außer meine Lehrer. Wie zum Teufel kann man nur Lehrer werden? Das ist absolut unverständlich. "Na, was träumen wir denn schönes?", fragt Satans Tochter. "Ich träume von einer Welt, in der Frieden herrscht und diese scheiß Bürokratie endlich weg ist, also dass es keine Schulen gibt.", sage ich. Natürlich will ich sie damit provozieren, aber sie schaut mich einfach nur an. "Jeder hat mal einen schlechten Tag.", sagt sie. Hölle, wie ich diese Frau hasse.

In der Pause laufen Jonas, Elli und ich wieder über den Schulhof und ich hoffe dass ich Mona sehe, aber sie hat wohl heute keine Aufsicht. Nach der Schule fahre ich mit meinem Motorrad zu ihr, aber ich traue mich nicht zu klingeln. Aus sicherer Entfernung beobachte ich sie. Ich kann sehen wie sie in der Küche steht und ihr Mann steht hinter ihr. Er küsst ihren Hals und sie scheint es zu genießen. Ich muss mich fast übergeben, das ist so unfassbar eklig.

Zu Hause fragt meine Mutter mich gut gelaunt, ob ich mit ihr und meiner kleinen Schwester shoppen gehen will. Ich sage nein, weil ich shoppen auf den Tod hasse, fast so sehr wie ich Satans Tochter hasse. Mein Bruder sagt mir dass ich total abgestumpft wirke und vermutlich stimmt das auch, immerhin habe ich die Liebe meines Lebens verloren.

Eigentlich sollte ich mal wieder Sport machen, mein Zimmer aufräumen, lesen oder zeichnen. Jedenfalls sollte ich nicht in Selbstmitleid zerfließen und mich selbst fertig machen. Aber das ist das einzige was ich kann. Ich bin nutzlos, das sage ich mir immer wieder und ich weiß dass es nicht so ist, aber mein Kopf sagt es mir und mein Herz ist gebrochen, weswegen ich vermute dass ich mich nie wieder in irgendjemanden verlieben kann.

Mein Bruder schleppt mich mit in eine Kneipe, so wirklich überzeugt bin ich davon nicht. Wenigstens läuft da Punk. Wir trinken sehr viel Alkohol und dann wird der Abend doch ganz lustig. Vielleicht sind Montage doch nicht so schlimm. An diesem Montag zumindest habe ich zum ersten Mal seit langem wieder ehrlich mit meinem Bruder geredet, was wahrscheinlich auch am Alkohol lag, aber das hat uns mehr zusammengeschweißt.

I love you until I die | LGBTQWo Geschichten leben. Entdecke jetzt