23. Verbotene Liebe

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Es ist Wochenende und Mona will mit mir auf die Buchmesse nach Leipzig gehen. Von der Idee bin ich mehr als begeistert, weil ich das schon immer mal machen wollte, aber meine Eltern haben es mir nie erlaubt, weil ich keine Freunde hatte, die mitgehen wollten und meine Eltern interessieren sich nicht für Bücher, zumindest nicht für die Bücher, für die ich mich interessiere. Wir fahren also los und als erstes fragt Mona mich, was ich hören will. "Ich habe auf YouTube eine total coole Sängerin gefunden, die noch total unbekannt ist, aber eine mega geile Stimme hat.", sage ich. Sie wühlt kurz im Handschuhfach rum und gibt mir ein USB-Kabel, damit ich mein Handy verbinden kann. Gespannt warte ich auf Monas Reaktion. Sie lässt sich voll und ganz auf die Musik ein, bewegt schon nach kurzem anhören den Kopf zur Musik und lächelt. "Genial.", sagt sie und ich muss auch lächeln.

Als wir im Hostel ankommen, werfen wir sofort unsere Sachen in das Zimmer und machen uns auf den Weg, um Leipzig zu erkunden. Ich wollte schon immer mal nach Leipzig, hauptsache weg aus meiner dämlichen Kleinstadt. Ich erkunde gerne fremde Städte und Mona scheint es genauso zu gehen. Wir besorgen uns keinen Stadtplan, sondern fahren einfach mal mit der Bahn irgendwohin, steigen aus und laufen durch die Straßen. Die Buchmesse geht erst morgen los, also können wir heute noch den Tag komplett genießen, bevor wir morgen unter hunderten oder tausenden von Menschen umherlaufen. Ich mag keine Menschen, erst recht keine Menschenmassen, aber mit Mona scheint das Ganze relativ erträglich zu sein.

Um zehn Uhr abends kommen wir zurück und fallen müde ins Bett. Der Tag war so unfassbar schön und ich habe nicht einmal auf mein Handy geschaut, seit wir in Leipzig sind. Mona hat eine magische Wirkung, denn normalerweise bin ich absolut handysüchtig. In dieser Nacht träume ich zum ersten Mal seit mehreren Monaten wieder etwas Schönes. Am nächsten Morgen machen wir schon um sieben Uhr auf und machen uns direkt wieder auf den Weg. Wir frühstücken bei McDonald's, was ernährungstechnisch nicht besonders gut ist, aber man lebt nur einmal. Um zehn Uhr öffnet die Buchmesse und wir sind natürlich früher da, was auch nötig ist, denn vor uns steht eine riesige Schlange. Ich hasse Menschen. Dass es so viele Bücherverrückte Menschen gibt, hätte ich auch nicht gedacht. Vor allem sind da Teenager, was mich ziemlich verwundert, denn mir kommt es immer so vor, als wäre ich die Einzige in meinem Alter, die noch Bücher liest.

Als wir endlich rein dürfen, kommt es mir so vor, als wären wir im Wunderland. Überall sind Bücher, Autoren und Menschen, die Bücher lieben. Es ist fantastisch und Mona scheint genau so überwältigt zu sein wie ich.

Auf der Rückfahrt ist Mona still. Eigentlich will ich sie fragen was los ist, aber ich habe Angst vor der Antwort.

"Sophie?"

"Ja?"

"Du weißt schon, dass du niemandem davon erzählen darfst."

"Natürlich weiß ich das. Das gehört nur uns beiden."

"Ich könnte meinen Job verlieren."

"Das weiß ich. Deswegen wird es auch nicht rauskommen."

"Hoffentlich."

"Mona, für wie dumm hältst du mich? Ich würde niemandem davon erzählen, weil ich keine Menschen mag. Außerdem bin ich halbwegs intelligent und weiß, dass dieses dumme Gesetz uns verbietet, in unserer Freizeit etwas miteinander zu unternehmen. Ich hasse Deutschland mit seinen vielen Gesetzen und dieser scheiß Bürokratie. Am liebsten würde ich einfach abhauen."

"Ich liebe dich."

Diese drei Worte schlagen ein wie eine Bombe. Ich bin schockiert, aber freudig schockiert. Ich hätte nie gedacht, dass ich diese Worte von ihr hören würde. "Ich liebe dich auch, aber das weißt du ja.", entgege ich und muss lachen. Mona lacht auch und als wir uns beruhigt haben, hören wir wieder Musik. Wir sind so gut gelaunt, dass wir laut und furchtbar schief mitsingen.

I love you until I die | LGBTQWo Geschichten leben. Entdecke jetzt