19. Der Kuss - Part zwei

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Im Englischunterricht kritzle ich zerbrochene Herzen in mein Heft. So richtig konzentrieren kann ich mich nicht. Mona geht mir immer noch nicht aus dem Kopf, aber sie muss mir aus dem Kopf gehen, sonst werde ich dieses Schuljahr auch gnadenlos verkacken.

Mir ist sogar egal dass Satans Tochter meine zerbrochene Herzchensammlung begutachtet. Sie schaut mich an und ich habe wieder dieses extrem ungute Gefühl. "Was ist los?", fragt sie. Ich zuckte mit den Schultern und hoffe dass sie weggeht. "Diese Masche zieht bei mir nicht.", sagt sie. "Scheiße, aber es hätte auch funktionieren können.", entgegne ich. "Sophie, wir gehen jetzt raus.", sagt sie. Ich verdrehe die Augen und trotte hinter ihr her. Sie geht nach oben, zu dem Platz, an dem Jonas, Elli und ich früher die Pausen verbracht haben.

"Was ist los?"

"Nichts. Was soll los sein?"

"Ich merke doch dass es dir nicht gut geht. Was ist los? Du kannst ruhig mit mir reden, ich bin nicht so schlimm wie alle denken."

"Ich will nicht reden."

"Aber ich will dir helfen."

Ich vertraue ihr nicht. Ich kann Satans Tochter einfach nicht vertrauen. Sie konnte mich nie leiden und ich konnte sie nie leiden, das war die perfekte Feindschaft. Das würde alles zerstören, wenn ich mich ihr jetzt anvertrauen würde, außerdem könnte ich ihr nichts erzählen. Und das will ich auch gar nicht.

Wir sitzen nebeneinander auf der Treppe und sie fängt an, mit ihrer Hand über meine zu streichen. Die Situation ist total gruselig und ich frage mich, wie wir in diese Situation gekommen sind. "Vertrau mir.", sagt sie. Die Situation wird immer komischer. Satans Tochter kommt mit ihrem Gesicht immer näher und küsst mich. Instinktiv hole ich aus und schlage ihr mit der flachen Hand ins Gesicht. Sie zuckt erschrocken zurück und ich renne weg. Ich renne in den Klassenraum, packe meine Sachen und renne aus der Schule, als wäre der Teufel hinter mir her, in dem Fall Satans Tochter.

Nach Hause kann ich nicht, meine Mutter wird mich bestimmt fragen warum ich früher aus der Schule komme. In der Stadt wird Satans Tochter mich wahrscheinlich als erstes suchen. Ob sie die Polizei rufen wird?

Am nächsten Morgen muss ich wohl oder übel wieder zur Schule. Ich habe starke Bauchschmerzen, weil ich so nervös bin. Wie wird Satans Tochter auf mich reagieren? Zu meiner Überraschung behandelt sie mich ganz normal. Sie lobt mich nicht, aber sie ärgert mich auch nicht. Sie lässt mich einfach in Ruhe, was ich von Anfang an wollte. Trotzdem fühle ich mich irgendwie komisch. Die anderen bemerken das und schauen abwechselnd von ihr zu mir. In der Pause fragt Elli, was denn zwischen uns vorgefallen ist und ich sage ihr, dass ich Satans Tochter eine geknallt habe. Elli umarmt mich und sagt mir, wie toll das ist, Jonas schaut mich besorgt an. "Hat sie das unserem Direktor erzählt oder hat sie dich angezeigt?", fragt er. "Nein, sie ignoriert mich. Sie lobt mich nicht mehr, aber sie ärgert mich auch nicht mehr. Ob sie mich angezeigt hat weiß ich nicht, das werde ich wahrscheinlich die nächsten Tage erfahren und der Direx hat mich auch noch nicht rausgeschmissen.", antworte ich. "Das ist unsere alte Sophie, die habe ich die ganze Zeit vermisst.", sagt Elli begeistert. "Ob das so gut ist..", zweifelt Jonas.

I love you until I die | LGBTQWo Geschichten leben. Entdecke jetzt