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❞ 𝔸 𝕨𝕠𝕞𝕒𝕟 𝕚𝕤 𝕒 𝕘𝕦𝕟. ❝

Erschrocken blickte ich den Mann im Eingang an. Er war in einem eleganten schwarzen Anzug mit lilafarbenem Einstecktuch gekleidet. Sein Seidenhemd war farblich genau auf das Einstecktuch abgestimmt und sah extravagant aber dennoch ziemlich stilvoll aus.

Nur wenige Schritte hinter ihm waren zwei Bodyguards eingetreten und flankierten ihn schützend von den Seiten. »Bon-« Ich wurde abrupt in meinem Satz unterbrochen, da James meine Lippen mit seinen blitzschnell verschloss und mich somit abwürgte. Verdammt, ich verstand die anderen Frauen! Der Kerl konnte wirklich gut küssen, denn seine Lippen bewegten sich nun sanft und zärtlich gegen meine. LeChiffre ließ beinahe betont gelangweilt seinen Blick durch den Raum schweifen und so bemerkte ich erst jetzt meinen Fehler! Ich hätte uns fast verraten, indem ich James bei seinem Nachnamen angesprochen hatte, und James hatte es gerade noch geschafft die Situation zu retten. Ziemlich elegant gelöst, ehrlich gesagt.

Ich könnte James Ewigkeiten weiter küssen, während ich LeChiffres Blick auf uns spürte. Er schien einen Moment lang zu überlegen, ob er uns schon mal gesehen hatte, jedoch ging sein Blick dann weiter und James ließ von mir ab. Er trat einen Schritt zurück und beobachtete LeChiffre sichtlich angespannt. Dieser hatte sich soeben mit den Gorillas an einen Tisch im hinteren Teil des Restaurants gesetzt.
Jetzt musste  alles nach Plan laufen oder unsere Tarnung flog auf und wir waren im Arsch. Genauer gesagt: Tot.
Agent 007 (Ihn in einer solchen Situation so zu nennen, machte es mir einfacher professionell zu sein.) nickte mir knapp zu und blickte mich fest an. Ich erwiderte seinen Blick entschlossen und er schob mir eine Abhörwanze unauffällig über den Tisch hinweg zu. Ich griff danach und erhob mich von meinem Stuhl.  Langsam, lässig und betont mit meinen Hüften und Reizen spielend schritt ich elegant mit meiner Tasche an dem Tisch von LeChiffre vorbei. Glücklicherweise saß dieser am Rand des Tisches im Gang, was mir mein Vorhaben erleichterte. Ich hob meine Handtasche ein kleines bisschen zu hoch und kippte im Vorbeigehen ein Glas Rotwein um, direkt auf LeChiffres Anzug. Bingo!

„Oh nein! Entschuldigung! Das tut mir so leid, Sir!" rief ich hektisch aus, schnappte mir eine Serviette, um auf dem roten Fleck auf seinem weißen Hemd herum zu reiben, wodurch ich den Wein jedoch immer weiter einrieb. Entnervt blickte LeChiffre mich an.
„Passen Sie doch auf!"
„Tut mir wirklich leid!"
„Das sagten Sie bereits!" knurrte er.
„Schon gut! Lassen Sie das!" zischte er nun ungehalten und schob meine Hände von sich.
„Sir, ich werde Ihnen das ersetzen." betonte ich erneut.
„Verschwinden Sie jetzt!" fuhr er mich an und riss die Arme hoch, während ich genau in diesem Moment von ihm abließ. Gerade rechtzeitig hatte ich die Wanze angebracht.

James nickte mir anerkennend zu, während ich wieder elegant zurückkehrte. „Gut." Ich schüttelte nur fassungslos den Kopf. "Gut?! Das war gerade eine schauspielerische Glanzleistung! Ich hätte einen Oscar verdient!" empörte ich mich grinsend. Aber wahrscheinlich sollte man sich geehrt fühlen, wenn man überhaupt sowas aus seinem Mund zu hören bekam. Er schmunzelte nur und hob lässig die Hand, an deren Gelenk eine Omega Uhr hervorblitzte. Als hätte man einen Hund zurückgepfiffen, stand der Oberkellner sofort vor uns.
„Die Rechnung und eine Flasche Ihres besten Weines als Entschuldigung für den Herren dort drüben!" erklärte er mit einem Nicken auf LeChiffre
„Aber Sir, Sie haben noch nicht gespeist!" entfuhr es dem Chef de Rang entsetzt.
„Wir möchten gehen!"
„Nun gut, warten Sie bitte einen Moment." bat der Chef de Rang und schickte nebenbei auch noch den Sommelier zu Tisch.
Nachdem die Zahlung erfolgt war, zog James mich blitzschnell aus dem Restaurant hinter sich her. Wir rannten zum Hinterhof und er drückte mich als Alibi gegen die Wand neben das Fenster, welches genau im Blickfeld von LeChiffres Tisch lag. Einige Hilfsköche und Tellerwäscher traten zum Rauchen ab und zu vor die Tür und betrachteten uns abfällig. James ließ sich davon jedoch nicht beirren, sondern drückte den Chip in seinem Ohr an und spähte durch's Fenster zum Tisch. Auch ich aktivierte meinen Chip und konnte nun die leicht verzerrten Worte hören.

„Haben Sie, was wir möchten?" hörte ich eine tiefe, raue Stimme.
„Natürlich! Die Beschaffung wird noch etwas dauern, aber ansonsten wird alles ohne Probleme verlaufen." antwortete LeChiffre gelassen, während er einen Schluck des ihm ausgebenden Weines nahm.
„Nun, die Goldene Rose ist eine ehrbare Organisation in jeglichen Belang. Bei uns herrschen keine ethnischen Grenzen, wie Sie bereits wissen sollten. Unsere Unterstützung hat dennoch ihren Preis."
„Welchen ich voll und ganz akzeptiere."
„Wir werden Sie erneut kontaktieren und über den weiteren Verlauf des Auftrags in Kenntnis setzen. das gewünschte Objekt wird am nächsten Abend in Paris eintreffen. Sie werden es erkennen."

Verwirrt blickte ich Bond an. Seine Kiefermuskeln mahlten angespannt, während er fieberhaft überlegte, worum es sich handeln könnte.
„Q?" Ein Knacken in der Leitung verriet die Anwesenheit des Quatiermeisters.
„Agent 004? Steht's zu Diensten, was kann ich tun?"
„Welche Flüge gehen heute noch nach Paris?"
„Nur einer, in genau einer halben Stunde!"
„Verdammt!" fluchte ich. 007 hatte sich in die Leitung eingeklinkt.
„Dann müssen wir eben schnell sein." meinte er und ich sah das herausfordernde Funkeln in seinen Augen. Der Kampfgeist des Agenten war hiermit geweckt worden.
„Q. Buche Tickets auf James und Laura Bond für Hochzeitsreise nach Paris!"
„Irgendetwas, dass Sie mir mitteilen möchten oder das ich wissen müsste, Bond?" hörte ich Q's spöttische Stimme in meinem Ohr widerhallen.
„Hören Sie auf mit Ihren Witzen, Q. Das ist mein Fachgebiet! Wenn LeChiffre da ist, wird es so glaubwürdiger."
„Natürlich..." Ich hörte sein verdammtes Grinsen förmlich.
„Klappe oder ich werde die Ausrüstung in ihren einzelnen Bestandteilen zurückbringen, auch die Walther PPK!"
„Bond, hören Sie auf mir zu drohen. Wir beide wissen, dass Sie das so oder so tun werden. Abgesehen davon, ist es Ihr Problem, wenn Sie auf die nächste Mission ohne Waffe gehen..." Touché.
Bond verdrehte entnervt die Augen und ich musste grinsen.
„Fahren Sie in Ihr Hotel zurück. Ich werde die Flüge und das neue Hotel buchen."
„Du bist der Beste, Q!" meinte ich.
„Weiß ich doch!" antwortete er und ich sah sein Grinsen förmlich vor mir.
Bond schnaubte nur.

Im Zimmer angekommen, schmiss ich alle Sachen einfach in den Koffer. Vorher zog ich mir noch reisetaugliche Kleidung an. Bereits zum zweiten Mal kontrollierte ich, ob ich nicht doch irgendeine kleine Sache, welche unsere Identität auffliegen lassen könnte, vergessen hatte. Doch ich war auch schon zum wiederholten Male das Bad durchgegangen und fand glücklicherweise nichts. Ich wuselte noch ein wenig in meinem Zimmer herum und plünderte die überteuerte Mini-Bar. Hoch lebe das MI6, das alle Kosten übernahm, dachte ich mir, während ich genüsslich in einen Schokoriegel biss! Verwundert blickte ich auf die Uhr. Wo blieb Bond denn? Nicht, das Unpünktlichkeit etwas besonderes bei ihm wäre, aber – Ich stieß einen leisen Schrei aus und ließ beinahe meinen Schokoriegel fallen.
»Störe ich?« fragte Bond mit einem verschmitzten Grinsen auf den Lippen.
Wie lange stand er da denn schon?!
»Lange genug.«
»Habe ich das laut ausgesprochen?«
»Offensichtlich.« Er lehnte lässig mit verschränkten Armen im Türrahmen.
»Nun, Miss Lockwod, wir brechen in zwei Minuten auf. Ich checke uns aus.«
Ich nickte nur abwesend. Wir waren also wieder zum Sie zurück gekommen. Nachdenklich drehte ich den Ring an meinem Finger. Er schimmerte weißgolden.
»Ist er echt?« fragte ich Bond leise.
»Hm?«
»Der Ring, ob er echt ist?« wiederholte ich die Frage lauter.
»Natürlich.«
»Eigentlich eine traurige Verschwendung für eine Fake-Verlobung, viele Paare wären glücklich so etwas zu besitzen!«
»Sie können ihn danach gerne der Hilfsorganisation "Wohltätige Zwecken für Verlobte" spenden!« meinte er spöttisch.
Ich verdrehte die Augen. Idiot.
»Na los, gehen wir.« meinte ich dann zwei Sekunden später und marschierte strammen Schrittes an ihm vorbei.

Golden Roses | A James Bond fanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt