T W E N T Y E I G H T

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❞ 𝕀 𝕟𝕖𝕧𝕖𝕣 𝕞𝕖𝕒𝕟𝕥 𝕥𝕠 𝕕𝕖𝕡𝕖𝕟𝕕 𝕠𝕟 𝕪𝕠𝕦, 𝕠𝕟 𝕒𝕟𝕪𝕠𝕟𝕖,
𝔹𝕖𝕔𝕒𝕦𝕤𝕖 𝕀 𝕡𝕣𝕠𝕞𝕚𝕤𝕖𝕕 𝕥𝕙𝕒𝕥 𝕀 𝕨𝕠𝕦𝕝𝕕 𝕟𝕖𝕧𝕖𝕣 𝕗𝕖𝕖𝕝 𝕥𝕙𝕒𝕥 𝕨𝕒𝕪

𝔹𝕦𝕥 𝕟𝕠𝕨 𝕞𝕒𝕪𝕓𝕖 𝕀 𝕟𝕖𝕖𝕕 𝕪𝕠𝕦 𝕥𝕙𝕖 𝕨𝕒𝕪 𝕥𝕙𝕖 𝕖𝕒𝕣𝕥𝕙 𝕟𝕖𝕖𝕕𝕤 𝕥𝕙𝕖 𝕤𝕦𝕟 𝕥𝕠 𝕤𝕖𝕖 𝕒𝕟𝕠𝕥𝕙𝕖𝕣 𝕕𝕒𝕪. ❝

Eilige Schritte trugen mich durch die endlosen grauen Gänge des Riverhouse zum Schießstand. Ich hatte eines von Q's Babys mitgehen lassen und hoffte inständig, der Quartermaster wurde nichts bemerken, bevor das Teil wieder an Ort und Stelle lag oder man würde mich einen Kopf kürzer machen. Q hatte natürlich dicht gehalten und mir nichts über James' Vergangenheit erzählt. Diese Tatsache beruhigte ein wenig mein schlechtes Gewissen, denn ich war an keine Informationen gekommen, die mir James oder die Akte nicht sowieso schon freigeben hatten.

Es war schließlich kurz vor Weihnachten. Nur noch sieben Tage und eine Weihnachtsfeier des Six am morgigen Tag galt es zu überstehen und dann stand das heilige Fest vor der Tür. Normalerweise war ich kein begeisterter Anhänger religiöser Traditionen. Diese Feste machten mich nur melancholisch und brachten alte Erinnerungen, die ich tief vergraben hatte, an die Oberfläche meines Bewusstseins zurück. als Waisenkind mochte man keine Feiertage. Man sieht am Weihnachtstag all die geschmückten Fenster und die glücklichen Familien innerhalb des Hauses, während man einen Beschattungsauftrag mit seinem Team der Academy bekommt und stundenlang in der eisigen englischen Kälte sitzen darf und darauf wartet, dass sich ein gefährlicher Terrorist aus seiner warmen Behausung und dem liebevollen Kreis seiner Familie in einer Wohnung in Soho entfernt.

Natürlich bewegt sich dieser nicht aus der behaglichen Wärme und wird also erst zwei Tage nach dem Weihnachtsfest auf unerklärliche Weise mit einem sauberen Kopfschuss tot in einer Seitengasse von Whitechapel neben einem Tesco aufgefunden.

Aber dieses Jahr, dieses Jahr hatte ich ein gutes Gefühl. Ich wusste nicht, weshalb, aber ich freute mich darauf, Weihnachten mit James zu verbringen. Es würde das erste Weihnachten seit etwas mehr als einem Jahrzehnt werden, dass ich nicht alleine in meiner Wohnung oder einem Zimmer in der Academy verbringen würde...

*oOo*

Am Schießstand angekommen, inspizierte ich die Waffe, die ich aus dem Labor hatte mitgehen lassen. Die Waffe wog schwer in meinen Händen und hatte einige Kratzer am Abzug und am Lauf. Meiner Erfahrung nach handelte es sich um eine Arsenal Firearms LRC-2, die durch einen Aufsatz zum Gewehr umfunktioniert wurde. Ich schätzte sie auf ungefähr 700 Gramm und die Länge betrug 300mm. Sie umfasste neun Schuss und war halbautomatisch.

Neugierig warf ich einen Blick durch das Fernrohr mit eingebauten Nachtsichtgerät, das eine hohe Trefferquote garantierte. Ich richtete den roten Laserpunkt auf das Ziel in zehn Metern Entfernung und betätigte den Abzug. Sofort traf ich ins Schwarze.

Ich hörte wie sich die Arsenal mit einem Klicken erneut lud. Ich hatte nichts zum Nachladen und musste Munition sparen, damit Q nichts bemerkte, deshalb sicherte ich die Waffe und entleerte das Magazin auf den Tisch von dem Schießstand vor mir. Vier Patronen waren noch vorhanden. Das musste also reichen.

Jetzt musste ich die Waffe nur noch unbemerkt wieder ins Labor schmuggeln. Ich sicherte die Waffe abermals und bewegte mich zielstrebig in Richtung Aufzug. Die silbernen Türen schlossen sich beinahe lautlos hinter mir und ich drückte auf das X neben dem auf einem Messingschild „Branch" stand. Die roten Zahlen liefen rückwärts in einem kleinen Bildschirm über der Tür ab. Mit einem Signalton kam der Aufzug zum Stillstand und eröffnete mir die Türen zum Chaos.

Im Inneren der Branch herrschte ein reges Durcheinander. Minions rannten aufgescheucht herum, Kaffee wurde gekocht, Bildschirme überwacht, zerstörte Waffen (der Größteil vermutlich von Bond) wurden ins Labor gebracht und Autos neu aufgetankt. Man sah wie Zielpersonen auf verschiedenste Computer übertragen wurden. Irgendjemand koordinierte gerade eine Verfolgungsjagd durch Edinburgh's Straßen.

Ich gelangt unbemerkt zum anderen Ende des Gangs der durch unzählige Reihen von weißen Schreibtischen, die mit leeren Tassen und Papierkram sowie Elektronikschrott belegt waren, gesäumt war. Ich stand vor einer milchigen Glastür, von der der Raum von Q's Labor getrennt wurde. Wie die Burg vom Thronsaal mit dem König. Die Tür öffnete sich und mein Blick fiel auf M, Q und 007. Während Q sich wie M mit einer Tasse Earl Grey an einen der Forschungstische lehnte, saß James falsch herum auf dem Drehstuhl und stützte die Arme verschränkt auf der Rückenlehne ab.

Bei Betreten des Labors hab James seinen Blick und seine blauen Augen flackerten kurz, dann wirkten sie wieder gefasst. Q nahm noch einen Schluck Tee, M nickte mir zu und beendete seine Rede.

»Ich wünsche Ihnen viel Glück, 007. Und hoffe Sie nach Weihnachten wohlbehalten wiederzusehen.« Dann verließ er das Büro.
»004.« Schon war er zur Tür hinaus. Verwirrt sah ich dem Chef nach.
Unbemerkt legte ich die Waffe auf dem Tisch hinter mir ab und drehte mich zu den beiden Männer vor mir um. Q hatte seine Tasse mit einem dumpfen Geräusch zurück auf den Schreibtisch gestellt. Da ich nicht wusste, wo ich hinsollte, hielt ich zielstrebig auf James zu.
»Rutsch mal!« meinte ich zu James und schob ihn von dem Stuhl, nur um mich im Anschluss selbst darauf zu setzen. James quittierte das Ganze mit hochgezogener Augenbraue, während Q sich ein amüsiertes Grinsen nicht verkneifen konnte.
»Tja, 007. Laura hat Sie ziemlich im Griff.« James schnaubte nur und ich grinste, als Q mir zu zwinkerte.

»Worüber habt ihr gesprochen?« fragte ich interessiert. James sah Q an, welcher den Blick bedeutungsschwer erwiderte. Aber keiner von beiden gab mir eine Antwort.
»Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie dieses Gespräch außerhalb meines Labors führen könnten.« verkündete Q James schließlich. Der nickte mechanisch. Überrascht stand ich auf und folgte ihm aus dem Raum in die Garage.

»Also? Ich verlange eine Antwort, James.«
»Mallory hat sich mit mir über die bevorstehende Mission unterhalten...«
»Und? Was gibt es neues? Hat man LeChiffre gefunden?« fragte ich neugierig.
»Nein, du verstehst nicht ganz, Laura. Es geht um meine nächste Mission.«
»Ähm...Okay? Was ist los? Ist etwas schlimmes passiert? Wann bist du denn weg?«
»Darum geht es doch gerade! Die Mission startet voraussichtlich am 21.12.«
»Aber das ist ja übermorgen! Und über Weihnachten!« Ich schluckte. Ich hatte mich gefreut. Es würde wieder ein einsames Weihnachten werden.
»Es tut mir leid.« Er konnte nichts dafür, versuchte ich mir einzureden. Er konnte nichts dafür!
»Wann? Wann hast du es erfahren.« Er wurde blass um die Nase.
»Sag mir einfach nur, seit wann du es weißt!«
»Zwei Monaten!? Du weißt, dass seit zwei verdammten Monaten!? Ich habe mich so gefreut. Ich habe Deko besorgt. Kakao, Tee, dicke Decken, Christbaumschmuck und Backbücher! Sogar Geschenkpapier, weil ich dir ein verdammtest Geschenk gekauft habe!« Ich war enttäuscht. So enttäuscht. James zuckte zusammen.
»Wann hattest du vor es mir zu sagen, James?« Wieder erhielt ich keine Antwort. Trauer und Wut vermischten sich mit der Enttäuschung, die mein Herz eisig umklammert hielt.
»Weißt du was?! Vergiss es einfach!« zischte ich, dann drehte ich mich um und stürmte zur nächsten U-Bahnstation.

Ich sah nicht mehr, wie sich mein Enttäuschung in seinen Augen widerspiegelte.

*oOo*

A/N: Freue mich über jegliche Kommentare, Verschwörungstheorien, Beschimpfungen für James oder sonstiges. Und wünscht ihr euch mehr Kapitel aus James' Sicht? Liebe Grüße. MR

Golden Roses | A James Bond fanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt