T H I R T Y F I V E

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❝𝕀'𝕞 𝕔𝕣𝕒𝕧𝕚𝕟𝕘 𝕥𝕙𝕖 𝕥𝕒𝕤𝕥𝕖 𝕠𝕗 𝕨𝕙𝕚𝕤𝕜𝕖𝕪 𝕒𝕟𝕕 𝕔𝕚𝕘𝕒𝕣𝕖𝕥𝕥𝕖𝕤 𝕗𝕣𝕠𝕞 𝕪𝕠𝕦𝕣 𝕝𝕚𝕡𝕤.❞

Um ehrlich zu sein hatte ich keine Ahnung, wie ich es am nächsten Morgen von meinem Bett in M's Büro geschafft hatte. Ohne Q's Hilfe würde ich wahrscheinlich noch immer in meinem Bett liegen und voller Verzweiflung versuchen James zu erreichen. Doch langsam schlug diese tiefe Verzweiflung in Tatendrang um. Ich musste etwas tun, wenn nicht, würde ich bald durchdrehen. Deshalb hatte ich mich aus dem Bett gequält und mit kalten Waschlappen auf den Augen gegen die Tränensäcke gefrühstückt. Q hatte es geschafft mir etwas Tee und Gebäck einzuflößen, dann waren wir zum Six gefahren und er hatte mich bis vor M's Tür gebracht.

Dankbar hatte ich ihn umarmt und er hatte mich fest an sich gedrückt. Ich hatte ihm für alles, was er für mich getan hatte, gedankt. Er hatte mich nochmals sanft angesehen und versichert, dass er sich melden würde, sollte er etwas Neues von James' derzeitiger Lage erfahren. Dann war er umgedreht und in Richtung Q-Branch abgebogen.

*oOo*

Nun saß ich hier in M's Büro und rutschte unruhig auf dem Ledersessel herum, auf welchen er mich verdonnert hatte Platz zu nehmen. Ich wartete ungeduldig darauf, dass er zurückkehrte und betete, dass Q ihn schon über die jüngsten Geschehnisse unterrichtet hatte, sodass wir schneller zur Sache kommen konnten. Als sich endlich die Tür öffnete, wäre ich beinahe aufgesprungen. Stattdessen riss ich mich zusammen versuchte einen möglichst neutralen Gesichtsausdruck aufzusetzen. Gute Miene zum bösen Spiel. Sofort setzte ich meine emotionslose Maske auf, stand auf und reichte M die Hand.

»Guten Tag, Sir.« Begrüßte ich ihn förmlich und bemühte mich um einen selbstbewussten und ruhigen Tonfall. Ich hoffte, er bemerkte das Zittern darin nicht.

»Guten Morgen, 004. Wie kann ich Ihnen behilflich sein? Gehe ich recht in der Annahme, dass es um die neusten Ereignisse geht?«

»Ich wollte mit Ihnen über 007's Verschwinden in Russland sprechen. Ich möchte ihm auf die Mission in Russland folgen. Vielleicht ist es mir möglich ihn ausfindig zu machen.« M sah mich lange mit einem unleserlichen Blick an. Schließlich runzelte er die Stirn.

»Ich wüsste nicht, weshalb ich einen weiteren meiner Agenten in dieses Gefahrengebiet schicken sollte. Im MI6 werden Agenten nach mehreren Tagen ohne Lebenszeichen für Tod erklärt. Ich möchte Sie nicht verlieren, nur weil Sie einer Leiche hinterher jagen möchten. Das ist es nicht wert. Wir setzen keine Top-Agenten auf ‚Kalte' an.«

Ich schluckte angesichts der Bezeichnung und versuchte meine Wut zu zügeln und hinter einer Mauer zu verstecken.

»Nun, Sie kennen 007, Sir. Abgesehen davon könnte er in Schwierigkeiten stecken. Es besteht eine geringe Wahrscheinlichkeit, dass dieser Agent noch am Leben ist. Da er mein Mentor war, ist es mir ein persönliches Anliegen ihn zu finden.«

»Es tut mir leid, Sie enttäuschen zu müssen, 004. Jedoch schicke ich meine Agenten nicht auf unsinnige Himmelfahrtskommandos. Schon gar nicht, wenn Rache im Spiel ist.«

Wenn er nur wüsste, dass viel mehr dahinter steckte als nur der primitive Sinn nach Rache.

»Ich bitte Sie mir die Erlaubnis zu erteilen. Schließlich gibt es Grund zur Annahme, dass LeChiffre hinter 007's Verschwinden steckt. Ich könnte ihn mit etwas Glück stellen und der britischen Regierung ausliefern. Ich reche mit höchsten Freuden des Premierministers, sollte es mir gelingen, ihn ausfindig zu machen. Stellen Sie sich nur die Ehre vor, die ihnen der Premier zuteil kommen lassen würde. Sie und ihr Service hätten das Land gerettet!«

Das war mein letztes Ass im Ärmeln, wenn er mir nun keine Erlaubnis gab, würde ich diese Mission auf eigene Faust und ohne Unterstützung durchführen müssen.

M's sah mich erneut stumm an und musterte mich von oben bis unten. Innerlich wand ich mich unter dem Blick, jedoch ließ ich nichts davon nach außen durchscheinen. Er ließ laut Luft aus seinen Lungen entweichen, rieb sich die Augenbrauen und blieb stumm. Schließlich seufzte er.

»Ich werde Sie nicht davon abhalten können und da ich kein weiteres Leben unnötig riskieren möchte, werden Sie mit voller Ausstattung von der Q-Branch morgen den nächsten Flieger nach Sankt Petersburg nehmen. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie täglich Ihren Bericht bei Q durchgeben, sodas wir zu jeglichem Zeitpunkt Kenntnis über den Fortschritt Ihrer Mission besitzen. Haben Sie das verstanden?«

Ich nickte und bekämpfte ein erleichtertes Lächeln, welches an meinen Lippen zupfte.

»Vielen Dank, Sir. Sie werden diese Entscheidung nicht bereuen. Ich werde mein Bestes geben, um 007 zu finden.« bedankte ich mich und hatte das Gefühl, als hätte man mir einen Berg Steine von dem Herzen genommen.

»Das hoffe ich für Sie, 004.«

*oOo*

Die letzten Vorbereitungen wurden getroffen, ich ging mit Q zum letzten Mal das Equipment des bevorstehenden Auftrags durch und wurde mit den Worten ‚alles unversehrt wiederzubringen, obwohl es sowieso hoffnungslos ist, das zu sagen.' entlassen. Später hatte Q mir nochmals seine vollste Unterstützung zu gesichert und ich war mit einem in Eile gepackten Koffer zum Flughafen gefahren. Nun saß ich in dem nächsten Flugzeug Richtung Sankt Petersburg.

Mein Kopf lehnte gegen die kleine Scheibe des Flugzeugs der britischen Fluggesellschaft und ich verfolgte die Spuren, die die Regentropfen auf der glatten Oberfläche hinterließen. Immer wieder wanderten meine Gedanken zu ihm und nur ihm. Seine blauen Augen und das verschmitzte Grinsen drehten sich vor meinen Augen unzählige Male im Kreis. Was würde ich dafür geben, mit meiner Hand nun über seine stoppelige Wange fahren, unsere Hände verschränken und einfach wieder auf dem Balkon in Paris sein zu können?

Was sollte ich tun, wenn er gestorben war und ich nur gekommen war, um seinen Leichnam zu finden? War diese traurige, endgültige Gewissheit nicht schlimmer als dieser Funke Unwissen, der dennoch die Hoffnung auf einen lebenden James am Leben erhielt? War Ungewissheit nicht machmal doch besser als die schmerzliche Wahrheit?

Vielleicht war ich ja nur zu einer Mission aufgebrochen, um erneut einen Hugo mit nach England einzuführen? Man merkte, dass in meinem Kopf noch immer Ausnahmezustand herrschte. Ich seufzte und versuchte meine überreizten Nerven zu beruhigen, während mein Atem die kleine Scheibe, in der ich mich zuvor noch gespiegelt hatte, beschlug.

Mir blieb weiterhin nichts anderes übrig als zu hoffen, dass es James gut ging.

Golden Roses | A James Bond fanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt