T H I R T Y S I X

908 41 9
                                    

❝ 𝕋𝕙𝕖𝕤𝕖 𝕤𝕔𝕣𝕖𝕒𝕞𝕤 𝕙𝕒𝕧𝕖 𝕓𝕖𝕖𝕟 𝕔𝕒𝕦𝕘𝕙𝕥 𝕚𝕟 𝕞𝕪 𝕙𝕖𝕒𝕕, 𝕔𝕒𝕦𝕘𝕙𝕥 𝕚𝕟 𝕞𝕪 𝕙𝕖𝕒𝕕. 𝕀'𝕞 𝕓𝕣𝕖𝕒𝕜𝕚𝕟𝕘 𝕥𝕙𝕣𝕠𝕦𝕘𝕙 𝕥𝕙𝕖 𝕨𝕒𝕝𝕝𝕤. 𝕀 𝕥𝕒𝕜𝕖 '𝕖𝕞 𝕥𝕠 𝕥𝕙𝕖 𝕘𝕣𝕠𝕦𝕟𝕕. 𝕃𝕚𝕘𝕙𝕥 𝕞𝕪 𝕗𝕚𝕣𝕖 𝕦𝕡. 𝔹𝕦𝕣𝕟 𝕥𝕙𝕖 𝕓𝕣𝕚𝕕𝕘𝕖𝕤 𝕕𝕠𝕨𝕟. 𝕎𝕖𝕝𝕔𝕠𝕞𝕖 𝕥𝕠 𝕥𝕙𝕖 𝕣𝕦𝕞𝕓𝕝𝕖.❞

Sankt Petersburg empfing mich mit Schnee. Viel Schnee. Sehr viel Schnee. Mein Schal flatterte im  wild im eisigen Wind, der mir im Gesicht biss, als ich die Gangway zum Bus hinabstieg. Die Scheiben des Busses waren beschlagen und die Menschen drückten sich dicht beinander auf dem engen Raum. Einige russische Worte wirbelten durch die Luft und ich schnappte sie auf. Nichts wichtiges, jedoch spannte ich mich aufgrund des kantigen, scharfen und ungewohnten Akzents sofort an.

Mit dem Gepäck stand ich vorm Flughafen und musste unwillkürlich an meine letzte Mission in Ägypten denken. Deren Ausgang würde mir nun wieder schmerzlich bewusst. Seufzend zog ich mein Handy aus einer Manteltasche hervor.

»Hey Q. Kannst du mir mal bitte die Adresse des Hotels durchgeben?« fragte ich.

»Natürlich. Ein Chaffeur wird in wenigen Minuten bei Ihnen sein, 004. Melden Sie sich bitte erneut, wenn Sie Ihr Hotel erreicht haben.«

»Bestätige.«

Ein silbergrauer Panamera rollte in meinem Blickfeld und kam vor mir zum Stoppen?«

»Вы миссис Локвуд? (Sind Sie Frau Lockwood?)« fragte ein Russe mit verkniffenem Gesicht mich.

»Да, это я. (Ja, die bin ich.)«

Er nickte knapp, stieg aus dem Wagen, öffnete mir die Tür und nahm mir den Koffer ab. Dann nannte ich ihm meine Adresse. Lautlos verschwand der Wagen in der Nacht in den dunklen Straßen Sankt Petersburgs.

*oOo*

Der nächste Morgen war grau und wolkenverhangen. Die weißen Flocken tanzten durch die Straßen, während ich meine Walther ins Holster steckte und mich auf den Tag vorbereitete. Mein Plan war, zuerst an dem Ort, an dem der Sender zuletzt seinen Standort übertragen hat, nach ihm zu suchen. Vielleicht fand ich dort Hinweise auf seinen Verbleib.

*oOo*

Der letzte bekannte Standort entpuppte sich als verlassene Fabrikhalle am Fontanka Fluss. Es war ein heruntergekommenes Gebäude gigantischen Ausmaßes. Das Schloss am Zaun war aufgebrochen und rostend am Boden zurückgelassen worden. Mit einer kleinen Bewegung aktivierte ich den Sender, der in meinem Ohr war. Sobald ich sicher war, dass er die Übertragung startete, öffnete ich das abscheulich quietschende Eisengitter. Unkraut sprießte zwischen den großen gebrochenen Betonplatten hervor, über die meine Schritte lautlos hinweg hallten.

Ein großes Garagentor hing schief in den Angeln und ermöglichte mir einen problemlosen Eintritt in die Halle. Mein Atem schlug Wölckchen und das graue Licht fiel durch die zerbrochenen Glasscheiben. Scherben knirschten unter meinen Schritten, als ich versuchte mir einen Überblick zu schaffen. Ein großer Lastenkran erstreckte sich über die gesamte Decke der Halle. Einige Feuertreppen führten nach oben und Licht fiel durch die Ritzen im Mauerwerk. Allerhand Krempel stand in dem verlassenen Gebäude.

Ich ging hinter einem alten Karren in Deckung und wollte gerade mein weiteres Vorgehen planen, als ein metallischen Scheppern von der anderen Seite der Halle ertönte. Sofort drückte ich mich näher an den Karren und zog meine Waffe. Nun herrschte ohrenbetäubende Stille. Einige Zeit verging und ich entsicherte mit einem lautlosen Klicken die Walther. Plötzlich knackte etwas unter meinem rechten Schuh. Als ich hin von Boden hob, sah ich die zerbrochenen Reste eines Senders. James' Sender. Dann wurde das Geräusch von Schritten zu mir herüber getragen.

Ich verharrte lautlos und lauschte, wie sie immer näher an meine Deckung herankamen. Ein Schatten fiel über die Kante des Karren. Als die Person um die Ecke des Karren kam, hatte ich den Vorteil des Überraschungsmoments . Deshalb sprang ich auf, wirbelte herum, verdrehte ihren Arm auf den Rücken und presste den Lauf meiner Walther gegen die Schläfe meines Opfers.

Ein blonder Mann mit grünen Augen, Ende dreißig starrte mich ängstlich an. Er versuchte die panisch an die Pistole an seinem Gürtel zu kommen, jedoch drückte ich meine Waffe nur noch stärker gegen seinen Kopf, sodass er die Hände hob.

»Wo ist er?« fragte ich ihn.

»Wo ist wer?« erwiderte er in gebrochenem Englisch und sah mich feindselig an.

»Ein Mann, der vor wenigen Tagen hier war. Blond, groß und trainiert. Britischer Akzent.«

»Der Mann mit den eiskalten blauen Augen? Ich weiß nicht, wo er ist!« Eiskalte blaue Augen? Das klang nach James.

»Hören Sie auf zu lügen. Sie sind im offenkundig begegnet.«

»Ich habe keine Ahnung, wo er hinwollte.«

Ich sicherte und entsicherte meine Walther erneut, dann legte ich den Zeigefinger auf den Abzug.

»Sind Sie sich da ganz sicher?« Er wimmerte kurz.

»E-Er sprach von Kontaktpersonen und einem Moniseur LeChiffre. Man sagt, dass er sich seit Tagen am Hafen rumtreibt. Er bewegt sich zwischen den Containern wie ein Schatten. Schon seit Tagen werden Leichen zwielichtiger Männer gefunden. Die alten Fischer glauben, dass dem blonden Mann der Tod folgt. Er soll sein ständiger Begleiter sein.« Ich schnaubte, denn diese Märchen würden James' Ego ins Unermessliche schießen lassen, sollte er sie zu hören bekommen.

Der Hafen würde mein nächstes Zeil werden. Wenn ich Glück hatte, würde ich dort auf den halsbrecherischen Agenten treffen, von dem ich inzwischen überzeugt war, dass er noch lebte. Als ich schnellen Schrittes die Fabrikhalle mit neuen Erkenntnissen verließ, klang noch immer der Schuss und der Schrei des Mannes in meinen Ohren nach.

Golden Roses | A James Bond fanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt