T W E N T Y S I X

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❞ 𝕀'𝕞 𝕗𝕣𝕚𝕖𝕟𝕕𝕤 𝕨𝕚𝕥𝕙 𝕥𝕙𝕖 𝕞𝕠𝕟𝕤𝕥𝕖𝕣 𝕥𝕙𝕒𝕥'𝕤 𝕦𝕟𝕕𝕖𝕣 𝕞𝕪 𝕓𝕖𝕕.
𝔾𝕖𝕥 𝕒𝕝𝕠𝕟𝕘 𝕨𝕚𝕥𝕙 𝕥𝕙𝕖 𝕧𝕠𝕚𝕔𝕖𝕤 𝕚𝕟𝕤𝕚𝕕𝕖 𝕠𝕗 𝕞𝕪 𝕙𝕖𝕒𝕕.
𝕐𝕠𝕦'𝕣𝕖 𝕥𝕣𝕪𝕚𝕟𝕘 𝕥𝕠 𝕤𝕒𝕧𝕖 𝕞𝕖. 𝕊𝕥𝕠𝕡 𝕙𝕠𝕝𝕕𝕚𝕟𝕘 𝕪𝕠𝕦𝕣 𝕓𝕣𝕖𝕒𝕥𝕙.
𝔸𝕟𝕕 𝕪𝕠𝕦 𝕥𝕙𝕚𝕟𝕜 𝕀'𝕞 𝕔𝕣𝕒𝕫𝕪, 𝕪𝕖𝕒𝕙, 𝕪𝕠𝕦 𝕥𝕙𝕚𝕟𝕜 𝕀'𝕞 𝕔𝕣𝕒𝕫𝕪. ❝

〘 𝕋𝕙𝕖 𝕄𝕠𝕟𝕤𝕥𝕖𝕣 - 𝔼𝕞𝕚𝕟𝕖𝕞 〙

POV James

James war seit langer Zeit daran gewöhnt von Alpträumen geplagt zu werden und die Nächte ohne Tabletten schlaflos zu verbringen. Immer wieder verfolgten ihn die Erinnerungen aus vergangen Zeiten in den Schlaf. Im Grunde genommen war es nur ein Konstrukt von Illusionen die sein Unterbewusstsein zu verarbeiten versuchte, die James nachts wach hielten. Obwohl er sich diese Tatsache oft genug vor Augen hielt, blieben ersehnte Resultate aus. James schaffte es einfach nicht sich selbst zu überlisten. Schon zu lange war er an seine Dämonen gewöhnt.

In dieser Nacht hatte er unzählige Male versucht, das Gitter des Aufzugs in Venedig zu öffnen. Doch er war wie in der Realität erfolglos geblieben.
Unzählige Mal hatte er dabei zu sehen müssen, wie die Liebe seines Lebens vor seinen Augen starb.
Und zum unzähligsten Mal schwor er LeChiffre Rache für Vespers Tod. Im Traum hatte er sich mit feindlichen Untergrundkämpfern der Goldenen Rose auseinandersetzen müssen und diese Auseinandersetzung, milde gesagt, hoffnungslos verloren. Er war viel zu sehr von seinen Gefühlen eingenommen gewesen. Doch dieses Mal war etwas anders. Etwas entscheidendes.

Nach dem zweiten oder dritten Mal hatte sich Vespers Gesicht plötzlich in Lauras verwandelt. Und James kam einfach nicht über dieses Gefühl der tiefen Verzweiflung und des verletzenden Verrats hinweg. Als er sie im Traum in diesem Aufzug sah, stand sein Herz für einen kurzen Augenblick still. Wie betäubt stand er da und konnte keinen Muskel rühren. Er merkte überhaupt nicht, wie ihm die Luft ausging. Seine blauen Augen blieben auf ihr rotes Haar, das im Wasser wie Tang um ihren Kopf waberte, fixiert. Er traute sich nicht, in ihre wundervollen grünen Augen zu sehen.

Plötzlich packte ihn die Verzweiflung erneut und er riss an dem Gitter. Es bewegte sich kein Stück. James wollte die Augen noch so sehr abwenden, aber er konnte nicht. Tatenlos trieb er im Wasser und Laura hauchte ihr Leben aus. Er wollte schreien.
Ihr sagen, dass sie es nicht tun sollte. Gemeinsam würden sie den Aufzug schon öffnen können. Er wollte ihr sagen, dass sie keine Schuld trug.
Dass er sie brauchte...
Dass er sie liebte!

Er strampelte sich an die Wasseroberfläche, bis etwas an seinen Handgelenken festhielt. Panisch riss er sich herum, öffnete die Augen und -

Starrte in Lauras grüne Augen, welche ihn besorgt musterten. Er hörte ihre vertraute Stimme wie durch Watte. Sie zog ihn hoch und setzte ihn auf das Sofa im Wohnzimmer. Als sie zurückkehrte, hatte sie ihm eine heiße Milch mit Honig gemacht und ihm vorgelesen. Durch ihre Stimme war er abermals in einen tiefen traumlosen Schlaf gesunken.

*oOo*

James erwachte in der selben Position auf dem Sofa, in welcher er eingeschlafen war. Müde setzte er sich auf und rieb sich über's Gesicht. Laura war im Sitzen eingeschlafen und es sah wirklich sehr ungemütlich aus. Ein Blick auf die Uhr über dem Küchentisch zeigte, dass es bereits 7:07 Uhr war und James sich sputen musste, wenn er noch rechtzeitig im Riverhouse ankommen wollte. Er setzte sich auf und versuchte möglichst leise aufzustehen, damit er Laura nicht weckte.

James strich sein Shirt glatt, dann sah er sich kurz im Raum um. Schnell beugte er sich vor und hob Laura von der Couch hoch. Sie schmatzte im Schlaf und sah sehr niedlich mit den verwuschelten roten Haarsträhnen aus, die ihr ins Gesichts fielen.

Sanft brachte er sie ins Schlafzimmer, legte sie auf dem Bett ab und deckte sie zu. Er wollte sich gerade umdrehen und gehen, als er nochmal zurückkam. Schnell beugte er sich hinab und küsste sie sanft auf die Wange, während er ihr die Haarsträhnen beiseite schob.
»James?« murmelte sie verschlafen.
»Ssshh. Schlaf weiter. Du hast noch ein bisschen Zeit. Ich muss los!« Sie lächelte leicht und drückte ihren Kopf wieder ins Kissen. Er bedachte die Gestalt unter ihm mit einem liebevollen Blick, bevor er sich zum Gehen wandte.

*oOo*

Schritte hallten durch die menschenverlassene Tiefgarage. Die Neonröhren knackten und warfen verzerrte Schatten der Gestalt auf den grauen Beton. Es roch nach Abgasen und frischer Farbe. Irgendwo rauschte eine Lüftung, ansonsten herrschte Stille. Die Absätze der eleganten schwarzen Oxfords traf klackend auf den Steinboden auf und das Licht der Neonröhren ließ James wie ein Gespenst erscheinen. Mit zügigen Schritten und wehendem Mantel durchquerte er das Parkhaus.

Ein Signalton erklang und der silberne Aston drei Stellplätze weiter öffnete sich. Der blonde Agent sah sich kurz prüfend um, dann stieg er in das Auto ein. Mit einem Schnurren sprang der Motor an und das Auto rollte beinahe lautlos aus der Parklücke.

Im Schein der Straßenlaternen verließ der Sportwagen unbemerkt die Tiefgarage und schon bald lag das Mehrfamilienhaus aus Bloomsbury weit hinter ihm.

*oOo*

POV Laura

Die Glastüren zur Q-Branch glitten lautlos vor mir zur Seite und als ich eintrat, bräuchte ich nur wenige Sekunden, um den braunen Lockenschopf ausfindig zu machen.  Der Quartermaster, der im Moment eher einer Art verrückter Wissenschaftler ähnelte, war so in seine Arbeit an einer demolierten Sig P226 vertieft, dass er mich überhaupt nicht bemerkte.

Stumm bahnte ich mir meinen Weg durch das Labor und ließ mich auf dem Drehstuhl nieder. Meine Augen folgten jeder von Q's Bewegungen.
»Wieso bist du hier, Laura?« fragte er mich plötzlich. Überrascht sah ich ihn an, jedoch erhaschte ich nur einen Blick auf seinen Rücken.
»Ich bin jeden Tag von Agenten umzingelt. Ich habe mich an ihre seltsamen Eigenheiten gewöhnt. Also? Was machst du hier?« Q unterbrach seine Arbeit nicht und für einen kurzen Moment beobachtete ich ihn weiter.
»Ist James jemals bei Dr. Brown zur Therapie gewesen?« Q schnaubte belustigt.
»Wohl kaum.«
»Aber er musste doch sicher einen psychischen Eignungstest durchlaufen, bevor er vor Skyfall erneut in den Dienst durfte?« hakte ich erneut nach.
»Darüber kann und darf ich dir keine Auskunft geben!«
»Q!« jammerte ich.
»Tut mir leid. Weshalb interessierst du dich so brennend für James psychologische Befunde? Was hat er angestellt?«
»Nichts.« Ich biss mir nervös auf die Lippe.
»Wenn es nichts wäre, wärst du wohl kaum hier, oder?« Ich überhörte die Frage gekonnt.
»Gibt es eine Möglichkeit diese Akte einzusehen?«
»Gott, Laura! Er ist mit wehenden Fahnen durchgefallen! Als psychisch unberechenbar eingestuft worden. Man hätte ihn nicht mehr in den Dienst lassen dürfen, wäre er nicht der beste Agent gewesen und gebraucht worden!« Ich sah überrascht auf und streifte Q's scharfen Blick, den er mir hinter seinen Brillengläsern zu warf.
»Was ist nach dem LeChiffre Vorfall passiert. Der Fall ist als „Casino Royale" eingetragen? Was hat es damit auf sich?« Q seufzte genervt.
»Das war weit vor meiner Zeit beim Six. Ich habe keinerlei Zugriff auf diese Akten und deren Taten.«
»Du bist der verdammte Quartermaster, Q! Hacke dich ins Intranet des Six.« Ich merkte, dass Q dicht halten und ich keinen Schritt weiterkommen würde. Also änderte ich meine Strategie.
»Wie ist James zum Six gekommen?«
»Auf die selbe Art wie du auch.«

Orphans always make the best recruits.

Golden Roses | A James Bond fanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt