E I G H T

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❞ 𝔸𝕟𝕕 𝕚𝕟 𝕥𝕙𝕚𝕤 𝕞𝕠𝕞𝕖𝕟𝕥 𝕀 𝕨𝕒𝕤 𝕡𝕝𝕖𝕒𝕤𝕖𝕕 𝕨𝕚𝕥𝕙 𝕥𝕙𝕖 𝕡𝕖𝕣𝕤𝕠𝕟 𝕀 𝕨𝕒𝕤 𝕡𝕣𝕖𝕥𝕖𝕟𝕕𝕚𝕟𝕘 𝕥𝕠 𝕓𝕖. ❝

In ein paar Minuten würde Agent 007 mich von meinem Zimmer aus abholen und wir würden gemeinsam zum Flughafen aufbrechen, um rechtzeitig zur Ankunft der Tochter des Präsidenten anzukommen. James Verhalten hatte mich ziemlich verunsichert und ich hatte keine Ahnung, wie ich ihm unter die Augen treten sollte oder ob er irgendetwas von mir erwartete. Wir hatten nicht mehr über die Situation gesprochen. Kurz nachdem wir im Hotel angekommen waren, sind wir sofort getrennte Wege zu unseren Zimmern gegangen. Während ich mich fertig gemacht hatte, zermarterte ich mir das Hirn, ob und wenn ja, wie ich mich bei James entschuldigen sollte. Was, wenn ich die Situation falsch eingeschätzt und überbewertet hatte und mich jetzt total lächerlich machte, weil ich mich für etwas total unwichtiges entschuldigte?! Zweifel und Sorgen füllten meinen Kopf und lenkten mich fast von meiner eigentlichen Arbeit ab. Um ein Haar hätte ich nämlich meine Walther liegen gelassen. Gottseidank fiel es mir noch rechtzeitig auf.

Da Bond sich fünf Minuten später sich noch immer nicht blicken ließ, beschloss ich zum ihm rüberzugehen. Die Waffe verschwand gekonnt unter meiner Lederjacke und mit einem letzten Blick in den Spiegel zog ich die Zimmertür hinter mir zu. Ich befand mich auf direktem Weg zu James Zimmer am anderen Ende des Flures. Die Wände neben mir waren mit einer edlen schwarz goldenen Tapete tapeziert, welche den Eindruck vermittelte, als würde man sich in der Pariser Oper aufhalten oder wenigstens in den golden 60ern Hollywoods stecken geblieben sein. Meine Füße liefen nahezu lautlos über den roten Samtteppich, der den Boden vor den Zimmern säumte. Über mir an der Decke hingen große goldene Kronleuchter, in denen sich das Licht brach und in tausenden Regenbogenlinien den Raum erfüllte.

Sobald ich vor der Zimmertür meines Kollegen stand, hob ich die Hand, damit ich klopfte, nur um sie zögernd in der Luft verharren zu lassen. Es kam mir irgendwie seltsam vor ihn abzuholen... Wenn er Frauenbesuch hatte? Bestimmt zwei Minuten stand ich regungslos mit erhobener Hand vor der Tür mit der goldenen 7 und war mir über mein Handeln unschlüssig. Kurze Zeit später rang ich mich doch dazu durch und klopfte zaghaft an die Tür. Abermals stand ich einige Sekunden still da und wollte mich gerade wieder umdrehen, jedoch öffnete sich die Tür und Bond erschien darin. Er musterte mich kurz und auch ich ließen meinen Blick über ihn gleiten. Er hatte wie immer ein blütenweißes Hemd an, welche es ungeknöpft an seinem Körper anlag und einen guten Blick auf seine sonnengebräunten Bauchmuskeln freigab. Seine blauen Augen sahen mich kühl und prüfend an, sein Haar war noch feucht vom Duschen. Nachdem ich näher getreten war, nahm ich den typischen Eáu de Toilette Geruch vermischt mit einer scharfen Note Whiskeys wahr. Als mir auffiel, dass wir uns seit Minuten nur anstarrten, seufzte ich.
»Ich wollte nur sehen, ob du schon fertig bist, damit wir dann demnächst aufbrechen können.« erklärte ich mein Verhalten. Er nickte und machte einen Schritt zur Seite, sodass ich eintreten konnte. Ich nahm die Einladung an und setzte mich sogleich auf sein Bett. James sah mich bedeutungsvoll an und ich verdrehte die Augen.
»Los jetzt! Wir haben nicht mehr viel Zeit! Mach dich endlich fertig, bevor du von etwas träumst, dass sowieso nicht passieren wird.«

Während ich auf James wartete, ließ ich meinen Blick durch sein Zimmer schweifen. Von außen betrachtet, sah es kein bisschen anders aus als mein Zimmer, aber ich konnte James Präsenz deutlich in dem Raum spüren. Das Zimmer an sich war ordentlich gehalten, was sicherlich nicht nur an den Zimmermädchen lag. Seine Schranktür stand offen und ich sah weiße Hemden und schwarze Anzüge von den verschiedensten Marken. Ob Dolce&Gabana, Prada, Burberry oder Boss, viele teure Marken waren in James Schrank vertreten. Darüber lag in einem Schrankfach der Zimmersafe, in dem er wahrscheinliche seine Waffe aufbewahrte. Abgesehen von der halbvollen Whiskeyfalsche und dem Glas daneben war das Zimmer fast klinisch sauber. Typisch Agent eben. Keinerlei Fingerabdrücke waren auf dem Spiegel, den Fenstern oder der gläsernen Tischplatte zu sehen, auch keine Dokumente oder persönlichen Gegenstände lagen herum.

James kam zurück aus dem Bad und holte seine Waffe aus dem Safe, um sich dann auffordernd vor mich zu stellen. Ich stand auf und stellte mich dicht vor ihn. Ich knöpfte den obersten Knopf seines Hemds zu, dann strich ich es an den Schultern glatt. James' Grinsen holte mich schließlich aus meinem Handeln zurück und brachte mich dazu, mich umzudrehen und aus dem Zimmer zu gehen. »Ich werde uns schonmal ein Taxi rufen.«

Auf dem Weg zum Flughafen wechselten wir kein Wort. Ich war viel zu sehr mit unsere Mission und dem Auftrag beschäftigt und James? James machte eben James-Dinge. Er tippte kurz auf seinem Handy herum, dann sah er aus dem Fenster und schien seinen Gedanken nachzuhängen. Unwillkürlich fragte ich mich, wem er wohl geschrieben hatte und ob er wohl gerade an diese Person dachte. Hatte es etwas mit dieser mysteriösen Vesper Lynd auf sich? Und warum interessierte mich das überhaupt?

Das Radio des Autos spielte türkische Musik ab, was auf den ethischen Hintergrund unseres Fahrers schließen ließ. Vesper Lynd ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Wer war sie gewesen? Seine Freundin? Ehefrau?! Ich wurde aus meinen Grübeleien gerissen, als James mir die Wagentür öffnete. Ich hatte weder bemerkt, dass wir angekommen waren noch, dass James den Fahrer bezahlt hatte.

Der Flughafen CDG sah alles in allem ganz freundlich aus. So freundlich ein Flughafen eben aussehen konnte. Wir setzten uns in einen McDonalds, sodass wir einen guten Blick auf die Absperrung hatten, an der sich schon verschieden Journalisten und Paparazzi angesammelt hatten. Hinter der Absperrung kamen immer wieder Menschen aus allen Ländern der Welt hervor, jedoch sollte der Flug der Präsidententochter erst in einer halben Stunde landen.

In dem bunten Treiben der unterschiedlichsten Kulturen versuchte ich Personen auszumachen, die mir irgendwie verdächtig vorkamen, jedoch entdeckte ich niemanden. Ich setzte meine Sonnenbrille auf und folgte James Blick, welcher -ebenfalls mit Sonnenbrille auf der Nase- die ganze Zeit einen Punkt hinter mir beobachtete. Ich versuchte mich unauffällig umzudrehen.

Agent 007 beobachtete einen muskelbepackten Typen mit Tätowierungen, welcher ganz in schwarz gekleidet war und offenbar mit sich selbst sprach. Daraus ließ sich schließen, dass er wohl mit einem Headset Kontakt zu jemanden auf der anderen Seite hielt. Ich runzelte verwirrt die Stirn und sah hilfesuchend zu dem Agenten mir gegenüber, welcher mich jedoch geflissentlich ignorierte. Ich musste zugeben, dass der richtige Außendienst mir bisher noch ein bisschen Angst einflößte. Klar, ich hatte als Jahrgangsbeste die Agent's Academy abgeschlossen, aber die Theorie unterschied sich ja bekanntlich von der Praxis.

Als Bond endlich doch mal meinen unsicheren Blick auffing, sah er mich mit seinen blauen Augen ruhig an und ich entspannte mich ein wenig. Ich wette, Bond hatte nie bei seiner ersten Mission und der Ausbildung an der Academy Angst gehabt. Deshalb konnte ich es nicht verhindern, dass ich ihn wohl ein wenig bewunderte. Für seine Erfahrung, versteht sich doch hoffentlich?

Um mich nützlich zu machen, tippte ich auf meinem Handy herum, während es in dem Funkgerät in meinem Ohr rauschte und knackte, und versuchte den richtigen Kanal zu erwischen, damit ich bei den Gesprächen mithören konnte. Aber vergebens. Die Frequenz war hoch gesichert und ich hatte keinerlei Chancen mich einzuklinken. Ich deutete 007 nur ein Kopfschütteln an und er nickte leicht. Dann erhob er sich und ging mit zielstrebigen Schritten auf den mysteriösen Mann zu. Dieser sah James und machte kehrt, um in einer Hintertür des Flughafens zu verschwinden. Bond folgte ihm unbeeindruckt, jedoch entzogen sich die beiden meinem Blick, sobald die Tür hinter ihnen zufiel. Meine Aufgabe war es nun die Stellung zu halten und im Falle des Falles die Tochter des Präsidenten vor den Agenten der Goldenen Rose zu schützen.

Während eine Durchsage mit dem letzten Aufruf für den Flug 147893 nach Boston ausgerufen wurde, schaute ich besorgt auf meine Uhr. Bond war seit geraumer Zeit verschwunden und jetzt würde Eleanor jeder Zeit ankommen. Als das Blitzlichtgewitter einsetzte, wusste ich, dass es soweit war. Die Journalisten riefen wild durch die Gegend, hielten ihr Mikrophone unter die Nase und baten sie sich einen Moment Zeit zu nehmen und Fragen zu beantworten. Natürlich ignorierte die junge Frau alle oder lehnte ab. Sie stellte sich kurz hin, lächelte ein 4000 Watt-Lächeln für die Kamera und wurde dann von Bodyguards hinausgeleitet. Das war mein Einsatz. Ich deaktivierte den Sender in meinem Ohr und rückte meine Sonnenbrille zurecht. Ich checkte abermals, ob der französische Personalausweis, welche Bond mir mal ausgehändigt hatte, auch wirklich in meiner linken Jackentasche war und dann verschwand ich durch die Tür nach außen.

Golden Roses | A James Bond fanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt