F O U R T E E N

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❞ 𝕀 𝕗𝕚𝕘𝕙𝕥 𝕓𝕖𝕔𝕒𝕦𝕤𝕖 𝕚𝕥'𝕤 𝕥𝕙𝕖𝕟 𝕨𝕙𝕖𝕟 𝕀 𝕗𝕖𝕖𝕝 𝕥𝕙𝕖 𝕞𝕠𝕤𝕥 𝕒𝕝𝕚𝕧𝕖. ❝

Ich stand im Trainingsraum des MI6 und prügelte hart auf einem Boxsack ein. Ich versuchte ein Ventil für meine Wut und Enttäuschung zu finden. Ich war vor zwei Stunden im Hauptgebäude angekommen und wurde von Bond sofort mit der Erklärung, dass er etwas mit M unter vier Augen zu besprechen hätte, zum Trainieren in den Keller geschickt. Ich wäre keine Agentin, wenn ich nicht wüsste, dass es um die Sache mit Deveraux und dem Attentat ging.

Ich wusste auch, dass  007, wie ich ihn jetzt im Hauptquartier und der Öffentlichkeit wieder nennen würde, Mallory die Hölle heiß machen würde. Jedoch gab es mir nicht das geringste Gefühl von Befriedigung. Meine Hände schmerzten und unter den Verbänden breitete sich das Blut auf dem Stoff aus. Trotzdem schlug ich weiter zu in der Hoffnung die Gedanken durch den Schmerz auszuschalten. Erfolglos. Schließlich zog ich mein Knie an und verpasste dem Boxsack noch einen kräftigen Stoß. Ich beschloss gleich noch eine Etage tiefer eine Testwaffe aus der Q-Branche zu holen und dem Schießstand einen Besuch abzustatten. Das Gefühl auf wehrlose Pappfiguren zu schießen, würde mir hoffentlich etwas Genugtuung geben.

Mein Gedankengang wurde von Applaus aus einer dunklen Ecke des Raumes unterbrochen. Schon am unrhytmischen Klang erkannte ich den Applaudierenden. »Was willst du?!« knurrte ich verärgert und wand meinen Blick in Richtung der Ecke. Ich konnte im Schatten nur schwer seine Konturen ausmachen. Er tat einen Schritt ins Licht der Trainingshalle hervor und sah mich unverhohlen an. »Richard Kingston, verpiss dich!«

»Ich hab dich auch vermisst, Darlin'.« hörte ich seine klare Stimme durch die Stille schneiden.
Als ich hörte wie sein Spitzname für mich über seine Lippen ging, musste ich einen Würgereiz unterdrücken. Er war der einzige Mensch, der mich noch so nannte.
»Aw. Das weiß ich doch, Rich.« antwortete ich gespielt zuckersüß, bevor ich wieder mit einer Faust auf den Boxsack schlug. Richard warf mir ein Handtuch zu und ich fuhr mir damit über die verschwitzte Stirn. Er schenkte mir ein falsches Grinsen und ich verdrehte die Augen. Kaum zu glauben, dass wir beide eine gemeinsame Vergangenheit hatten . Richard Kingston war im gleichen Jahrgang an der Academy wie ich. Er war eigentlich immer genauso gut wie ich gewesen. Nach außenhin müssen wir wie zwei erbitterte und mörderische Rivalen ausgesehen haben. Ja, ich gebe zu, dass wir den Schein gut gewahrt haben, denn keiner sonst wusste von unserer heimlichen Beziehung. Eine Beziehung vor einem Haufen angehender Jungagenten geheim zuhalten, war eine ziemliche Meisterleistung gewesen. Ich hatte keine Freundinnen, denen ich so etwas hätte erzählen können und die es dann weitererzählt hätten. Freunde gab es an der Academy nicht. Da war jeder auf sich allein gestellt und kam allein am besten zurecht. Wir vertrauten einander nicht und im Ernstfall würden wir den anderen immer zurücklassen müssen, was keine gute Basis für eine Freundschaft darstellte. Natürlich hatte man so seine Lieblingstrainingspartner oder Kampfgegner, aber im Endeffekt war jeder auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Umso unwahrscheinlicher erschien eine Verbindung zwischen zwei Agenten.

Tja, leider hätte ich auch nicht eine Verbindung zwischen dem dummen Blondchen von Zimmermädchen und Richard erwartet, als ich eines Tages in sein Zimmer platzte. Seitdem konnte dieses Arschloch mich mal kreuzweise! Ich hatte mich das erste Mal seit jenem bedeutenden Vorfall in meiner Vergangenheit geöffnet und das war dabei herausgekommen. Darauf konnte ich gut und gerne verzichten. Leider kannte Richard nun meinen wunden Punkt. Angst davor von meinen eigenen Leuten hintergangen zu werden.

»Ich habe gehört, du bist auf einer aktuellen Mission mit unserem Staragenten?« Ich hörte den Neid förmlich in seinen Worten. Ja, James Bond war so etwas wie ein großes Vorbild aller Agenten an der Academy.
»Ich wüsste nicht, was sich das interessieren sollte?« fragte ich forsch.
»Ach, darlin'. Auch wenn du es mir nicht glaubst, ich mache mir nur Sorgen um dich. Er ist kein guter Einfluss.«
»Seit wann machst du dir den Sorgen um mich? Abgesehen davon ist Agent 007 wohl immer noch ein besserer Einfluss für mich, als du es jemals sein könntest.«
»Er will dich doch nur ins Bett kriegen und dann schnellstmöglich wieder loswerden. Du wirst nur eine weitere Nummer auf seiner Trophäenliste sein.« Ich biss meine Zähne zusammen und versuchte meinen Zorn runterzuschlucken. Ich wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, doch Richard fuhr unbeirrt fort.
»Und die arme Eve Moneypenny wartet auf Agent 007, während er sie mit einer Auszubildenden hintergeht. Bestimmt treibt er es mit ihr gerade, was meinst du?«
»Halt deine verdammte Fresse.« zischte ich.
»Ich wette, sie freut sich so sehr ihren 007 wieder zu sehen.«
»Selbst wenn das der Fall ist, ist das seine Sache! Zwischen James und mir lief nie etwas.«
»James heißt er also?« fragte Richard gespielt interessiert. Verdammt. Wütend biss ich mir auf die Zunge und unterdrückte den Drang zu fluchen. Keiner kannte die Namen der anderen Agenten. Sie waren einfach nur Nummern und gefälschte Namen, ab und zu auch echte Nachnamen und ich hatte soeben James' Namen verraten.
»Hast du gehört, dass dein James immer bei seiner Geliebten schläft, wenn er in der Stadt ist? Das geht im kompletten Six um.« Ich könnte mir denken, dass es eine Falle war, aber mein Hirn setzte bei diesen Worten aus.
»Was?!« Jetzt fing Richard das Lachen an.
»Erwischt, Laura. Nur blöd, dass du nichts dagegen tun kannst. Er sitzt gerade bei M und danach treffen Moneypenny und er sich.« Ich konnte den Ursprung meiner Eifersucht nicht benennen, aber ich konnte nichts gegen sie anrichten. Wie eine kalte Klaue umklammerte sie mein Herz. Ich hatte James heute ernsthaft fragen wollen, ob er bei mir in der Wohnung schlafen wollte, aber nun...

Wütend stürmte ich an Richard vorbei durch den Gang zum Aufzug und ließ mich auf die Etage der Q-Branche bringen. Sobald ich bei Q angekommen war, knallte ich meine Walther auf den Werktisch. Q fuhr erschrocken von seiner Tastatur hoch und hätte fast seine Tasse Earl Grey verschüttet. »Vorsicht! Wenn du sie schon heil mitbringst, zerstöre sie nicht auf den letzten Metern.« sagte er mahnend. Sobald ich in sein Blickfeld gelangte, musterte er mich Stirn runzelnd. »Was ist passiert? Was hat Bond angestellt?« Ich seufzte. »Ist das so offensichtlich?« fragte ich leise. »Du hast den selben Gesichtsausdruck drauf wie ich, wenn ich kurz davor bin unseren geschätzten 00-Agenten umzubringen. Also, was hat er getan?«

Golden Roses | A James Bond fanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt