T W E N T Y T H R E E

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❝ ℍ𝕠𝕞𝕖 𝕚𝕤 𝕟𝕠𝕥 𝕨𝕙𝕖𝕣𝕖 𝕒𝕣𝕖 𝕪𝕠𝕦 𝕗𝕣𝕠𝕞,
𝕚𝕥 𝕚𝕤 𝕨𝕙𝕖𝕣𝕖 𝕪𝕠𝕦 𝕓𝕖𝕝𝕠𝕟𝕘.
𝕊𝕠𝕞𝕖 𝕠𝕗 𝕦𝕤 𝕥𝕣𝕒𝕧𝕖𝕝 𝕥𝕙𝕖 𝕨𝕙𝕠𝕝𝕖 𝕨𝕠𝕣𝕝𝕕 𝕥𝕠 𝕗𝕚𝕟𝕕 𝕚𝕥.
𝕆𝕥𝕙𝕖𝕣𝕤 𝕗𝕚𝕟𝕕 𝕚𝕥 𝕚𝕟 𝕒 𝕡𝕖𝕣𝕤𝕠𝕟. ❞

Ich war froh, einige Zeit zuhause bleiben zu dürfen. Ich hatte die Nase voll und wollte von LeChiffre und diversen Mission nichts mehr hören. Der November war nun seit mehreren Wochen vorbei und es war nochmal merklich abgekühlt. Londons Regen verwandelte sich in Schnee und die ganze Stadt versank im Weihnachtschaos. Das morgendliche Verkehrschaos war durch den Schnee in neue Dimensionen ausgeartet und auch die Gleise des Undergrounds vereisten immer wieder. Überall in der Stadt glänzten nach Einbruch der Dunkelheit Lichterketten und es wurden in jedem Laden das Weihnachtsgeschäft eingeläutet. Die Eisbahnen und Weihnachtsmärkte in Hyde Park und auf dem British Museum Square hatten geöffnet und es lag dieser weihnachtliche Geruch nach gebrannten Mandeln, Orangen, Plätzchen, Schnee und Tanne in der Luft. Von jeder Straßenecke hallten Frank Sinatra oder Mariah Carrey wider.

Der Wind war eisig und ich zog mir meinen Mantel fester um meinen Körper, während ich meinen Schal tiefer ins Gesicht zog. Schneeflocken tanzten um mich herum durch die Nachtluft und meine Schritte knirschten im frischen Schnee auf dem Bürgersteig des Russell Square. Immer wieder verfingen sich die kalten Flocken in meinen Haaren und verzierten sie mit einem vergänglichen Schmuck. Mein Atem blies Wölkchen und ich war froh, als ich die Wärme der Underground Station betrat. Sie empfing mich wie ein alter Freund und meine Hände fingen das Kribbeln an.

Ich war auf dem Weg zum Einkaufen bei Tesco und einige Weihnachtsgeschenke im Getümmel der Oxford Street zu erringen. Nicht das es viele Personen gäbe, denen ich etwas schenken könnte, genauer gesagt fast niemand, aber ich wollte gewissen Menschen in meinem Leben dennoch eine kleine Freude bereiten.

Die U-Bahn kam quietschend zum Stilstand und ich ließ mich von den Menschenmassen mit zum Ausgang treiben. Die Stufen des Treppenaufgangs waren nass und rutschig wegen des Wetters und ich klammerte mich an das Geländer.

»James, beeil dich mal!« nörgelte ich.
»Jaja, immer mit der Ruhe, Lockwood.« Ich verdrehte die Augen angesichts des Namens als er hinter mir die Treppe erklomm. Er grinste mich nur an und überholte mich. Oben angekommen sahen wir uns kurz zur Orientierung um. Wir waren beim Westaufgang hinausgekommen.
»Also, wo musst du hin?« fragte er mich. Ich musste nicht lange überlegen.
»Da lang.« Mit diesen Worten griff ich ihn bei der Hand und zog ihn hinter mir her in die wiegenden Wogen des weihnachtlichen Londons hinein.

Ich zog ihn in den ersten Laden, ich zog ihn in den zweiten. Drei, vier und fünf folgten und bald war James über und über mit Tüten beladen.
»Nimm mal die Tüte, James!« befahl ich. Der stöhnte auf und wurde weiter unter dem Berg von Tüten begraben. Die Adventszeit wabberte wie Wasser um uns herum und riss alle Menschen durch ihre Euphorie mit sich. Auch mich erreichte diese Vorfreude. Wahrscheinlich war das der Grund, warum ich im verschneiten London meine Weihnachtseinkäufe machte und den Doppelnullagenten mitschleppte. Er erwies sich als perfekter Packesel und Handtaschenhalter.

Ich hatte schon ein Geschenk für Q und eines für Mr. Jones, meinen Nachbarn, einer älterer freundlicher Herr mit einer roten Katze, der eine Wohnung unter mir lebte und sich ab und zu um meine Pflanzen kümmerte, während ich auf „Geschäftsreise" war. Er bekam eine große Tafel dunkler Nussschokolade mit ganzen Nüssen, die ich extra im Feinkostladen für ihn erstanden hatte. Bei der Wahl von Qs Geschenk war ich ein wenig selbst stolz auf mich. Ich würde ihm seinen Lieblingstee und eine Tasse mit dem Aufdruck „Nerd? I prefer the term ‚Intellectual Badass' " bekommen. Ich freute mich schon darauf, James Gesicht zu sehen.

Was James anging, hatte ich schon eine Idee, aber noch keine Chance gehabt, es zu besorgen. James und ich hatten noch immer nicht über unsere Situation, oder wie auch immer man es benennen möchte, gesprochen. Wir waren kein offizielles Paar und nein, ein „Ich liebe dich." gab es auch noch nicht. Ich war mir nicht mal meiner Gefühle sicher. Ich wusste nur, dass James in keinem anderen Bett mehr gelandet ist als in meinem. Trotzdem wollte ich James etwas schenken.

»Okay, James. Ich muss jetzt noch was besorgen, da darfst du aber nicht mit.« sagte ich verschmitzt grinsend und zwinkerte ihm zu. Mit diesen Worten verschwand ich zwischen den Menschen und verlor ihn schon bald aus den Augen.

*oOo*

Eine Glocke läutete über meinem Kopf, als ich das edle Geschäft betrat. Es herrschte angenehme Wärme im Inneren des Ladens und die Luft roch nach einem intensiven Parfüm, das ich nicht genau einordnen konnte. Eine elegant gekleidete Dame mittleren Alters und mit goldenen Kreolen trat mir lächelnd entgegen. Ich sah mich kurz bewundernd in dem stilvoll eingerichteten Raum um und wand mich schließlich zu der Verkäuferin, die mich nur Wissens ansah.

»Guten Tag, ich bin hier, um meine Bestellung abzuholen.«
»Ach, natürlich, Miss Lockwood, nehme ich an?«
Ich nickte nur und sie verschwand in einer Tür, die als Spiegel getarnt war, mit den Worten einen Moment zu warten.

Einige Zeit später kam sie mit einem kleinen Päckchen zurück.
»So... Das müsste es sein. Möchten Sie es sich noch ein Mal begutachten?« fragte sie mich höflich, doch ich schüttelte nur den Kopf.
»Gut, dann mache ich mal Ihre Rechnung fertig. Folgen Sie mir bitte zur Kasse.«

*oOo*

Außerhalb des Ladens mit einer neuen Tüte in der Hand nahm ich einen tiefen Atemzug der kalten Winterluft, die sich mit ihrer Kälte über London legte.

Ich hatte mich mit James am British Museum Square verabredet, um uns dort wieder zu treffen. Ich hätte nie erwartet, ihn dazu überreden zu können, aber ich hatte es geschafft. Und es hatte gar nicht so viel Überzeugungskraft gekostet! Wieder machte ich mich auf den Weg zur Underground Station. Ich würde eine Station mit der Central Line Richtung Holborn und dann eine Station der Piccadilly Line bis ich am Russell Square ankam. Nur wenige Schritte und ich war am British Museum angekommen.

Vor mir erstreckte sich eine große Eisfläche, auf der die Menschen ihre Bahnen drehten. Der Platz war festlich mit Tannen und Lichterketten geschmückt. Am Rand der Eisbahn standen einige Holzbuden und der Duft von Orangen, Glühwein und Zimt wurde mir vom Wind entgegen getragen. Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Ich ließ meinen Blick über die Menschen schweifen bis ich die Person, nach der ich Ausschau hielt, entdeckte. James stand da wie immer. Schwarzer Mantel, Jeans, ein alter grauer Schal und braune feste Schuhe. Er hielt zwei Becher mit einer dampfenden Flüssigkeit, die ich schnell als warmen Kakao mit Marshmallows identifizierte, in den behandschuhten Händen.

Ich winkte ihm zu und beeilte ich zu dem Agenten zu kommen.
»Hey.« begrüßte ich ihn lächelnd und meine Wangen schimmerten rosig.
»Hey Laura. Ich hab hier was für dich.« Sein Atem hinterließ Wölkchen in der Luft, als er mir den dampfenden Becher in die Hand. Ich nahm ihn in beide Hände und wärmte meine Finger an dem Heißgetränk auf und genoss die Hitze, die es abgab. Eine Weile standen wir da und unterhielten uns über die belanglosen Dinge oder regten uns über die Unfähigkeit der 0-Agenten des MI5 auf. Ansonsten meideten wir das Thema Arbeit völlig. Nach ein paar weiteren Minuten hatten wir unsere heißen Schokoladen geleert. Dann sah er mich abwartend an, während er wieder so verboten grinste.
»Und? Sind Sie bereit, Ms Lockwood?« fragte er.
»Jeder Zeit, Mr Bond.«

*oOo*

A/N: Ich weiß, diese Weihnachtsstimmung passt im Moment überhaupt nicht, aber mir ist so warm! Da schadet ein bisschen Abkühlung doch nicht. Abgesehen davon spielt die Geschichte im Herbst. Dann muss es ja auch mal Winter werden. ; )

Was meint ihr, schenkt Laura James?
Schenkt James Laura auch etwas?
Wenn ja, was?

Golden Roses | A James Bond fanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt