T W E N T Y N I N E

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❞ 𝕊𝕙𝕖'𝕤 𝕥𝕙𝕒𝕥 𝕨𝕠𝕞𝕒𝕟.
𝕋𝕙𝕖 𝕠𝕟𝕖 𝕪𝕠𝕦 𝕖𝕚𝕥𝕙𝕖𝕣 𝕤𝕥𝕒𝕪 𝕨𝕚𝕥𝕙 𝕠𝕣 𝕣𝕖𝕘𝕣𝕖𝕥 𝕝𝕖𝕒𝕧𝕚𝕟𝕘. ❝

Wütend hatte ich den Schlüssel in die Schlüsselschale neben der Wohnungstür geworfen und die Tür hinter mir ins Schloss knallen lassen. Dann war ich geradewegs ins Schlafzimmer gestürmt und hatte James' Geschenk aus dem Schrank gerissen. Einen kurzen Moment hatte ich die Entscheidung abgewägt, das Geschenk einfach zu verbrennen, aber das brachte ich schließlich doch nicht über's Herz. Ich spielte mit dem Gedanken es an einen der Bedürftigen, die oft auf dem Trafalgar Square bettelten, zu verschenken. Vielleicht sollte ich das tun. Doch ich wusste, dass ich mir damit nur mehr weh tun würde, als James. Schließlich hatte ich mich so darauf gefreut, ihm sein liebevoll verpacktes Geschenk am Weihnachtsmorgen, den 25.12., mit einem Kuss und einem ‚Frohe Weihnachten, James!' zu überreichen.

James konnte nichts für die Mission, das war mir klar, aber er wusste seit mehreren Wochen davon und hatte sie mit keinem Wort erwähnt. Ob er es mir je gesagt hätte, wenn ich nicht einfach in die Besprechung geplatzt wäre? Mit hoher Wahrscheinlichkeit hätte ich einfach nur einen Zettel am 21. vorgefunden. Vielleicht mit den Worten: Bin bald zurück! Frohe Weihnachten und guten Rutsch ins neue Jahr.

Man hätte mir keine Telefonnummer, keinen Ort oder irgendetwas anderes hinterlassen. Ich wäre aufgewacht und er wäre schon längst verschwunden gewesen. Vielleicht hätte er am Flughafen auf seinen Flug gewartet oder hätte sich schon im Hotel in Russland eingerichtet. Wer wusste es schon?

Wenn ich wenigstens verstehen würde, warum er mich nichts gesagt hatte. Ich dachte unsere Beziehung hätte ein Level erreicht, wo man mehr oder weniger offen miteinander ein vernünftiges Gespräch führen konnten. Ich spürte bitter, wie sehr ich mich offensichtlich getäuscht hatte.

Ich war nicht mehr Herr meiner Gefühle und das machte mir Angst. Ich wusste nicht was mit mir los war und war total überfordert. Energisch wischte ich mir eine Träne von der Wange und fuhr mit über's linke Auge. Ich wusste nicht, weshalb ich es als Verrat empfand und es mich so sehr verletzte, dass ich mich fühlte, als hätte man mir tief ins Fleisch geschnitten. Weitere Tränen rännen über meine Wangen und ich schmeckte Salz auf meinen Lippen.

Der bittere Geschmack der Enttäuschung hing auch nach dem Zähneputzen noch in meinem Mund nach. Selbst als ich mich abgeschminkt und mir ein Glas Whiskey genehmigt hatte. Auch dann als ich alleine in der Kälte auf dem Balkon saß und eine rauchte. Man sah nur die Glut der Zigarette in der Dunkelheit und das kalte Mondlicht. Verärgert bis ich mir auf die Wangeninnenseite um ein weiteres Schluchzen zu unterdrücken. Der Rauch strömte aus meinen Lungen hinaus in die nächtliche Winterluft. Ich nahm noch einen weiteren Zug und inhalierte den Rauch, bis ich das Nikotin in meinen Adern spürte. Dann zerdrückte ich das glühende Ende im Aschenbecher.

Erschöpft begab ich mich ins Schlafzimmer und als ich einen Blick in die Fensterscheibe warf, bewunderte ich meine geschwollenen Augen. Stumm seufzte ich, schlug die Decke zurück und knuddelte mich in mein Kissen und das Schlafshirt, das eigentlich James gehörte. Ich wollte erst etwas anderes anziehen, aber hatte nichts gefunden.

*oOo*

Nur wenige Minuten nachdem ich meine Augen geschlossen hatte, hörte ich ein vertrautes Knacken und meine Haustür öffnete sich leise. James hatte wieder das Schloss aufgebrochen. Eine kurze Zeit räumte der Agent still in meiner Wohnung rum und ich hörte wie Flüssigkeit ausgeschüttet würde, danach folgte das klare Klirren eines Glases. Scotch.

Als ich spürte wie ein Schatten über mich fiel, stellte ich mich schlafend. Ich hatte für heute keine Lust mehr auf James. Anscheinend nahm er mir meine Schauspieleinlage ab, denn er seufzte und legte sich neben mich ins Bett. Am liebsten hätte ich ihn auf die Couch verbannt, jedoch hätte ich dann zu erkennen geben müssen, dass ich nicht schlief und ein Gespräch würde unausweichlich werden.

Es war nun völlig still und man hörte nur unser beider Atem. Er ging wohl immer noch davon aus, ich schliefe, doch er fing ruhig und mit rauher Stimme das Reden an.

»Es tut mir leid, Laura. Es tut mir wirklich so leid. Ich wusste einfach nicht, wie ich es dir sagen sollte. Ich weiß, wie sehr du dich darauf gefreut hast. Du hast es nicht einfach und ich war egoistisch. Denn es hat dich glücklich gemacht und mich hat es froh gemacht, dich so glücklich zu sehen. Wenn ich es ändern könnte, würde ich es jetzt anders machen, glaub mir.«
Einen Moment lang verstummte er und es herrschte erneut schweigen.
»Es ist alles neu für mich. Es ist schließlich Jahre her, seit ich etwas hatte, das auch nur annähernd an unsere Beziehung herankam. Ich möchte dich nicht verlieren, Laura. Du bist der Grund, wieso ich morgens aus dem Bett steige und abends mich wieder neben dich lege. Es macht mir schlichtweg Angst so zu fühlen. Und ich weiß, dass es dir ähnlich ergehen muss. Wenn wir uns unter anderen Umständen kennengelernt hätten, in anderen Jobs oder Leben vielleicht. Ich würde gerne wissen, was wir dann heute wären! Und was wir eines Tages sein könnten. Die Wahrheit ist, ich mag dich, Laura, ich mag dich wirklich sehr. So sehr wie ich einen Menschen seit Jahren nicht mehr gemocht habe.« Er brach ab.

Weiterhin schlafend drehte ich mich zu ihm und landete, natürlich ganz unabsichtlich, halb auf ihm.

Ich spürte, wie seine warmen schützenden Arme mich sicher in den Schlaf begleiteten.

Golden Roses | A James Bond fanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt