F O U R

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❞ 𝕊𝕠𝕞𝕖 𝕨𝕠𝕞𝕖𝕟 𝕒𝕣𝕖 𝕝𝕠𝕤𝕥 𝕚𝕟 𝕥𝕙𝕖 𝕗𝕚𝕣𝕖. 𝕊𝕠𝕞𝕖 𝕨𝕠𝕞𝕖𝕟 𝕒𝕣𝕖 𝕓𝕦𝕚𝕝𝕥 𝕗𝕠𝕣 𝕚𝕥. ❝

Nach unserer Ankunft checkte Bond uns in das Hotel ein. Natürlich mal wieder ohne die Decknamen oder Identitäten, welche uns gegeben wurden, zu benutzen. Der Typ legte es drauf an, umgebracht zu werden! Jedoch hielt ich einfach meine Klappe und folgte ihm brav. Ob ich wollte oder nicht, er war einer der Besten seines Fachs, deshalb musste er ja etwas richtig machen. Auch wenn ich es hasste, es zu zugeben, war ich froh, Bond als Mentor zugeteilt bekommen zu haben. Ich konnte noch vieles von ihm lernen! Wie oft hat man als Auszubildende die Gelegenheit von dem besten Agenten zu lernen?

Meinen Koffer hatte ich mit beherztem Tritt in die Ecke meines Hotelzimmers befördert und war müde auf das Hotelbett gefallen. Nur nach wenigen Minuten erhob ich mich wieder und machte mich mit einem Seufzen dran meinen Koffer auszupacken.

Bond war seit geraumer Zeit verschwunden und ehrlich gesagt, wollte ich gar nicht wissen, was er gerade machte. Oder mit wem...

Meine Walther PPK mit bionischen Griffschalen legte ich in die Schublade meines Nachttischs. Ich sollte mit 007 später eine Besprechung über unsere Vorgehen führen. Mir war klar, dass er mich auslachen würde, sobald ich damit ankäme. Er kann ja Superagent spielen und sich abschießen lassen. Ich für meinen Teil habe darauf nicht viel Lust. Aber jedem das Seine.

Abends klopfte es plötzlich an meiner Tür. Ich griff meine Walther und schlich zum Eingang des Zimmers. »Wer ist da?« fragte ich mit kräftiger Stimme. »Wer wohl?!« hörte ich die spöttische Antwort von Bond durch das Holz der Zimmertür hindurch. Ich verdrehte kurz genervt die Augen, ließ anschließend die Walther sinken und entriegelte die Tür. Mit hochgezogener Augenbraue blickte er auf die Walther dann auf mich, marschierte letztendlich aber ohne ein Kommentar an mir vorbei und setzte sich auf einen Stuhl im Wohnzimmer. »Klar, komm doch rein!« murmelte ich ironisch, während ich die Tür unter Bond's Blick wieder verriegelte. Besagter saß falsch herum auf dem Stuhl und hatte die Arme verschränkt auf der Lehne abgestützt.

»Die kleine Kette wird Auftragskiller auch nicht von dir fern halten!« Seine eisig blauen Augen fixierten mich aufmerksam.
»Besser als nichts!« Dann wechselte ich schnell das Thema.

»Und? Schon aus irgendeiner primitiven Frau Informationen rausgevögelt?« Er lachte rau. Ich musste peinlich berührt zugeben, dass mir das raue Geräusch gefiel. Überrascht über mich selbst schüttelte ich kaum merklich meinen Kopf.
»Eifersüchtig?« Seine Augen funkelten.
»Lieber sterben ich!«
»Das lässt sich einrichten.«
»Jetzt hab ich aber Angst!« meinte ich ironisch. Okay, vielleicht sollte ich mich nicht mit einem Agenten und Inhaber der Lizenz zum Töten anlegen...
»Um auf deine Frage zurück zu kommen - « Er grinste nur vielsagend.
»Keine Details, bitte!« unterbrach ich ihn schnell und hob abwehrend die Hände. »Nicht? Schade...« sagte er grinsend. Abermals verdrehte ich die Augen. Das machte ich ziemlich oft in seiner Gegenwart, wie ich gerade in dieser Sekunde bemerkte.

»Aber ich möchte Ihren Fantasien auch nicht Einhalt gebieten!« Ich schnaubte nur.

»Arroganter Angeber!« Wieder lachte er rau auf und mir fiel auf, wie wohl ich m ich in seiner Gegenwart fühlte. Er rutschte näher und ich roch eine leichte Alkoholfahne. Martini. Deshalb also die Gelöstheit, hätte mich ja auch gewundert, wenn er wirklich so wäre...

»Also, ich habe erfahren, dass LeChiffre sich morgen Abend mit einigen Mitgliedern der Goldenen Rose im Restaurant Corazón del Mar trifft.«

»Ich vermute mal, dass die arme Frau morgen wieder tot ist.« murmelte ich leise ohne auf seine Antwort einzugehen. Ich bildete mir ein für einen kurzen Moment einen gequälten Ausdruck über sein Gesicht huschen zu sehen.

»Wir werden dort morgen essen gehen! Es ist sehr exklusiv und luxuriös, deshalb sollten Sie sich etwas Schickes raussuchen.«
»Das werde ich machen. 007, ich denke, es ist besser, wenn Sie sich nun auf Ihr Zimmer begeben, um einem Kater möglichst noch ein wenig vorzubeugen.«

Wir beide wussten, dass der Zug längst abgefahren war. Ich kam nicht umhin ihn insgeheim dafür zu bewundern, dass er sich trotz Alkoholeinflusses noch immer so sicher erhob und mit eleganten Schritten das Zimmer verließ. Vermutlich hatte die Übung ihn mit der Zeit zum Meister gemacht.
»Gute Nacht, Mister Bond.« verabschiedete ich mich.
»Gute Nacht, Miss Lockwood, träumen Sie süß.« erwiderte er und grinste schief. Mich überkam ein wohliger Schauder. Warum hatte dieser Mann nur so eine verdammte Wirkung auf jedes weibliche Wesen dieser Erde?

Am nächsten Morgen weckte mich ein Klopfen um Punkt genau 5 Uhr aus meinem erholsamen Schlaf.
»Was, um Gottes Willen, wollen Sie um 5 Uhr morgens von mir, Bond? Wehe, Sie haben keinen guten Grund, wie zum Beispiel, dass LeChiffre gefasst wurde!« Komplett verschlafen, bestimmt wunderhübsch und mit allmorgendlichem  Mundgeruch öffnete ich ihm die Tür.
»004.« Wow, das war so eben die herzlichste Begrüßung der Welt gewesen. Ich schnaubte.
»Was?!« Ich war definitiv kein Morgenmensch. Man sah kein Anzeichen eines Katers bei Bond. Er schien kalt, berechnend und gefährlich wie immer. Sein würziges Aftershave stieg mir deutlich in die Nase und für einen klitzekleinen Moment der Schwäche wollte ich meinen Kopf an seine Brust lehnen. Er wirkte gepflegt und das weiße Hemd spannte leicht über seinen definierten Bauchmuskeln, sodass nicht viel Spielraum für Fantasien blieb. Ich spürte deutlich, wie seine kühlen blauen Augen mich eingehend von oben bis unten musterten.
»Wir sehen uns in zwanzig Minuten unten beim Frühstück.« Mit diesen Worten drehte er sich um, schritt im Bond-Style davon und ließ mich einfach stehen. Dieser arrogante Arsch. Während ich ihn in Gedanken noch weitaus schlimmer beschimpfte, sprang ich unter die Dusche. Das warme Wasser weckte mich sanft und ließ mich für einen kurzen Moment alles vergessen. Danach zog ich ein elegantes schwarzes Kleid an, damit ich neben Bond in seinem Anzug ebenfalls etwas hermachte. Nur bei den Schuhen mussten meine heißgeliebten Chucks reichen. Ich werde nicht den Fehler machen und mir beim Wegrennen vor Auftragskillern nur wegen dem Aussehen meine Knöchel brechen. Natürlich kann man die Absätze von Highheels gut als Waffe verwenden und jemanden in diverse Körperteile rammen, aber wenn die Person eine Pistole hat, bringt dir das auch nichts mehr. Es gibt jedoch eine Geschichte einer bekannten Agentin, 009, die mal einen Gegner mit Stöckelschuhen ausgeknockt hat. Apropos Pistole. Meine Walther steckte ich in das Holster meinem linken Bein. Ein kurzer Blick in den Spiegel, ein Griff zur Schlüsselkarte und schon war ich auf dem Weg zum Aufzug.

Mit stolzen, federnden Schritten und erhobenen Hauptes schritt ich selbstbewusst in den Frühstücksraum. Natürlich bemerkte ich die offenen Münder und förmlich übertretenden Augen mancher männlicher Frühstücker. Bond zog nur mal wieder eine Augenbraue hoch. Konnte der Mann etwas anderes außer Töten, Sex haben, Trinken und Augenbraue hochziehen? Sobald die Männer sahen, dass ich zu Bond gehörte, empfanden sie ihre Chance anscheinend nur noch als sehr gering. Wenn ich ehrlich bin, gegen Bond hat keiner von den Typen einen Hauch einer Chance. Bond grinst nur, während die Versager noch leicht verärgert kucken. Auch ich muss grinsen, dann fällt mir wieder ein, dass ich ja eigentlich sauer auf ihn bin. Er rührt nur in einem schwarzen Kaffee rum ohne etwas zu essen. Ich seufze entnervt.
»Warum, 007, werde ich um 5 Uhr geweckt?!«
Er blickte mich nur unverhohlen an. Eine Antwort findet der Herr also nicht nötig. Ich hatte das Gefühl, als würde das Blau in meine Seele blicken. Seit wann bin ich denn zur Poetin mutiert? Es durchbohrte mich förmlich, während er mich abscante.
»Genug gestarrt?« Ich wurde ungehalten.
»Kein Morgenmensch?« Die Ruhe selbst nahm er einen Schluck seiner schwarzen Brühe.
»Sie haben mich aus meinem Schönheitsschlaf gerissen, Bond!« erwiderte ich bissig. Er grinste sexy. Ich könnte ihm den Hals umdrehen!
»Den haben Sie nicht nötig!« meinte er charmant.
»Schleimer!« antwortete ich.
Ich wollte mir nicht anmerken lassen, dass das Kompliment meine Stimmung entschärft hatte.
»Nun? Ich warte auf meine Antwort.«
»Ich war wach und wollte nicht mehr warten, bis Dornröschen erwacht.«
Mein Blick spiegelte meine Fassungslosigkeit wider. Ich glaub es nicht! Im Moment war ich mir nicht ganz sicher, ob ich ihm jetzt wütend eine runterhauen sollte, weil er nicht mehr schlafen konnte und mich deshalb aus dem Bett schmeißt oder, dass verblüfft sein soll, weil er Dornröschen kennt.
»Sie sind unglaublich, Agent 007!« zischte ich.
»Ja, das höre ich öfter.«
Okay, wenn ich jetzt nicht gehe, vergess ich mich! Deshalb stand ich auf und machte mich auf die Suche nach Kaffee. Schwarz. Eine Geneinsamkeit mit Bond. Bevor ich zum Tisch zurückkehrte, atmete ich dreimal tief durch.
Ich bring ihn nicht um. Ich bring ihn nicht um. Ich bring ihn nicht um, auch wenn er es verdient hätte... wiederholte ich mein Mantra in Gedanken.

Golden Roses | A James Bond fanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt