N I N E T E E N

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❞ 𝕊𝕠𝕞𝕖𝕠𝕟𝕖 𝕙𝕒𝕤 𝕥𝕠 𝕙𝕒𝕧𝕖 𝕓𝕝𝕠𝕠𝕕 𝕠𝕟 𝕥𝕙𝕖𝕚𝕣 𝕙𝕒𝕟𝕕𝕤. 𝕊𝕠𝕞𝕖𝕠𝕟𝕖 𝕙𝕒𝕤 𝕥𝕠 𝕔𝕝𝕖𝕒𝕟 𝕦𝕡 𝕥𝕙𝕖 𝕓𝕝𝕠𝕠𝕕. 𝔸𝕟𝕕 𝕤𝕠𝕞𝕖𝕠𝕟𝕖 𝕞𝕦𝕤𝕥 𝕓𝕝𝕖𝕖𝕕. ❝

James und ich hatten über diesen einen Abend nicht mehr gesprochen. Wenn wir uns sahen, küsste er mich manchmal kurz, aber auch das nur, wenn wir innerhalb meiner Wohnung waren. Geschützt vor neugierigen Blicken. Wir definierten das zwischen uns nicht näher, denn solange wir das nicht taten, war es auch nicht ernst. Wir hatten diese stille Übereinkunft getroffen und bisher kam ich gut damit klar.

Fakt war, dass James jetzt quasi in meiner Wohnung wohnte. Offiziell auf meinem Sofa, aber das hatte er genau ein einziges Mal getan, danach hatte er einen steifen Nacken für mehrere Tage gehabt. Seit diesem Vorfall schlief er bei mir mit im Bett. Dieses war ja schließlich groß genug für uns beide und ich hatte weniger Alpträume.

Dr. Brown hatte mich vier Wochen beurlaubt, weil ich nicht reden wollte, jedoch wussten wir beide das M das letzte Wort hatte und mich, sobald Not an Mann war, früher in den Dienst rufen würde. James und ich lebten mehr nebeneinander als miteinander, aber ich kam gut damit klar. Es war schön jemanden zu haben, der den Einkauf ab und zu übernahm. Jedoch sahen wir uns nur selten, obwohl wir in den selben vier Wänden lebten. Nur unsere gemeinsame Morgen-Zigarette mit der ersten Tasse Kaffee war eine Art Ritual zwischen uns geworden.

Die Zeit bis zu meinem nächsten Einsatz zog sich Ewigkeiten. Ich wurde für eine Woche nach Nordirland geschickt, um die IRA zu infiltrieren und neue Anschläge verhindern zu können. Zwischendurch trainierte ich und stattete der Academy einen Besuch ab.

Doch dann verflogen die Wochen und ich durfte James endlich wieder auf unsere Hauptmission begleiten. Vorfreude war angesichts des Fehlschlags der letzten Mission vielleicht das falsche Wort, aber ich war doch froh wieder meinen Job ausüben zu können.

*oOo*

Mir schlug eine glühende Hitze entgegen, als ich das Flugzeug in Kairo verließ und endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Sofort begann ich zu schwitzen und strich unwirsch eine rote Strähne, die mir im Gesicht klebte beiseite. Außerhalb des Flughafens herrschte ein reges Gedränge und die verschiedensten Sprachen wurden durch die Gegend gerufen. Der Horizont flimmerte in der sengenden Hitze der untergehenden Sonne. Wie ein riesiger Feuerball schwebte sie über dem Himmel der Stadt. Jemanden rumpelte mich von der Seite an, aber ich ließ mich nicht weiter stören und aktivierte den Sender in meinem Ohr. Es knirschte und knackte unangenehm, jedoch stand die Verbindung dann und ich konnte Q hören. Unauffällig vergewisserte ich mich, ob meine Walther noch an Ort und Stelle war, dann hielt ich Ausschau nach einem Taxi.

*oOo*

Das Radio dudelte irgendein traditionelles arabisches Volkslied und an dem Rückspiegel klimperten einige Gebetsketten, die auf Grund der unregelmäßigen Beschaffenheit der Straßen Kairos immer wieder gegen einander klimperten. Der Taxifahrer hielt seinen Blick auf die Straße gerichtet, um sich irgendwie einen Weg durch den Verkehr zu bahnen. Ab und zu nahm ihm jemand die Vorfahrt oder fuhr über eine rote Ampel, sodass der Taxifahrer oft die Hupe benutzte und sehr unschön auf Arabisch fluchte, was ich jetzt mal nicht genauer übersetzte. Ich starrte unbeteiligt aus dem Fenster.

Wir brauchten eine halbe Ewigkeit bis zum anderen Ende der Stadt und die Sonne war schon komplett hinter den Häusern verschwunden. Nur ein leichtes orangenes Nachglimmen ließ daraufschließen, dass es früher Abend war. Der Taxifahrer lud meinen Koffer vor einem einfachen Haus am Stadtrand aus, dann nahm er seine Kappe vom Kopf und fuhr sich sich mit einer schwitzigen Hand über die Stirn, die einen Dreckrand von der Kopfbedeckung hatte. Ich drückte ihm ein paar ägyptische Pfund in die Hand. Er wand sich zufrieden ab, ging zu seinem Taxi zurück und fuhr davon.

Etwa verloren stand ich da, in der vollkommenen Dunkelheit allein zurückgelassen. Für einen kurzen Moment atmete ich tief ein und lauschte den Geräuschen im Schutz der Dunkelheit. Grillen zirpten nahe des Wassers hinterm Haus und von der Ferne hörte man noch immer den Lärm der Stadt, aber sonst herrschte vollkommene Stille. Die Nacht hatte die Temperaturen ein Stück abgesenkt.

Nach einigen weiteren Minuten bewegte ich mich Richtung Tür und holte meinen Schlüssel aus der Tasche. Dann fiel mir auf, dass die Tür einen Spalt offen stand. Das Schloss war aufgebrochen worden und die Überreste knirschten unter meinen Schuhen am Boden. Automatisch zog ich meine Walther und drückte die Tür ein Stück auf. Die Angeln quietschten und sie krachte gegen die Wand. Meine Sinne waren auf höchster Alarmbereitschaft und ich lud die Walther nahezu lautlos. Meine Finger fest am Abzug betrat ich das Haus. Innen schlug mir ein muffiger Geruch entgegen und ich tastete blind nach dem Lichtschalter.

Schwach leuchtete eine nackte Glühbirne auf und erhellte den Raum schwach. Ihr Licht warf Schatten an die Wände und ich versuchte mich kurz zu orientieren. Ein dünner Luftzug wehte mir meine Leinenhose um die Beine, als ich eine weitere Tür aufstieß und tiefer ins Innere des Hauses eindrang.

Das Haus war verwüstet. Es herrschte das totale Chaos. Wer auch immer hier gewesen iwar, hatte sehr gründlich nach etwas gesucht... Aber was? Ich wagte mich weiter vor. Schubladen waren rausgezogen und der Inhalt auf dem Boden ausgeleert, Küchenschränke standen sperrangelweit offen und Gläser lagen in Scherben auf dem Boden. Das Glas knackte und krachte unter meinen Füßen und ich schon einen Vorhang beiseite, um in das Schlafgemach zu gelangen. Ein mir nur allzu bekannter Geruch schlug mir entgegen und ich musste bei dem metallischen Geschmack in meinem Mund würgen.

Ich versuchte das Licht anzuknipsen, jedoch funktionierte der Lichtschalter nicht. Doch das brauchte er auch gar nicht. Das kalte Mondlicht, das durch eines der Fenster fiel, zeichnete einen deutlichen Umriss auf dem Bett ab. Ich tippte mein Handy an und die Taschenlampe leuchtete auf. Obwohl ich das Bild erwartet hatte, riss mich der Anblick nochmal mit. Vor mir auf dem Bett lag ein Mann mit schwarzem Bart und dunklen Haaren. Seine braunen Augen waren starr auf einen Fleck hinter meiner Schulter gerichtet. Das typische blütenweiße Hemd war voller Blut und er hatte eine große Wunde in der Brust. Mir war sofort klar, dass dieser Mann tot war. Das Bettlaken unter ihm hatte sich rot gefärbt. Wie tödliche Blüten hatte sich das Blut ausgebreitet, immer wieder verzweigt und einen neuen Weg gewählt, um das Laken zu tränken.

Ich schluckte, als ich sah, was auf dem Mann lag. Vorsichtig trat ich näher und schloss ihm die erstarrten braunen Augen. Dann hob ich die goldene Rose von seinem Rücken auf. Die Botschaft war eindeutig. An der Rose war ein Zettel befestigt. Willkommen in Kario, 004. Ich schluckte abermals. Das war gar nicht gut. Das war sogar verdammt schlecht! Mein Finger verwischte die noch frische Tinte. Ein erneuter Blick auf die Leiche zeigte mir, dass aus der Wunde noch immer Blut austrat. Der Mörder musste also eben noch hier gewesen sein. Seltsam, es gab aber keine andere Tür. »Oh, wie dumm! Ich bin so dämlich, so verdammt dämlich! Der Mörder ist noch hier!« In diesem Moment zischte auch schon eine Kugel auf mich zu...

Golden Roses | A James Bond fanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt