T W E N T Y S E V E N

1K 37 2
                                    

❞ 𝔻𝕒𝕞𝕒𝕘𝕖𝕕 𝕡𝕖𝕠𝕡𝕝𝕖 𝕒𝕣𝕖 𝕥𝕙𝕖 𝕞𝕠𝕤𝕥 𝕕𝕒𝕟𝕘𝕖𝕣𝕠𝕦𝕤.
𝕋𝕙𝕖𝕪 𝕜𝕟𝕠𝕨 𝕙𝕠𝕨 𝕥𝕠 𝕞𝕒𝕜𝕖 𝕙𝕖𝕝𝕝 𝕗𝕖𝕖𝕝 𝕝𝕚𝕜𝕖 𝕙𝕠𝕞𝕖. ❝

Was Q da angedeutet hatte, hatte auch schon die ehemalige M James Jahre zuvor erklärt.
Waisen eigneten sich am besten als Rekruten. Es war eine altbewährte Methode, die dem britischen Geheimdienst im Auftrag ihrer Majestät bereits viele Probleme gelöst hatte. Der Secret Service nutzte solche Techniken seit Beginn des zweiten Weltkriegs. Man musste zugeben, dass es im Krieg nicht gerade schwer gewesen war, Waisen zu finden und für den Kampf im Auftrag ihrer Majestät zu begeistern.

James, ein gebrochener Mann, der seine Eltern bei einem Bergsteige-Unfall in den französischen Alpen verloren hatte, war das beste Beispiel. Das MI6 war auf das Anheuern von Kindern, die in bereits in jungen Jahren einen Elternteil oder beide Eltern verloren hatten, spezialisiert, denn man war der Meinung, dass bei diesen Fällen keinerlei Loyalitätskonflikte auftreten würden und sie ihre Ausbilder als Elternersatz ansehen würden. Der erste sogenannte Spionagemeister war Maxwell Knight und ging als erster M des MI5 ein.

Er war auf der Such nach „Beobachtern", also Leuten, denen Dinge auffielen, die andere gar nicht bemerkten oder für gänzlich normal hielten. Seiner Erfahrung nach waren solche meist Menschen mit einer prägenden Kindheit. Jemand, der in frühen Jahren seine Eltern verlor und deshalb ein psychisches Handicap hatte, sodass sie nicht einfach mit dem Storm mitflossen, als sie Erwachsen werden sollten. Sie hielten sich eher als stumme Betrachter am Rand auf.

Menschen, die früh Waisen wurden, waren oft auf der Suche nach einer Art Vaterfigur. Das nutzte das Six, indem es die Spionagemeister einsetzte, die diesen Platz einnahmen und die Leere füllten. Vielleicht war James aufgrund seines schlagfertigen Witzes und scharfen Humors nach Knight's Verfahren ausgewählt worden?

Die erste Eigenschaft nach der die potenziellen Anwärter ausgewählt werden ist, so seltsam es klingen mag, einen Sinn für Humor zu besitzen. M also Knight sagte immer, dass jemand, der weder Witze machte, noch sie verstand, niemals in einer brenzligen Situation die richtigen Entscheidungen treffen würde.

Die anderen waren Erinnerung, die Treue war entscheiden, ebenso wie die Fähigkeit nicht nur zu lügen, sondern auch zu merken, wenn man belogen wurde. Er wollte jemanden, der motiviert war, oder mit anderen Worten, jemanden, der patriotisch war und seinem Land dienen wollte.

*oOo*

Jeder Agent des Six trug seine Vergangenheit mit sich herum. Man könnte sagen, dass ein gewisses Maß an Gebrochenheit für diesen Job vorausgesetzt wurde. Laura wusste, dass sie nicht weiter nachforschen sollte und von Q würde sie wohl kaum eine vernünftige Antwort erhalten.  Sie wusste nicht, was damals in Venedig vorgefallen war und wie sehr James nach Rache sann.

*oOo*

POV James

Die Aufzugstüren zu Q's Labor öffneten sich mit einem leisen Surren und James betrat die klinisch weiße Abteilung. Es roch nach Chemie und Putzmitteln, aber auch eine leichte Note von Kaffee und Schießpulver hing in der Luft.

Sofort fielen ihm Laura und Q ins Blickfeld. Die junge Agentin unterhielt sich angeregt mit dem jungen Genie. Die roten Haare fielen ihr offen über die Schultern und sie drehte sich auf Q's Bürostuhl im Kreis. Q hingegen schien ihr keine große Beachtung zu schenken, sondern war viel zu sehr in seine Arbeit vertieft. Trotzdem unterhielten sich die beiden. Als Laura beim Klang der Türen den Blick hob, verstummte sie schnell und sprang von den Drehstuhl auf.

»James!« begrüßte sie ihn nervös.
»Laura.« Er beobachtete sie kurz prüfend, dann lächelte er.
»Q.« Er nickte dem Quartermaster kurz zu. Dann küsste er Laura kurz auf die Wange.
Q sah überrascht zwischen den beiden hin und her, dann schien er etwas zu verstehen und warf Laura einen scharfen Blick zu, woraufhin diese nur noch schuldbewusster dreinschaute.
»Will ich es wissen?« fragte Q und meinte damit offensichtlich die beiden Agenten und deren Beziehung zu einander. James schmunzelte nur vielsagend, während sich auf Lauras Wangen eine leichte Röte breit machte und sie verschämt den Kopf senkte.
»Ich -Ähm. Ich muss dann los. Danke nochmal, Q. James.« Dann verließ sie eilig die Abteilung.

»Sie fängt an Fragen zu stellen...« murmelte Q.
»Ich kann es ihr nicht verübeln, aber wir sind - «
»Ihr Privatleben geht mich nichts an, 007.« unterbrach Q ihn unwirsch. James zuckte nur mit den Schultern.
»Wir beide wissen, warum ich es ihr nie werde erzählen können.« Q brummte nur und lockerte eine Schraube.
»Sie ist mir wichtig, Q.« beteuerte er.
»Dann gehe ich richtig in der Annahme, Sie haben ihr noch nicht mitgeteilt, dass Sie Weihnachten in Russland verbringen werden?« James zuckte ertappt zusammen. Q seufzte und drückte Daumen und Zeigefinger auf sein Nasenbein.
»Sie tut Ihnen gut, 007. Versuchen Sie es nicht zu versauen. Wenn Sie ihr weh tun, werde ich Ihnen weh tun müssen!«
»Vorher würde ich mir selbst weh tun, glaub mir!« Q nickte zufrieden und zog mit den Fingerspitzen die Zündkammer aus der Sig. James verstummte kurzzeitig und beobachtete mit welcher Präzision Q die Zündkammer austauschte.

»Ich habe sie angelogen. Laura, meine ich. Ich habe die alten Akten bearbeitet und kenne den Verlauf der Mission. Was wird passieren, wenn Sie LeChiffre wieder gegenüber stehen?« fragte Q besorgt.
»Dann wird uns hoffentlich nur ein Pistolenlauf von einander trennen.« erklärte der Agent mit einem grimmigen Blick in den kalten blauen Augen. Abermals schwiegen beide vor sich hin.
»Sie wissen, Sie werden nur durch den Tod aus diesem Job scheiden, oder?« fragte Q.
»Das gehört zum Berufsrisiko.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob Laura das weiß...« James schluckte. Sein Kehlkopf sprang auf und ab, als er sich räusperte.
»Nun, tun Sie mir den Gefallen und sterben Sie nicht direkt an Weihnachten. Das macht immer so viel Papierkram. Ich muss zwei Katzen ernähren und Laura wäre wohl kaum begeistert.«

Plötzlich erschien Eve in der Tür.
»James! M lässt Sie gerade suchen! Sie sollten sich schleunigst in seinem Büro einfinden, sollten Sie nicht wollen, dass 002 Sie wieder verpetzt.« James verdrehte entnervt die Augen. Dieser kleine rothaarige Bastard! Dann dreht Eve sich auf ihren Absätzen um und stöckelte in eine andere Richtung davon. Der 00-Agent seufzte, fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und wand sich zum Gehen um.

»Ach, und James? Sie sollten ihr sagen, was Sie fühlen. Ich glaube zu meinen, Sie gut zu kennen und ich habe Sie noch nie so mit jemandem umgehen gesehen, wie mit ihr!«

James tat so, als hätte er den letzten Satz überhört, während er aus dem Labor eilte.


A/N: Falls jemand mehr über die Methoden des MI5 & des Six erfahren möchte, findet ihr hier einen fundierten Originaltext eines Agenten: https://www.esquire.com/uk/culture/film/news/a15874/james-bond-m-real-life-mi5-recruitment-method/

Golden Roses | A James Bond fanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt