F I F T E E N

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❞ 𝔸𝕟𝕕 𝕀 𝕗𝕖𝕖𝕝 𝕥𝕙𝕖 𝕛𝕖𝕒𝕝𝕠𝕦𝕤𝕪 𝕔𝕙𝕒𝕤𝕚𝕟𝕘 𝕥𝕙𝕣𝕠𝕦𝕘𝕙 𝕞𝕪 𝕤𝕥𝕠𝕞𝕒𝕔𝕙 𝕨𝕙𝕖𝕟 𝕤𝕠𝕞𝕖𝕠𝕟𝕖 𝕖𝕝𝕤𝕖 𝕤𝕒𝕪𝕤 𝕪𝕠𝕦𝕣 𝕟𝕒𝕞𝕖.❝


»Also, was ist passiert?«

Q beobachtete mich prüfend durch die Gläser seiner Brille hinweg. Es gab niemanden, der mich besser kannte als Q. Er konnte mich sofort durchschauen ohne nur einen Blick in mein Gesicht werfen zu müssen. Ich schrumpfte unter seinem Blick, der so durchdringend war, dass ich mich innerlich wand und fliehen wollte. Er zog eine Augenbraue hoch, rückte seine Brille zurecht und räusperte sich. Dann nahm er einen Schluck Earl Grey und sah mich abwartend an. »Nun? Ich warte.« forderte er mich zum Reden auf.

Ich hatte Q noch nie lange standhalten können. Erneut seufzte ich ergeben und begann Q von den Ereignissen in der Trainingshalle zu erzählen. Er hatte die Fingerspitzen an's Kinn gelegt und mir einfach nur zu gehört, ohne mich auch nur ein einziges Mal zu unterbrechen. Ab und zu gab er mal ein Brummen von sich oder nickte verstehend, aber blieb vollkommen still. Als ich mir das alles von der Seele geredet hatte, merkte ich erst, wie sehr es mich befreit hatte. Q blieb eine weitere Weile still und musterte mich ruhig. Seine braunen Augen glitten über mein Gesicht und blieben an der Narbe an meinem Schlüsselbein hängen. Doch er blieb stumm. Er ging nicht weiter auf das eben Gesagte ein.

»Ich habe von deinem fehlgeschlagenen Auftrag gehört... Das tut mir leid...«

»Es ist ja nicht deine Schuld, Q. Ich weiß, dass du mir sofort zur Seite gestanden hättest, wenn ich den blöden Sender nicht verloren hätte. Und als ich dich angerufen habe, hast du sofort reagiert. Dafür danke ich dir.« Ich erinnerte mich noch genau an Q's fest und ruhige Stimme, die mich durch den Alptraum nach den Ereignissen auf dem Zug sicher nach Hause geleitete und die ganze Zeit bei mir blieb, bis ich endlich nach einer schieren Unendlichkeit wieder beim Hotel angekommen war.

Q massierte sich die Schläfen. Ich griff in der Zwischenzeit zu seiner Tasse und nahm auch einen Schluck. Normalerweise würde ich dafür mit einem empörten Blick gestraft werden, aber Q hielt den Mund. Der Earl Grey floss warm meine Kehle hinunter und wärmte mich von innen heraus. Sofort fühlte ich mich etwas geborgener.

Ich wollte gerade dazu ansetzen etwas zu sagen, als einer der Minions, so nennen wir die Q-Branch Assistenten, in Qs Büro platzte und sich suchend umsah, bevor sie sich an mich wand. »004.« grüßte sie mich verunsichert. Sie war wohl eine der jüngeren Minions. Wir 00-Agenten haben ein hohes Ansehen im Six, immerhin sind wir die Elite, aber genauso angsteinflössend und tödlich wirkten wir auch den Untergebenen gegenüber. Die Minions hatten oft Angst vor uns, nur Q interessierten wir nicht die Bohne. Er hatte uns alle fest im Griff, auch Bond, selbst wenn dieser es nicht zugeben wollte.
»Hallo...« murmelte ich in die Tasse hinein. »007 verlangt Sie umgehend vor Ms Büro zu treffen.« Ich schnaubte. Klar. »Richten Sie 007 bitte aus, dass er sich das Abschminken kann. Vielen Dank.« antwortete ich mürrisch.
»Ich befürchte, dass M Sie ebenso sehen möchte. 007 sagte mir ausdrücklich das es von größter Wichtigkeit sei.« Genervt gab ich auf.
»Gut!« Die Kleine schien jetzt noch mehr verunsichert von meinem eigenartigen Verhalten zu sein. Ich machte nur auf dem Ansatz kehrt und wollte gerade aus Qs Büro verschwinden, als er mir noch einen letzten Satz hinterher rief.
»Ich denke, Sie sollten mit 007 ein Gespräch führen, 004. Es ist nicht an mir Ihnen das mitzuteilen. Reden Sie mit ihm. Vielleicht deckt sich dann etwas auf.« erleichtert drehte ich mich um und sah ihn dankbar an. Er wusste wie immer mehr, als er zugab. Ich hatte schon erwartet, dass unser Gespräch in Vergessenheit geraten war.

Ich schritt durch die endlosen grauen Flure des River House, während Minion nervös hinter mir her dackelte. »Nun, vielen Dank für Ihren Begleitschutz, aber ich denke von hieraus finde ich den Weg alleine.« Normalerweise war ich nie derart böse zu den Minions oder anderen Menschen des River House, aber gerade war ich aufgeregter als es mir lieb war.

Sobald ich um die Ecke bog und den Minion losgeworden war, sah ich Bond schon vor der Tür zum Ms Büro stehen. Er stand da wie immer in einem weißem Hemd und einem maßgeschneiderten Anzug, der sich perfekt an seine breiten Schultern, das breite Kreuz und die Arme anschmiegte und tippte angespannt auf seinem Handy rum. Ich tat einen weiteren Schritt auf ihn zu und er hob seinen Blick von dem leuchtenden Bildschirm des Gerät vor ihm. Seine Finger verharrten über dem Touchscreen.

»004. Sowohl ich als auch M würden uns gerne mit Ihnen unterhalten.« Die derart förmliche Anrede von seiner Seite war sehr ungewohnt. Ich hatte irgendwie erwartet, dass sich zwischen uns etwas verändert hatte während der Zeit in Paris, aber Bond war distanzierter als jemals zuvor. So erschien es mir zumindest. Ich schob es einfach auf unsere öffentliche Umgebung. Wir waren nicht im Privaten und jederzeit könnte jemand unseren kurzen Wortwechsel belauschen.

Ich ignorierte Bond gekonnt und ging einfach an ihm vorbei zur Tür hinein, um Ms Büro zu betreten. Ich konnte meinen Drang Bond den Ellenbogen in die Magengrube zu rammen nicht unterdrücken. Der Agent sah mich nur überrascht und verwirrt an. Jedoch verrutschte seine Maske nur kurz, bevor wieder die Kälte seine Gesichtszüge vereinnahmte.

In Ms Büro ließ ich mich lustlos auf einen der Sessel vor dessen Schreibtisch fallen und schaute M abwartend an. »Guten Tag, Miss Lockwood.« Ich nickte nur knapp und spürte am Luftzug wie Bond sich elegant auf dem Sessel neben mir niederließ. Nur mühevoll konnte ich dem Schnauben, das sich in mir anbahnte, widerstehen. Ich spürte seinen kühlen Blick erneut auf mir ruhen, weigerte mich aber den Kopf wegzudrehen.

M nahm entnervt auf dem Stuhl hinter dem Schreibtisch platz. »Wie ich sehe, haben Sie beide zu wiederholtem Male die beste Laune.« Ich sah teilnahmslos aus dem Fenster.
»Nun denn, dann mache ich es eben kurz. 004. Ich möchte, dass Sie sich umgehend bei Dr. Brown einfinden. Ein Termin wurde bereits vereinbart. Morgen um 8:15Uhr ist dieser angesetzt. Ich möchte Ihnen raten, sich zu gegebener Zeit auch dort einzufinden, ansonsten werden Sie bis auf weiteres vom Dienst freigestellt sein. Ich lasse das Schicksal Englands nicht in den Händen labiler 00-Agenten. Wenn Sie morgen den Termin wahrnehmen, dürfen Sie nach ein paar angesetzten Therapiestunden den Dienst wieder vollständig aufnehmen.«
»Ich habe verstanden.« antwortete ich kalt, was jedoch keinen der beiden großartig zu beeindrucken schien.
»Dann werde ich Sie nun des Gespräches entlassen. Ich habe noch etwas mit 007 unter vier Augen zu klären.« Dabei warf er James einen bedeutungsvollen Blick zu. Ich wollte mich erst weigern, aber als James mich ansah und mir zunickte, verließ ich den Raum.

Draußen lief ich natürlich direkt Eve Moneypenny mit einem Haufen Akten und Papier in die Arme.
»Hallo.« grüßte sie mich lächelnd. Ich mochte Eve. Sie war immer sehr nett, wusste wie sie mit Bond umgehen musste und war eine intelligente, moderne und wunderschöne Frau unserer Zeit. Aber nun hatte ich das Gefühl dem Feind gegenüber zu stehen. Und das fühlte sich nicht gut an.
»Hallo, Eve.« murmelte ich.
»Oje, was ist passiert, Süße?« fragte sie mich und sah mich mitfühlend an.
»Ist alles in Ordnung? Ist es wegen deiner Mission? Ich habe davon schon gehört. Willst für drüber reden?«
»Nein, danke. Ich fühle mich nur nicht so gut.«
»Das wird schon wieder. Ich weiß noch, wie es bei mir war! Hast du denn schon einen Termin bei Dr. Brown? Wenn nicht vereinbare ich dir gleich einen.«
»Habe ich schon, danke, Eve.« Ich zwang mich zu einem Lächeln und versuchte sie aufrichtig anzusehen, aber immer wieder kamen Richards Worte zurück in mein Gedächtnis.
»Ach, natürlich hast du schon einen! M hat dafür sicher schon gesorgt.« Sie warf einen Blick auf eine sehr teuer aussehende Uhr an ihrem Handgelenk. Dann hatte sie es eilig.
»Verdammt. Ich hätte die Daten vor 20 Minuten abgeben sollen! Ich muss los. Wir sehen uns. Und Kopf hoch! Das wird wieder!« Dann stöckelte sie blitzschnell in ihrem blassblauen Kleid und auf den schwarzen Highheels davon.

Als ich mich umdrehte, stand Bond schon im Türrahmen...

Golden Roses | A James Bond fanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt