F O R T Y F O U R

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❝ 𝔸𝕝𝕝 𝕀 𝕖𝕧𝕖𝕣 𝕨𝕒𝕟𝕥𝕖𝕕.                         
𝕊𝕖𝕔𝕣𝕖𝕥𝕤 𝕥𝕙𝕒𝕥 𝕪𝕠𝕦 𝕜𝕖𝕖𝕡.                       
𝔸𝕝𝕝 𝕪𝕠𝕦 𝕖𝕧𝕖𝕣 𝕨𝕒𝕟𝕥𝕖𝕕.                         
𝕋𝕙𝕖 𝕥𝕣𝕦𝕥𝕙 𝕀 𝕔𝕠𝕦𝕝𝕕𝕟'𝕥 𝕤𝕡𝕖𝕒𝕜 '𝕔𝕒𝕦𝕤𝕖 𝕀 𝕔𝕒𝕟'𝕥 𝕤𝕖𝕖 𝕗𝕠𝕣𝕘𝕚𝕧𝕖𝕟𝕖𝕤𝕤.       
𝔸𝕟𝕕 𝕪𝕠𝕦 𝕔𝕒𝕟'𝕥 𝕤𝕖𝕖 𝕥𝕙𝕖 𝕔𝕣𝕚𝕞𝕖.          
𝔸𝕟𝕕 𝕨𝕖 𝕓𝕠𝕥𝕙 𝕜𝕖𝕖𝕡 𝕠𝕟 𝕨𝕒𝕚𝕥𝕚𝕟𝕘.          
𝔽𝕠𝕣 𝕨𝕙𝕒𝕥 𝕨𝕖 𝕝𝕖𝕗𝕥 𝕓𝕖𝕙𝕚𝕟𝕕. ❞

Wie lange war ich nun bereits hier gefangen?
Seit wann spielten sie mit meinen größten Ängsten?
Und wann hatte James angefangen mitzuspielen?
Seit wann hatte ich meinen James verloren?
Seit wann saß da dieser Mann auf der anderen Seite der Glasscheibe, der ihm so ähnlich und mir doch so fremd war?
Wann, wann nur hatte ich ihn verloren? Als ich ihn befreite? Als wir miteinander schliefen? Als wir hier das Gebäude betraten? Oder doch viel früher?

Egal wie oft ich mir die Frage stellte und alle möglichen Szenarien durchging, wenn ich alleine in diesem dunklen Raum an einen Stuhl gefesselt saß und nichts außer meine Gedanken hatte, um mich vom Wahnsinnig werden zu bewahren. Mit hoher Wahrscheinlichkeit waren es meine Gedanken, die mich eines Tages durchdrehen lassen würden.
Ich hatte jegliches Zeitgefühl und die Hoffnung auf Rettung aufgegeben. Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, seit ich das letzte Mal Sonnenlicht auf meiner Haut gespürt habe oder etwas Anständiges zu essen sowie eine gute Tasse Tee gehabt habe. Vielleicht vor Tagen, vielleicht vor Wochen.

Ich erinnere mich noch gut an einen der Sätze, den unser Spy Master zu uns sagte, als wir in das Abschlussjahr der Academy kamen. Solltet ihr jemals in Gefangenschaft sein, so betet, dass ihr schnell und schmerzlos sterbt. Die Folter wird euch schlimmer Dinge antun, als Tod es je vermögen könnte zu tun. Bis heute hatte ich nie gedacht, dass ich jemals die wahre Bedeutung dieses Satzes verstehen würde. Dass ich jemals den Tod dem Leben bevorzugen würde. Doch ich hatte nichts mehr, wovor es sich zu kämpfen lohnte. James hatte mich verlassen, als ich ihn am meisten gebraucht hätte. Ic beobachtete den Mann mir gegenüber vierundzwanzig Stunden am Tag. Und wurde nicht schlau aus dem, was er erzählt hatte. Er war der Mensch für den ich morgens aufgestanden war. Für den Mann, der mir schwor, dass ich das Mädchen seiner Träume sei. Doch er hatte sich entschlossen aufzuwachen. Ich war nur ein weiterer Name auf der endlosen Liste seiner Frauen.

*oOo*

Ich hatte unruhig im Sitzen geschlafen und mein Nacken schmerzte durch die ungesunde Schlafposition. Meine Muskeln brannten, weil sie lange Zeit nicht richtig bewegt würden und mein Gesicht fühlte sich einfach nur taub an. Ich hing in einem nicht sehr erholsamen Halbschlaf, als mich Lärm vor der Tür weckte. Ich begriff nicht sofort, was los war, doch als ich mehrere Stimmen mit einem feinem britischen Akzent hörte und Schüsse, weinte ich vor Erleichterung. Draußen herrschte Chaos und ein Schusswechsel hallte durch die endlosen grauen Flure. Ein Alarm ging los und meine Tür wurde so hart aufgetreten, dass sie voller Wucht gegen die Wand prallte. Ich sah in ein vertrautes Gesicht, doch das helle Licht und meine benommenen Sinne machten es mir unmöglich, es einer Person zu zu ordnen. Plötzlich fühlte ich mir unendlich müde. Ich spürte, wie die Person mein Kinn anhob, mir in die Augen sah und etwas zu mir sagte, doch ich hörte nur ein Rauschen, das sich aus all meinen Umweltgeräuschen zusammensetzte und meinen komplett überforderten Kopf schmerzhaft pochen ließ. Meine Sicht verschwamm immer wieder.

»004? 004, hören Sie mich?« fragte sie. Ich konnte nur ein Krächzen verlauten lassen. Sie befreite mich von den Fesseln und ich stolperte vom Stuhl, jedoch sackten mir meine Beine nach der langen Bewegungslosigkeit weg und die Agentin konnte mich gerade noch abfangen.
»Sachte! Wir müssen uns beeilen.« Sie stützte mich und ich kämpfte mit der Schwäre der Ohnmacht, die aufgrund des plötzlichen Aufstehens eintreten wollte.
»Sie ist stark dehydriert. Ich schaffe sie nun aus der Gefahrenzone. LeChiffre wurde von O'Connor liquidiert, jedoch erlitt dieser eine Schusswunde, aber es ist nichts dramatisches, Q, keine Panik. Ja, sie konnte entkommen. Ich habe nur noch ihren verdammten weißen Pelzmantel flattern gesehen, als sie über den Hubschrauberlandeplatz zum Helikopter geflohen ist. Ja, die medizinische Versorgung wartet. 007 wurde von O'Connor befreit. 004 reagiert nicht, wenn sie angesprochen wird, aber bis auf einige leichte Verletzungen und Schlafmangel scheint es ihr gut zu gehen. Ich melde mich wieder bei Ihnen, Q.«

*oOo*

Ich wachte in einem weichen Bett auf. Mein Kopf schmerzte und ich hatte Durst. Meine Klamotten oder das, was davon übrig geblieben war, lagen auf einem Stuhl neben meinem Bett und ich trug einen Pyjama. Die Wintersonne blendete mich und ich drehte mich nochmal stöhnend um und wickelte mich fest in die Decke. Meine Kratzer waren gesäubert, meine Schulter geschient und die Wunden verbunden. Als ich meinen Blick durch den Raum schweifen ließ, bemerkte ich erst die Person, die an meinem Bettrand saß. Diesmal erkannte ich sie sofort.

»Giorgia.« brachte ich mühsam hervor. Sie sah von ihrer Zeitschrift überrascht auf.
»Du bist ja schon wach! Damit hatte ich nicht gerechnet.« meinte sie und lächelte, während sie das Magazin beiseite legte.
»Wo -« Ich räusperte mich verzweifelt, als meine Stimme versagte.
»Wo i-ist -«
»James?« unterbrach sie mich.
»LeChiffre.« beantwortete ich ihn selben Moment meinen Satz. Sie runzelte verwirrt die Stirn, sagte aber nichts.
»Keine Gefahr mehr. Liquidiert.« Ich nickte und schluckte, wobei mein Hals schmerzte. Ich wollte nichts von James wissen.
»Bond geht es den Umständen entsprechend gut. Er hatte Glück im Unglück, denn die gebrochenen Rippen hätten sie beinahe in seine Lunge gebohrt. Ich blieb stumm und horchte tief in mein Inneres, dennoch spürte ich nichts als Schmerz, Kälte und Verletztheit als sie von ihm sprach.

*oOo*

Es dauerte einige Tage, bis ich mich aus dem Bett bewegen konnte. Das Laufen fiel mir schwer, da ich einen ziemlichen Muskelschwund durch die wenige Bewegung in drei Wochen Gefangenschaft erlitten hatte. LeChiffre war tot, doch das bedeutete leider nicht das Ende, denn die weiße Lady war entkommen. Q hatte die kompletten drei Wochen über jedes unserer Worte mitgehört, jedoch lange gebraucht, um uns zu lokalisieren und einen Plan erstellen zu können. Wir hatte oft miteinander gesprochen in den letzten Tagen. Wir steckten noch immer in Russland und würden morgen endlich abreisen. Ich hatte nicht ein Mal James besucht oder mit ihm gesprochen. Zu tief saß der Schmerz des Verrats und die Angst vorm erneuten Vertrauen. Vertrauensprobleme quälten mich schließlich seit dem jähen Ende meiner Kindheit.

Doch als ich zum ersten Mal hinaus in den Flur trat, lief ich natürlich direkt in ihn hinein, da er gerade auf dem Weg zu mir war.
»Gottseidank, geht es dir gut.« sagte er erleichtert und seine blauen Augen funkelten, bevor er mich fest in eine Umarmung zog. Ich verspannte mich völlig. Als er mich küssen wollte, drehte ich den Kopf weg und schubste ihn volle Wucht von mir gegen die nächste Wand. War das alles ein Spiel für ihn? Er sah mich überrascht an und Verletzung und Furcht trübten seine Augen, doch ich musste immer wieder, sobald ich ihn ansah, an seine Worte denken.

Sie werden mich nicht zum Reden bringen, indem Sie sie töten. Sie bedeutet mir nichts, rein gar nichts. Verrat schmeckt bitter.

»Halt dich von mir fern, Bond!«

Golden Roses | A James Bond fanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt