„Wann seid ihr denn angekommen?", fragte Hannah, als die beiden Mädchen die Straße entlang gingen. „Ich habe ja erst heute Nachmittag mit dir gerechnet." „Wir sind heute Nacht schon da gewesen. Papa dachte, dass das mit dem Anlegen und dem Papierkram länger dauern würde. Das war aber alles kein Problem. Ich habe ja keine Ahnung von diesem Kram. Joey und Papa haben das aber ganz gut im Griff", plapperte Maite drauf los. „Moment!" Hannah blieb verwundert stehen und sah Maite fragend an. „Anlegen? Das verstehe ich gerade nicht so ganz. Sonst seid ihr doch immer auf dem Campingplatz oder müsst ihr da mittlerweile auch schon den Bus anlegen?". Maite schaute sie mit einem schelmischen Lächeln an. „Ich habe doch gesagt, ich muss dir so viel erzählen und vor allem zeigen. Den Bus haben wir natürlich noch, aber Papa wollte einfach mal anders reisen." Maite zuckte mit den Schultern: „Lass dich überraschen." Hannah blickte Maite nur verwundert an, fragte aber auch nicht weiter nach. Maites Familie war schon immer sehr speziell und immer für Überraschungen gut, was ihre Familie aber auch umso liebenswerter machte.
Als die Mädchen Hannahs zu Hause erreichten, öffneten sie das Gartentor und schoben das Fahrrad in den Schuppen. Dort wurden sie auch schon von Pad, einem Labradormischling begrüßt, der freudig mit dem Schwanz wedelte und versuchte an Maites Körper hoch zu springen: „Oh hi Paddy-Boy. Du bist aber groß geworden", sagte Maite und streichelte Pad über das braune, weiche Fell. „Ich glaube Paddy ist immer noch ziemlich pissig, dass du deinen Hund nach ihm benannt hast." Hannah konnte sich ein Lachen nicht verkneifen und holte einmal tief Luft: „Ach ja. Da ist dein großer Bruder aber selbst schuld. Weißt du noch, wie er damals gesagt hat, dass er und der Hund dieselbe Haarfarbe haben? Bei dieser Steilvorlage konnte ich einfach nicht widerstehen." Maite fing an zu lachen: „Wie kann ich das vergessen? Ich habe immer noch sein Gesicht vor Augen wie du Pad gerufen hast und auch Paddy sich immer angesprochen fühlte. Das hat ihn richtig genervt und wahnsinnig gemacht".
Die Mädchen gingen in das Haus und in die Küche, wo Hannahs Mutter am Herd stand und das Mittagessen vorbereitete. „Da bist du ja endlich, Hannah", sagte sie ohne ihren Blick vom Herd abzuwenden. „Ich habe mir schon Sorgen gemacht und dachte du wärst vor Aufregung geplatzt." Hannahs Mutter drehte sich vom Herd und blickte in das strahlende Gesicht ihrer Tochter und anschließend zu Maite. „Ja, Mensch. Mit dir habe ich ja noch gar nicht gerechnet." Sie ging schnellen Schrittes auf Maite zu und umarmte sie. „Schön, dass du da bist. Hannah hängt mir schon seit zwei Wochen in den Ohren und war gar nicht ins Bett zu kriegen." „Mama, so schlimm war es jetzt auch nicht", beschwerte sich Hannah, die auch gleich wieder leicht errötete. Maite grinste in sich hinein und beobachtete diese Mutter-Tochter-Situation. „Doch das warst du. Das Essen ist gleich fertig. Geht euch schon mal die Hände waschen, dann können wir anfangen. Ich hoffe, ihr habt Hunger." Hannah und Maite gehorchten, gingen ins Badezimmer und setzten sich anschließend an den gedeckten Küchentisch, den Hannahs Mutter bereits mit einem großen Topf Spaghetti Bolognese bestückte. „Oh, das sieht aber lecker aus", sagte Maite und nickte anerkennend Hannah zu. Hannahs Mutter tat den beiden Mädchen eine ordentliche Portion Spaghetti auf die Teller und wand sich Hannah zu: „Und wie ist dein Zeugnis dieses Jahr?" Hannah schob sich einen Löffel Spagetti in den Mund, kaute genüsslich auf und zuckte mit den Schultern: „So wie letztes Jahr auch. Es hat sich nicht viel geändert." „Immer noch die kleine Streberin, was?", neckte Maite sie. Hannah hingegen schaute peinlich berührt auf ihren Teller und spielte mit ihrer Gabel in den Spaghetti. „Ach komm schon. Da ist doch nichts Peinliches dran, Hannah. Du kannst stolz auf dich sein, dass dir das Lernen so leichtfällt. Aus dir wird später bestimmt noch etwas Anständiges", sagte Maite und zwinkerte ihrer besten Freundin zu. „Klar, ich werde Popstar", lachte Hannah und funktionierte ihre Gabel zu einem Mikrofon um. Die Stimmung beim Essen hätte nicht besser sein können. Hannah und Maite redeten viel und lachten. Auch Hannahs Mutter war froh, dass ihre Tochter sichtlich Spaß hatte und nach dem Stress der letzten Monate wieder in der Lage ist ausgiebig zu lachen.
Nach dem Mittagessen saßen die beiden Mädchen im Wohnzimmer und quatschten wie es sich für beste Freundinnen, die sich eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr gesehen haben, gehört. „Da fällt mir gerade ein.", sagte Maite, „als ich dich heute von der Schule abgeholt habe, ist mir so ein Junge entgegengekommen, der es ziemlich eilig hatte. Hast du den auch gesehen? Der kam aus deiner Richtung und um ehrlich zu sein..." Maite machte eine Handbewegung als ob sie sich ihre Hand verbrannt hätte. „Man, sah der gut aus!" Hannah musste über die Reaktion von Maite lachen. Sie bewunderte Maite für ihre offene Art. Ihr schien auch absolut nichts peinlich zu sein. „Ach ja, das war Ben aus meiner Klasse. Wenn du mich fragst, ein ziemlicher Angeber. Aber heute war der echt komisch. Das muss ich dir unbedingt erzählen."
Hannah wollte gerade von ihrer Begegnung mit Ben erzählen, als sie von dem Klingeln der Haustür unterbrochen wurde. Sie rollte genervt die Augen und schlürfte zur Haustür: „Hi Hannah". Hannah sah in das Gesicht eines zwei Jahre älteren Jungen, der sie mit seinen strahlend blauen Augen anlächelte und sie wie selbstverständlich in den Arm nahm. Kurz zögernd erwiderte sie seine Umarmung, während der Gast weiter drauf losplapperte: „Ich hoffe Maite ist bei dir. John und Kathy wollen nicht, dass ihr alleine zum Hafen spaziert, deswegen hole ich euch mit Jimmy und Joey ab." Hannah sah an den Jungen vorbei und sah ein Auto in der Einfahrt stehen, in dem zwei lang haarige Typen saßen und Hannah mit einem Winken begrüßten. „Ehm ja. Maite ist da. Komm kurz rein, ich hole noch meine Sachen von oben und dann können wir auch schon los", stotterte Hannah mit einer leichten Röte im Gesicht und ließ den Jungen rein. Dieser kannte den Weg bereits und gesellte sich zu Maite ins Wohnzimmer. 'War er das wirklich?', dachte sich Hannah und blieb wie versteinert im Flur stehen. 'Das kann nicht sein. Das letzte mal wirkte er noch so kindlich mit seinen roten, volleren Wangen. Jetzt ist der ja gefühlt ein Meter gewachsen und seine Stimme klingt viel tiefer und sein Gesicht ist kantiger geworden.'
Hannah wird von Pad, der ihr die Hand leckte aus ihren Gedanken gerissen. Sie schaute zu ihrem Hund und schüttelte unwillkürlich den Kopf. „Tja Pad, dein Namensvetter sitzt im Wohnzimmer und freut sich bestimmt dich wieder zu sehen", sagte sie zu ihrem Labradormischling, tätschelte seinen Kopf und ging die Treppe hinauf zu ihrem Zimmer, um ihre Sachen für die nächsten Tage zusammen zu packen.
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Beste Freundinnen
FanfictionHannah ist ein gewöhnliches Mädchen, das wie jede andere Jugendliche auch zur Schule geht und alltägliche Teenagerprobleme bewältigen muss. Doch eine Sache unterscheidet sie doch von ihren Mitschülern. Ihre beste Freundin ist alles andere als ein ge...