Nachdem Jimmy und die anderen Hannah von ihrer Tante abgeholt hatten, fuhren sie zurück zum Boot und fingen an, Salate und andere Leckereien für das große Picknick vorzubereiten. Hannah bewunderte Maite dafür, dass sie mit einer Leichtigkeit ein ganzes Essen für eine Großfamilie organisieren und auch noch vorbereiten konnte. Und dabei war Maite erst wie Hannah 13 Jahre alt. Allein das ganze Waschen und Schneiden von Obst und Gemüse war für Hannah anstrengend, so dass Maite sie gespielt empört aus der Küche geschmissen hatte. Also verzog sich Hannah aufs Deck und machte es sich in Angelos Hängematte bequem. Das Wetter wurde immer drückender. ‚So langsam muss es doch endlich mal regnen', dachte sie sich und hing ihren Gedanken nach, die immer wieder zu Ben führten. Sie ließ die letzten Stunden immer wieder Revue passieren und nahm immer wieder ein angenehmes, kribbelndes Gefühl in der Magengegend wahr, das sie zum Lächeln brachte.
Paddy saß zwischen einen Haufen Notizzetteln und mit seiner Gitarre auf dem Schoß mitten auf den Boden im Wohnzimmer. Er versuchte einzelne Akkorde, die ihm gestern spontan auf dem Sofa eingefallen sind zu einer Melodie zusammen zu führen, was ihm auch gut gelang. Immer wieder variierte er verschiedene Akkorde miteinander, machte sich Notizen, um sie anschließend doch wieder zu streichen und abzuändern. Als er mit der Melodie einigermaßen zufrieden war, schob er seine Notizzettel zu einem Haufen zusammen und packte sie auf eine Kommode. Er wusste, wenn er seine Sachen kreuz und quer im Wohnzimmer liegen lassen würde, gäbe es Ärger von Patricia. Eigentlich wollte er sich in seine Kajüte verziehen, aber da er sich diese mit Angelo teilte, änderte er seine Meinung und ging nach oben, um ein wenig frische Luft zu schnappen. Er stützte sich mit seinen Unterarmen auf dem Gelände ab, schaute auf den Rhein und genoss einfach die Stille. Der Wind wurde langsam stärker und es roch schon nach Regen. Als Paddy dem Rhein lauschte, nahm er ein Summen war, das aus der Nähe der Hängematte kam. Er näherte sich der Hängematte und erkannte Hannah, die zufrieden in der Hängematte lag und mit einem Bein die Hängematte zum Schwingen brachte. Paddy beobachtete Hannah eine Weile. Sie hatte ihre Augen geschlossen und sah so gelassen und unbekümmert aus. Das hatte er schon lange nicht mehr bei ihr gesehen. Selbst die kleine Sorgenfalte, die mittlerweile schon fast zu Hannahs Stirn gehörte wie ihre Sommersprossen, war geglättet. „Woran denkst du?" Paddy kam näher setzte sich im Schneidersitz neben die Hängematte. Hannah machte keine Anstalten die Augen zu öffnen: „Ach an dies und das. An Morgen. Das wird sicher lustig." „Du sahst schon lange nicht mehr so unbekümmert aus", merkte Paddy an. „Das kommt von der Umgebung", grinste sie und machte für Paddy ein wenig Platz in der Hängematte. Warum sie genau so glücklich war, wollte sie nicht verraten. Besonders viel Platz war für die beiden nicht, so dass Paddy einen Arm um Hannahs Schultern legen musste und sie in seinen Armen lag. Die Vertrautheit zwischen den beiden war keineswegs unangenehm. Im Gegenteil. Auch wenn Maite ihre engste Vertraute war, kam sie mit Paddy auch immer ganz gut aus. „Kann ich dich was fragen?" Hannah schaute Paddy aus den Augenwinkeln an. „Klar, schieß los." „Was fühlst du, wenn du Joelle siehst?" Paddy hat mit jeder Frage gerechnet, nur nicht mit dieser. Er seufzte und ließ sich mit einer Antwort Zeit: „Puh, das ist schwer zu erklären. Du stellst aber auch Fragen." „Ach, komm schon, versuch es zu erklären." Hannah neckte ihn, in dem sie ihn in den Bauch piekte. „Du weißt ganz genau, dass ich überhaupt nicht gut in solchen Gefühlssachen bin." Sie schwiegen eine Weile, bis Paddy dann doch das Wort ergriff: „Weißt du, man sagt ja immer, man hat Schmetterlinge im Bauch oder man würde auf Wolke sieben schweben oder so etwas. Schmetterlinge trifft es eigentlich ganz gut. Reicht dir das fürs erste?" Hannah nickte. „Wieso fragst du eigentlich?" Hannah biss sich auf die Unterlippe und errötete leicht. „Ach nur so." Mehr wollte sie nicht erzählen. Vorher wollte sie solche Gespräche mit Maite führen, aber es konnte ja nicht Schaden Informationen über solche Gefühle von jemanden zu bekommen, der erstens männlich ist und zweitens anscheinend wirklich verknallt war.
Der Wind wurde immer stürmischer. Es wurde immer dunkler am Himmel und es fing an zu donnern. „Vielleicht sollten wir besser rein gehen", überlegte Paddy laut und wollte sich aufsetzen, als Hannah ihn zurückhielt. „Wieso denn? Es regnet doch noch nicht." Schweigend lagen sie da, bis die ersten Regentropfen vom Himmel fielen. „Jetzt sollten wir aber wirklich so langsam reingehen." Beide standen auf. Paddy ging einige Schritte voraus, Hannah jedoch blieb im wahrsten Sinne des Wortes im Regen stehen. Als Paddy bemerkte, dass Hannah nicht mehr hinter ihm ist, drehte er sich um und sah sie, wie sie die Arme ausbreitete und anfing mit einem breiten Grinsen im Gesicht sich im Kreis zu drehen, das Gesicht zum Himmel gerichtet. Die anfänglichen Regentropfen wichen einem Platzregen und die beiden Teenager wurden immer nasser. Doch das schien Hannah keineswegs zu stören. Sie lachte und freute sich über jeden Regentropfen, der ihr Gesicht berührte. Wie ein kleines Kind tanzte sie im Regen. Paddy beobachtete sie und lachte in sich hinein. ‚Was hat sie nur so glücklich gemacht?', fragte er sich und ging auf sie zu, um sie endlich mit rein zu nehmen. Hannah jedoch nahm seine Hand und animierte Paddy zum Tanzen: „Du bist echt verrückt, weißt du das?" Er lachte ebenfalls und ließ sich auf die Tanzeinlage ein, bis John mit einem Regenschirm da stand und die beiden zur Ordnung rief: „Seid ihr denn von allen guten Geistern verlassen? Kommt sofort mit rein, sonst erkältet ihr euch noch." Hannah und Paddy lachten, gehorchten jedoch und gingen ins Trockene, allerdings ließ Hannah zu Paddys Verwunderung seine Hand nicht los, sondern ging mit ihm Hand in Hand ins Warme.
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Beste Freundinnen
FanfictionHannah ist ein gewöhnliches Mädchen, das wie jede andere Jugendliche auch zur Schule geht und alltägliche Teenagerprobleme bewältigen muss. Doch eine Sache unterscheidet sie doch von ihren Mitschülern. Ihre beste Freundin ist alles andere als ein ge...