Hannahs Mutter wartete bereits und unterhielt sich mit Kathy. Sie winkte Hannah zu, als sie sich den beiden Frauen näherte: „Da bist du ja, Schätzchen. Wollen wir dann auch gleich los?" Hannah nickte und wollte sich noch von den anderen verabschieden. Schnellen Schrittes ging sie über den Campingplatz und verabschiedete sich nach und nach bei jeden einzelnen. Maite konnte sie nicht finden, so dass sie bei Patricia fragen musste: „Ich habe sie das letzte Mal mit Paddy an der Feuerstelle gesehen." Das fehlte Hannah gerade noch. Zögernd ging sie zur Feuerstelle. Patricia hatte Recht behalten. Maite und Paddy unterhielten sich dort. Maite saß auf einem Holzstumpf, während Paddy nicht stillstehen konnte und vor ihr auf und ab ging. „Hey, ich wollte mich nur verabschieden. Meine Mutter ist schon da und wir wollen dann auch gleich los", sagte Hannah und gab sich besonders viel Mühe nur auf Maite zu achten. Diese stand auf, lächelte ihre Freundin an und umarmte sie: „Mach's gut. Soll ich dich noch zu deiner Mutter begleiten?" Hannah schüttelte den Kopf. Maite drückte sie noch einmal fester: „Wir telefonieren ganz bald ja?" „Auf jeden Fall und lass dich nicht zu sehr von deinen Brüdern ärgern." Maite lachte: „Niemals!" „Also bis bald." Hannah wagte einen Blick zu Paddy, der zwanghaft auf den Boden starrte. Da sie keine weitere Reaktion von ihn bekam, lächelte sie Maite zu und machte sich auf den Weg zu ihrer Mutter.
Maite war außer sich und boxte Paddy auf die Schulter, der aufschrie und sich die Stelle hielt, die Maite mit ihrer Faust getroffen hatte: „Aua, was sollte das denn?" „Willst du mich verarschen? Wir haben doch gerade darüber gesprochen. Was ist denn nur los mit dir? Das wäre der perfekte Moment gewesen, um nochmal mit Hannah über gestern zu reden und einige Sachen klarzustellen." Paddy raufte sich die Haare und ließ sich auf einen Baumstamm fallen. „Ihr Frauen seid echt kompliziert." Maite setzte sich neben ihren Bruder und schaute ihn eindringlich von der Seite an: „Komm, was ist los? Du konntest doch sonst auch immer mit mir reden. Ich weiß, dass Hannah sehr stur und nachtragend sein kann. Du bist da übrigens überhaupt kein Stück besser." Sie knuffte ihren Bruder in die Seite. „Weißt du, dass sie gestern, nachdem ihr euch gestritten habt, geweint hat?" Paddy sah seine Schwester fragend an: „Hat sie dir von dem Streit erzählt?" „Das brauchte sie mir nicht zu erzählen. Ihr habt euch so laut angebrüllt. Ich hab alles gehört." Paddy blies Luft in seine Wangen: „Ja, ich hab es mitbekommen, dass sie geweint hat. Ich wollte ihr gestern eigentlich auch hinterher, aber ich war einfach zu wütend." Maite lächelte: „Du warst zu dickköpfig." „Nenn, es wie du willst. Mir tat es gestern schon leid, als sie weggerannt ist." „Hat Joelle wirklich so etwas über Hannah gesagt?", fragte Maite ihren Bruder direkt, der zögerte und anschließend nickte. „Mal, ehrlich. Findest du nicht, dass Joelle da ein wenig zu weit geht? Immerhin ist Hannah eine sehr gute Freundin und das nicht nur von mir. Mit Joelle bin ich ja auch befreundet, aber das ist wirklich unter aller Kanone. So kenne ich sie überhaupt nicht." „Ich weiß, ich weiß. Ich habe es versucht und wollte ihr alles erklären. Dass Jimmy aber auch mit dieser blöden Geschichte ausrücken musste." „Du weißt aber schon, dass solch eine Basis nicht gerade eine Beziehung ausmachen sollte, oder?" Paddy schaute Maite verständnislos an: „Maite, glaubst du wirklich ich bin so dumm und weiß das nicht selbst? Glaub mir. Mir passt diese ganze Situation überhaupt nicht." „Dann sag das Joelle doch auch! So kann das doch nicht weiter gehen." Paddy massierte sich die Schläfen: „Was ist, wenn sie dann gar nichts mehr von mir wissen will?" Maite verdrehte ihre Augen: „Schau mal. Wenn ihr wirklich etwas an dir liegt, dann wird sie das akzeptieren. Wahrscheinlich wird sie megastinkig sein. Weißt du, Joelle ist zurzeit wirklich strange, aber eigentlich ist sie ein sehr einfühlsamer Mensch und sie wird das bestimmt verstehen. Sonst wäre ich ja nicht mit ihr befreundet." Paddy seufzte, stützte sich auf seinen Oberschenkel ab und stand auf: „Warum musst du immer recht haben?" Maite sah zu ihrem Bruder auf und grinste: „Weil ich einfach wesentlich schlauer bin als du! Redest du mit Joelle?" Paddy nickte. „Und redest du auch mit Hannah?" „Mmpf. Hab ich eine Wahl? Weißt du, vor Joelle habe ich nicht so viel Angst wie vor Hannah. Ein Gespräch mit ihr bereitet mir viel mehr Kopfschmerzen." Maite umarmte ihren Bruder und lachte: „Tja mein Lieber. Das hast du dir tatsächlich selbst eingebrockt, aber ich kann dich verstehen. Ich hätte auch mehr Angst vor Hannah und ihrer impulsiven Art.
Während Paddy mit Joelle sprach, die zuerst verständnislos reagierte, sich aber nach dem Auftritt mit Paddy versöhnte und Besserung schwor, langweilte sich Hannah zutiefst bei Tante Gretchen. Neben ihr und ihrer Mutter waren noch einige Nachbarn zu Besuch, dessen Lieblingsthema der englische Rasen von ihrem Garten war. Ständig linste Hannah auf ihre Uhr. Schließlich wollte sie sich eigentlich noch mit Ben treffen. „Tina, hat dir Hannah eigentlich erzählt, dass Christian mit ihr reden wollte?" Hannahs Mutter verschluckte sich an ihrem Kaffee. „Christian hat angerufen und das sagst du mir erst jetzt?" Mit zitternden Händen stellte sie ihre Kaffeetasse ab und musterte ihre Tochter. Hannah war der Blick ihrer Mutter sichtlich unangenehm und wich diesem aus. Ein loser Faden an ihrem Ärmel war auf einmal sehr interessant. Tante Gretchen ignorierte die Reaktion von den beiden: „Ja, ich war auch sehr erstaunt, dass er sich meldet, aber es scheint ihn besser zu gehen. Er rief aus Rostock an und meinte, er wäre jetzt in einer Gruppentherapie, die enorm hilfreich ist." Hannahs Mutter lächelte: „Das freut mich für ihn." Hannah rutschte immer weiter ihren Stuhl runter. Sie wollte nicht über dieses Thema reden. Dennoch war es unvermeidlich, dass Hannahs Mutter sie fragte, warum sie nicht mit ihrem Vater sprechen wollte. „Ich will einfach nicht. Ist das so schwer zu verstehen?" Genervt stand sie auf und verschwand im Badezimmer, um sich dieser unangenehmen Unterhaltung zu entziehen. Im Badezimmer angekommen ließ sie sich extra lange Zeit und atmete tief durch. Während sie sich die Hände wusch, dachte sie über die Aussage von Tante Gretchen nach: ‚Mein Vater ist also in einer Therapie. Ob so ein Psychogequatsche etwas bringt? Wenn es ihm besser geht, vielleicht kommt er sogar zurück?' Hannah erschrak über ihre eigenen Gedanken. Sie wollte sich kein Luftschloss bauen und sich selbst keine falschen Hoffnungen machen. Etwas energischer als sonst trocknete sich Hannah ihre Hände ab und gesellte sich wieder zu der Kaffeerunde. Mit Erleichterung stellte sie fest, dass das Thema „Christian und Therapie" beendet war. „Mama, ist es ok, wenn ich mit Pad eine Runde spazieren gehe? Ich wollte mich auch noch mit Ben treffen", fragte Hannah. Ihre Mutter lächelte ihr aufmunternd zu: „Natürlich. Gretchen du hast doch sicherlich auch nichts dagegen, oder?" Tante Gretchen schüttelte den Kopf. „Du kannst Ben auch gerne mitbringen, Hannah. Kuchen ist noch genug da." „Ja, mal gucken. Bis später!" Hannah gab ihrer Mutter zum Abschied einen Kuss auf die Wange.
Der Spaziergang zusammen mit Ben erwies sich als eine gute Ablenkung. Sie unterhielten sich viel und alberten herum. Hannah kam auch nur ganz kurz auf Joelle zu sprechen. Dass sie sich wegen ihr mit Paddy gestritten hat, erzählte sie Ben jedoch nicht. Warum konnte sich Hannah auch nicht erklären, ihr Bauchgefühl war dagegen. Als Ben auch noch darauf bestand Hannahs Fahrrad aus der Innenstadt abzuholen, brachten die beiden Pad nach Hause und machten sich mit Bens Fahrrad auf den Weg. Hannah saß auf dem Gepäckträger, während Ben durch die engen Straßen Slalom fuhr. Sie klammerte sich um seine Hüften und musste unwillkürlich lächeln. An dieses Gefühl könnte sie sich glatt gewöhnen.
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Beste Freundinnen
FanfictionHannah ist ein gewöhnliches Mädchen, das wie jede andere Jugendliche auch zur Schule geht und alltägliche Teenagerprobleme bewältigen muss. Doch eine Sache unterscheidet sie doch von ihren Mitschülern. Ihre beste Freundin ist alles andere als ein ge...