Die Standpauke von Ben veranlasste Moni dazu, sich etwas mehr zurückzuhalten. Auch wenn sie immer noch den Kontakt zu Paddy suchte und ihn anhimmelte, war es nicht mehr zu aufdringlich. Trotzdem war Hannah von Moni genervt. Ständig redete sie bei Gesprächen, die Hannah mit Patricia oder den anderen führte, dazwischen und erzählte von Anekdoten, die sie auf sämtlichen Konzerten erlebt hatte. So wie es klang, schien Moni in ihrer Freizeit nichts anderes zutun zu haben, als den Kellys hinterher zu reisen. Noch schlimmer war es, dass Hannah keine Gelegenheit hatte mit Paddy zu reden. Den Tag im Tonstudio hatte sie sich anders vorgestellt. Natürlich war es spannend, allen bei den Aufnahmen zuzusehen, schließlich war sie bei so etwas noch nie dabei. Die Gespräche mit Maite kamen nur leider viel zu kurz. Viel lieber hätte sich Hannah mit ihrer Freundin verzogen und einfach mit ihr über Gott und die Welt geredet. Und tief im Inneren hätte sie auch gerne mehr Zeit mit Paddy verbracht. Auch die Tatsache, dass nächste Woche wieder die Schule anfängt, machte Hannah zu schaffen. Der Gedanke wieder in ihren Alltag zu müssen und darauf zu warten, dass Maite und ihre Familie zufällig in der Nähe sind, gefiel ihr überhaupt nicht. Bevor Hannah, Moni und Ben aufbrechen mussten, schauten sie den gesamten Kellys nochmals dabei zu, wie sie den Refrain zu „An Angel" einsangen. Verträumt beobachtete Hannah die neun Geschwister, wie sie alle mit Kopfhörern an den Mikrofonen standen und drauf los sangen, jeder mit einer anderen Klangfarbe und den verschiedensten Tonlagen. Trotzdem harmonierten die Stimmen allesamt miteinander. Hannah war schon auf das Endergebnis gespannt: „Das war wirklich schön!", sagte Hannah in die Runde, als die Kellys das Einsingen beendet hatten. „Ich bin schon gespannt wie das später auf der CD klingen wird." „Wahrscheinlich besser als jetzt, wenn wir Joeys Stimme leiser stellen und einige Filter drüberlegen", stichelte Jimmy, der sich von seinem jüngeren Bruder Joey gleich einen Seitenhieb einfing. Ben trat an Hannahs Seite und zeigte auf die Uhr: „Ich glaube, wie müssen so langsam los." Hannah seufzte: „Sieht ganz danach aus. Leute, wir müssen uns so langsam verabschieden." Traurig schaute Hannah in die Runde. Kathy war die erste, die Hannah umarmte und verabschiedete, und gab Ben und Moni die Hand. Die anderen taten es ihr gleich.
Maite und Paddy begleiteten ihre Besucher noch mit zum Ausgang. „Wartet mal, ich muss nochmal auf die Toilette", sagte Moni und verschwand auf der Damentoilette. „Dann geh ich auch nochmal", sagte Ben und ließ Hannah bei Maite und Paddy zurück. „Danke für den Tag heute. Der Tag im Studio war wirklich interessant. Macht ihr denn jetzt noch lange?", fragte Hannah. Maite zuckte mit den Schultern: „Ich wahrscheinlich nicht mehr. Ich könnte jetzt schon einschlafen." Paddy lachte: „Ich bin eh eine Nachteule und noch putzmunter. Vielleicht spiele ich noch ein paar Gitarrenspuren ein." „Ich hoffe, Moni hat dich nicht allzu genervt und von der Arbeit abgehalten. Hätte ich gewusst, dass die so drauf ist, hätte ich sie erst gar nicht mitgenommen." Hannah lächelte Paddy entschuldigend zu, der mit einer Handbewegung andeutete, dass alles nicht so schlimm war. „Alles halb so wild. Nächstes Mal kommst du einfach alleine." Paddy zwinkerte ihr zu. Ihr Lächeln erstarb: „Ich weiß nicht, wann ich das nächste Mal vorbeikommen kann. Die Schule geht ja wieder los und wer weiß, wo ihr dann gerade seid. Maite sah die Traurigkeit in Hannahs Augen und versucht sie ein wenig aufzuheitern: „Noch sind die Ferien noch nicht zu Ende und du kannst die Tage auf ieden Fall auch nochmal zum Hafen kommen." Hannah senkte den Blick. „Nicht traurig sein", sagte Paddy und hob ihr Kinn ein wenig an, damit er in ihre Augen sehen konnte. „Maite hat recht, komm einfach vorbei." Hannah nickte. Sie hatte Angst, dass ihre Antwort brüchig klingen würde, da sie den Tränen nahe war. Kurzer Hand nahm Paddy sie in die Arme: „Du bist bei uns doch immer willkommen." Er gab ihr einen Kuss auf die Wange, lächelte ihr nochmal aufmunternd zu und verschwand in Richtung Aufnahmeraum. Von Moni und Ben verabschiedete er sich noch im Vorbeigehen. Auch Maite drückte Hannah fest an sich und verabschiedete sich von Ben und Moni, als sie von der Toilette kamen. „Danke für die schöne Zeit, es war wirklich super! Wir sehen uns dann bestimmt auf den nächsten Konzert", sagte Moni noch beim rausgehen und winkte Maite zu.
Auf den Rückweg quasselte Moni ununterbrochen über den heutigen Tag und erzählte jedes einzelne Detail über ihre Gespräche mit Paddy. Hannah nickte ab und zu geistesabwesend. Sie selbst war auf der Rückfahrt nicht sehr gesprächig und hing ihren Gedanken hinterher. Warum fiel es ihr nur immer so schwer Abschied zu nehmen? Schließlich war es kein Abschied für immer und sie sollte sich doch eher über die Zeit, die sie mit Maite verbringen konnte, freuen. Auch Ben hatte keine große Lust sich mit seiner Schwester zu unterhalten und fuhr schweigend hinter den Mädchen hinterher. Als die drei bei Hannah ankamen, bedankte sich Moni auch bei Hannah für die tolle Überraschung. „Danke! Vielleicht kannst du mir ja Paddys Nummer besorgen", sagte sie und zwinkerte ihr zu. Hannah lächelte gequält, sagte jedoch nichts. Niemals würde sie überhaupt eine Telefonnummer ihrer Freunde herausgeben. „Mach's gut. Und schlaf schön." Ben umarmte Hannah liebevoll und gab ihr einen Kuss, den Hannah erwiderte. „Bis dann. Wir sehen uns dann in der Schule?", fragte sie. „Ich würde sagen wir sehen uns vor der Schule. Ich hol dich Montag ab, dann können wir zusammen gehen." Hannah lächelte, drehte sich um und Schloss die Wohnungstür auf. Sie wurde freudig von Pad begrüßt, den sie den Kopf tätschelte, ehe sie sich ihrer Schuhe entledigte und zu ihrer Mutter ins Wohnzimmer ging. Hannah war zwar müde und erschöpft, aber an Schlaf war bei weitem noch nicht zu denken. Ihr schwirrten zu viele Gedanken und Impressionen im Kopf herum, die sie erst einmal sammeln und ordnen musste.
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Beste Freundinnen
FanfictionHannah ist ein gewöhnliches Mädchen, das wie jede andere Jugendliche auch zur Schule geht und alltägliche Teenagerprobleme bewältigen muss. Doch eine Sache unterscheidet sie doch von ihren Mitschülern. Ihre beste Freundin ist alles andere als ein ge...