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Endlich konnte Hannah ausschlafen. Es stand kein größerer Ausflug an. Natürlich musste sie später zu Tante Gretchen und Pad, aber das hatte noch Zeit. Der Sonne nach zu urteilen, schien es schon nach 11 Uhr zu sein. Hannahs innere Uhr täuschte sie nicht. Es war bereits kurz nach 12. Sie ließ sich mit dem Wachwerden Zeit, streckte all ihre Gliedmaßen, gähnte ausgiebig und schwang ihre Beine über die Bettkante. Schließlich machte sie sich auf den Weg ins Badezimmer. Als sie jedoch die Tür öffnen wollte, bemerkte sie, dass sie verschlossen war. Aus dem Badezimmer hörte sie nur die Dusche und jemand, der „Besetzt" rief. Wer gerade das Badezimmer belegte, wusste sie nicht. Es war ihr auch egal, da sie eh noch ziemlich verschlafen war. Also machte sie sich in ihrem Glücksbärchi-Schlafdress in die Küche. Am Tisch saßen Maite, Patricia und Angelo, die sich unterhielten. Als sie Hannah bemerkten, wünschten sie ihr einen Guten Morgen, das sie mit einem kratzigen „Morgen" ihrerseits erwiderte. „Ich habe Tee gemacht. In der Kanne müsste noch welcher sein", sagte Patricia und erhob sich von ihrem Stuhl. „Ich lass euch dann mal alleine, hab noch einiges zu tun." Hannah nahm sich eine Tasse aus dem Hängeschrank in der Küche, schenkte Tee ein und setzte sich zu Maite und Angelo. „Hast du gut geschlafen?", fragte Angelo, der nebenbei irgendetwas auf ein Blatt Papier kritzelte. „Oh ja. Viel zu gut. Ich könnte glatt noch weiter pennen." Sie gähnte demonstrativ und nahm einen großen Schluck aus ihrer Teetasse. „Was steht denn heute so an?" Angelo murrte. „Angelo wurde dazu verdonnert ein wenig den Song für nächste Woche zu üben", lachte Maite und strich Angelo übers Haar. „Der Arme ist aber ziemlich faul und hat überhaupt keine Lust drauf." Als Antwort bekam Maite nur eine rausgestreckte Zunge. „Ich muss heute nur zu Pad. Also machen wir beide heute etwas zu zweit?" Maite nickte: „Wir könnten ein bisschen Shoppen gehen und später vielleicht noch irgendwo eine Kleinigkeit essen. Was meinst du?" „Das klingt super, aber vorher sollten wir Pad ausführen. Dann habe ich auch eine gute Ausrede, falls Tante Gretchen uns wieder hereinbittet." „So schlimm ist sie doch gar nicht", bemerkte Maite und zog ihre Augenbrauen hoch. „Nein, ist sie auch nicht. Ich habe nur keine Lust bei diesem Wetter auf ihrem Sofa zu sitzen und mir ständig irgendwelche Geschichten, die mich eh nicht interessieren, anzuhören. Ich gehe dann mal schnell duschen. Wenn ich fertig bin, können wir auch schon los." „Mach das. Ich frage Joey, ob er uns zu deiner Tante fahren kann." Hannah sprang auf und wollte sich das Badezimmer reservieren, als Paddy nur in Boxershorts aus dem Badezimmer kam. „Warst du jetzt etwa so lange im Badezimmer?", fragte Hannah verwundert. Schließlich saß sie bestimmt eine Stunde mit Maite und Angelo in der Küche. Paddy kratzte sich am Hinterkopf: „Keine Ahnung, kann schon sein." Hannah lachte: „Hast du etwas Besonderes vor?" „Vielleicht..." Hastig drehte er sich um und ging den Flur entlang in seine Kajüte. „Was hat der denn schon wieder?", murmelte Hannah vor sich hin und betrat das Badezimmer.

„So, frisch geduscht und fertig für eine Shoppingtour. Können wir los?", fragte Hannah und zählte nebenbei ihr Geld im Portemonnaie. „Kleinen Moment noch. Wir müssen noch kurz auf Joey warten." Maite war gerade dabei ihre Schuhe anzuziehen, als Joey auch schon aus der Küche kam und in den Flur trat: „Werte Damen, ihr habt nach einem Chauffeur gerufen?" „Vielen Dank, Mr. Joey. Könnten sie uns in das Domizil von Tante Gretchen bringen?" Joey fing an zu lachen. „Genug jetzt mit dem vornehmen Getue." Zusammen gingen sie zu Joeys Wagen. „Soll ich euch später auch wieder bei deiner Tante abholen, Hannah?" Hannah schaute Maite fragend an, die den Kopf schüttelte. Nein, wir gehen danach noch in die Stadt und Shoppen ein wenig. Patricia und Kathy sind auch in der Einkaufspassage unterwegs. Mit denen treffen wir uns, wenn wir fertig sind." Joey nickte. Als sie bei Tante Gretchen angekommen sind, verabschiedeten sich die Mädchen von ihrem Chauffeur und klingelten. Tante Gretchen war wie immer erfreut über den Besuch und wollte die beiden gerade hereinbitten, als Pad sich an Tante Gretchen vorbei schlich und freudig winselte: „Ich glaube, da will einer unbedingt los, Tante Gretchen. Wir sehen uns später!" Ohne eine Antwort abzuwarten, legte Hannah Pad an die Leine und steuerte das Gartentor an. Maite hatte sichtlich Probleme so schnell hinterher zu kommen: „Warum hast du es denn so eilig?", fragte sie. „Ich wollte nicht, dass Pad irgendwo in den Garten hinmacht", versuchte Hannah ihrer Freundin zu verklickern. Eigentlich wollte sie nicht mit ihrer Tante in ein Gespräch verwickelt werden. Da Hannah jedoch wusste, dass Maite so etwas für unhöflich hielt, beließ sie es bei ihrer kleinen Notlüge: „Wollen wir wieder in den großen Park?", fragte sie Maite, die zustimmend nickte. So gingen die beiden Mädchen eine Weile im Park spazieren und beschäftigten Pad, in dem sie Stöcker warfen. Als Pad keine Lust mehr hatte, den Stöckern hinterher zu rennen, schließlich war es an diesem Tag auch wieder sehr warm, suchten sie sich ein schattiges Plätzchen unter einem Baum. Pad machte es sich gleich neben Maite gemütlich und legte seinen Kopf auf ihrem Schoß ab. „Na Paddy-Boy, brauchst du deine Portion Streicheleinheiten?" Sie tätschelte Pads Kopf und beobachtete ein paar Jungs, die auf einer Wiese in unmittelbarer Nähe der beiden Mädchen Fußball spielten. Hannah hingegen lehnte sich an Pads Flanke und schloss die Augen. „Sag mal, ist das da nicht Ben?", fragte Maite und nickte zu den fußballspielenden Jungen herüber. Hannah setzte sich auf und schaute in die Richtung, in die Maite genickt hatte. Es war wirklich Ben, der nur in einer Sporthose bekleidet den Ball hinterherrannte. „Du hast recht. Das ist Ben mit Hannes und Manu. Die beiden sind auch in meiner Klasse." „Komm, lass uns zu ihnen rüber gehen und hallo sagen." „Nein, Maite! Bist du verrückt? Was sollen wir denn sagen?" Hannah wurde leicht panisch und merkte, wie ihr das Blut in den Kopf stieg. „Na, was wohl? Hallo Ben vielleicht? Wie begrüßt man denn sonst Menschen?" Maite lachte. Sie stand auf, was Pad gar nicht gefiel, und wartete auf eine Reaktion von Hannah, die offensichtlich mit ihrer Entscheidung haderte. „Na los komm schon. Was hast du schon zu verlieren?" Zögernd ließ Hannah sich von ihrer Freundin auf die Füße ziehen. Sie gingen langsam Richtung Wiese, auf der die drei Jungen Fußball spielten. Hannah versuchte gelassen zu sein, aber sie merkte wie ihr das Herz bis zum Halse schlug. Gerade als die beiden Mädchen den Jungs näher kamen, schoss Manu den Ball zu weit. Dieser kam im hohen Bogen auf Maite zu. Doch bevor der Ball sie treffen konnte, sprang Hannah dazwischen und fing den Ball mit beiden Händen auf. Es zahlte sich aus, einen Bruder gehabt zu haben, der sie mehr oder weniger zwang beim Fußball spielen im Garten im Tor zu stehen. Sie warf den Ball auf den Boden und schoss ihn mit voller Kraft zu Manu rüber. Von Hannes und Ben ertönte ein lautes Klatschen und ein Pfeifen, das Hannah mal wieder die Röte in ihr Gesicht stiegen lies. Als Ben die Mädchen erkannte, sagte er etwas zu seinen Freunden und kam zu den beiden herüber gejoggt: „Hi ihr beiden. Echt guter Schuss, Hannah. Ich wusste gar nicht, dass du so ein Fußballtalent bist." Sie schaute verlegen auf ihre Füße: „Hi", war alles, was sie sagen konnte. „Und was treibt euch hierher?", wollte Ben wissen. Maite übernahm die Antwort: „Wir laufen die alltägliche Gassi-Runde mit Pad. Und ihr seid heute nur zum Fußballspielen hier oder ist bei euch noch etwas geplant?" Wieder einmal bewunderte Hannah ihre beste Freundin. Wie gelassen und locker sie mit jeden immer ein Gespräch anfangen konnte war erstaunlich. Ben wischte sich den Schweiß von der Stirn und hatte nur Augen für Hannah: „Ein Freund von uns feiert später seinen Geburtstag. Da gehen wir später noch hin. Was habt ihr noch so vor?" Als Maite nicht antwortete und sie Hannah erwartend aus den Augenwinkeln anstarrte, war Hannah um eine Antwort gezwungen: „Ehm, wir wollten noch in die Einkaufspassage und ein bisschen shoppen." „Ah, Mädchenkram also." Ben lächelte schief, worauf Hannah schon wieder rot wurde. ‚Was ist nur los mit mir? Reiß dich mal zusammen', ermahnte sie sich selbst. Maite lachte: „Tja, dann sind die Klischees ja jetzt abdeckt. Ihr macht Männer- und wir Mädelskram. Du Hannah, ich glaube Pad muss mal. Ich gehe schon mal vor." ‚Wie kann sie mich denn jetzt nur alleine lassen?', dachte sich Hannah, die es immer noch die Sprache verschlagen hatte und schaute Maite hinterher. Eine gefühlte Ewigkeit standen Ben und Hannah da, ohne etwas zu sagen. Wie peinlich war das denn? „Also, dann...", begann Ben unsicher und schaute nochmals in ihr rotes Gesicht. „Also, dann", wiederholte sie, richtete ihren Blick kurz auf Ben, um dann gleich wieder in die Ferne zu gucken. „Man, sieht sich." „Ja bis dann." Mit diesen Worten verabschiedeten sie sich voneinander. Ben joggte wieder zurück zu Manu und Hannes. Sie hingegen ärgerte sich selbst über diese peinliche Begegnung. Noch schlechter hätte es ja nicht laufen können. Mit schnellen Schritten ging sie auf Maite zu und wollte einfach nur verschwinden. „Was ist denn los?", fragte Maite verwirrt als Hannah sie am Arm packte und so schnell wie möglich wegzog. „Das eben war einfach nur megapeinlich. Ich wusste nicht was ich sagen sollte und nachdem keiner was von uns gesagt hat, hat er sich mit „Man sieht sich", verabschiedet. MAN-SIEHT-SICH" Als die beiden Mädchen außer Sichtweite waren, nahm Hannah auf einer Bank platz und vergrub ihr Gesicht in ihre Hände: „Wie kann man nur so blöd sein? Mir ist das so unangenehm. Sonst habe ich doch auch kein Problem damit mit jemanden zu sprechen und jetzt? Der muss mich doch jetzt für völlig bekloppt halten." „So schlimm ist es bestimmt nicht, Hannah." Maite setzte sich zu ihr und versuchte tröstende Worte zu finden. „Du magst ihn sehr oder?" Hannah pustete ihre Wangen auf und ließ sich an die Banklehne zurückfallen: „Scheint so, sonst würde ich mich nicht vor ihm wie eine gestörte Gans aufführen. Gestern habe ich doch auch ohne Probleme mit ihm gesprochen. Da war alles viel lockerer, aber jetzt?" Maite musste grinsen: „Jetzt warst du von seinem muskulösen Oberkörper abgelenkt." Hannah lächelte matt: „Lass uns Pad zurückbringen. Schlimmer kann es heute ja nicht mehr werden."

Beste FreundinnenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt