Schnell packte ich die Karte in meine Hosentasche und suchte nach einem Ausweg. "Rachel?", ich unterbrach mein Tun und stand nun peinlich berührt vor ihm.
"Hey.", antwortete ich knapp und versuchte zu lächeln. Ich hatte das Gefühl, das mir vor all der Wut die ich gerade gegen ihn aufbrachte, bereits die Zähne eines Raubtieres wuchsen.
"Was machst du hier?", fragte er skeptisch und trat einen Schritt auf mich zu. "Wieso? Was tust du hier?", erwiderte ich scharf und distanzierte mich wieder von ihm.
Er zog die Augenbrauen zusammen. "Was ist los mit dir?", seine Miene verhärtete sich. Entweder ich ließ die Seifenblase platzen und erzählte ihm von Harrys Beobachtungen oder ich hielt die Explosion, die mir bevor stand noch eine Weile zurück.
"Ich sollte ins Bett gehen.", angespannt versuchte ich mich an ihm vorbei zu schieben. Er hielt mich am arm fest und zog mich zurück. Die Explosion nahm ihren Lauf.
"Wo warst du beim Quidditch? Oder das letzte mal ha? Du verschwindest einfach so und tauchst dann Scheinheilig wieder auf. Was machst du Malfoy?!", fuhr ich ihn an. Er starrte mich schockiert an.
Mir wurde erst jetzt bewusst, was ich zu ihm gesagt hatte und fuhr ein wenig herunter. Irritiert sah er mich an. "Ich hab dich mit den beiden Mädchen gesehen", antwortete ich ruhiger aber dennoch hitzköpfig.
Er sagte nichts, er sah mich nur zweifelnd an. Spürte er das ich log? Mit allen Mitteln versuchte ich meine Fassung zu bewahren und es gelang.
"Rachel....", fing er an, doch ich lehnte ab. Ich wand mich aus seinem Griff und ließ ihn durcheinander zurück.
Die ganze nächste Woche zerbrach sich Harry den Kopf über Slughorn. Die neuesten Erkenntnisse meiner Jagd nach Draco hatten ihn auch nicht zufrieden gestellt. Sonntagabend saßen wir im Gemeinschaftsraum. Harry tat das, was er in letzter Zeit immer tat, er brütete über seinem Zaubertrankbuch.
"Du wirst da drin nicht fündig werden.", sagte Hermine beiläufig ohne den Blick von ihrem Buch zu heben. Harry seufzte.
"Ohne dieses Buch wäre ich gestorben.", Ron gesellte sich zu uns. Er sah müde aus. "Er hätte dich auch gerettet, wenn er bei Snape aufgepasst hätte." erwiderte Hermine abweisend.
Außer uns, saßen noch ein paar Sechsklässler im Gemeinschaftsraum. Sie waren ziemlich aufgeregt, wegen der bevorstehenden Apparierprüfung.
"Du wirst damit kein Problem haben.", sagte Ron trotzig und hatte sich vom schwarzen Brett abgewandt. Zur Verwunderung aller, war ich ein richtiges Naturtalent in dieser Sache.
Später am Abend büffelte ich immer noch über dem Aufsatz für Snape. Ich stellte ihn auch spät in der Nacht erst fertig, somit fand ich wenig Schlaf.
Gelangweilt nahm ich neben Hermine platz. Völlig übermüdet ließ ich meinen Kopf auf die Bank sinken, bevor Snape auftauchte. Ich spürte Dracos Blick auf mir, doch ignorierte ihn gekonnt.
"Bevor wir anfangen, will ich ihre Aufsätze haben.", Snape schwang seinen Zauberstab und die Pergamentrollen landeten gestapelt auf seinem Schreibtisch.
Wie in jeder seiner Stunden, tauchte er ohne jegliche Begrüßung und einfach aus dem Nichts auf.
Es war sicherlich riskant, in Snapes Stunde zwar körperlich, aber nicht geistig anwesend zu sein. Dennoch riskierte ich es. Hellhörig wurde ich erst, als sich die gesamte Klasse zu Harry umdrehte. Vorsichtig hob ich den Kopf.
"Naja Gespenster sind Durchsichtig.", Snapes Lippen kräuselten sich. Dieser gehässige Blick, der sich unverzüglich über seiner Hakennase ausbreitete, brachte mein Blut zum kochen.
Den Rest der Stunde, verbrachte Snape damit sich über Harry und die festen und durchsichtigen Seelen eines Inferius lustig zu machen. Solange bis er uns 10 Hauspunkte abzog und dann den Cruciatus Fluch behandelte.
Als es läutete verließen wir den Raum. Hermine hatte sich plötzlich in Luft aufgelöst, als Lavender zu uns stieß. Ron, der jegliche Anteilnahme an ihren Themen verweigerte, schlug mit Harry zusammen den Weg zum Jungenklo ein.
Somit stand ich allein da. Seufzend, machte ich mich auf den Weg zur nächsten Stunde.
Ron, der sich noch nicht sicher war, ob er die Prüfung im Apparieren überhaupt abschloss, hatte sich uns doch endlich angeschlossen.
In zwei Wochen, würden wir die Prüfung ablegen. Harry sah uns neidisch dabei zu, wie wir uns für den Gang ins Dorf fertig machten. Es waren nicht wenige Schüler, denen die Ausflüge nach Hogsmead fehlten. Dennoch hatte sich Harry, das Ziel für den heutigen Tag gesetzt, Slughorn endlich diese Erinnerung ab zu luchsen.
Wir diskutierten die ganze Zeit, wie er es anstellen sollte. Er gab erst Ruhe, bis wir so nah an Filch heran gerückt waren, welcher uns mit dem Geheimnis-Detektor traktierte, das es gefährlich wurde gewisse Dinge zu besprechen.
"Manchmal glaube ich, er wird langsam verrückt.", Hermine sah mich besorgt an. "Findest du?", Ron der eine Chance sah, sich mit ihr zu unterhalten stieg schnell in das Gespräch mit ein. "Dumbledore und dieses Buch, machen ihn verrückt.", antwortete ich entschieden. Hermine nickte zustimmend.
Ron, welcher nur schüchtern zustimmte grinste vor sich hin. Vielleicht lag es an Hermine, das er heute weitaus besser Apparierte als bei den vergangenen Übungsstunden.
Bevor wir ins Schloss zurück gingen, genehmigten wir uns noch ein Butterbier in den drei Besen.
Im Schlafsaal entkleidete ich mich, meiner Witterungs- Angemessenen Jacke und schlüpfte in andere Schuhe. Hermine seufzte erschöpft und ließ sich rücklings auf ihr Bett fallen.
"Wäre es unangebracht, dich zu fragen ob du mit in die Bibliothek kommst?", grinste ich. Sie hob nur den Kopf und schüttelte entschieden damit.
"Ich werde ein Nickerchen machen.", sie gähnte ausgiebig und rollte sich auf die Seite. Amüsiert verließ ich den Schlafsaal. Harry und Ron waren nirgends zu finden.
Die Bibliothek war wie ausgestorben. Zwei Erstklässer der Huffelpuffs saßen an einem Tisch, ansonsten sah man hier niemanden.
Eigentlich hatte ich gar keinen Grund hier zu sein. Mir war lediglich langweilig gewesen und ich las einfach gern. Unentschlossen schlich ich durch die Regale. Es war so viel Auswahl für so wenig Entscheidungskraft.
Gedankenverloren strich ich über einen Buchrücken, ich las nicht mal was darauf stand, ich spürte einfach nur das rissige Leder unter den Fingern.
"Rachel?", ich erschrak. "Draco...was.", aufgeregt sah ich mich um. "Es ist niemand hier.", antwortete er ruhig. Ich atmete laut hörbar aus.
"Was machst du hier?", ich verschränkte die Arme vor der Brust. Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf. "Du scheinst noch immer sauer zu sein.", stellte er fest.
"Gut kombiniert Sherlock.", antwortete ich Sarkastisch. Er seufzte. Im nächsten Augenblick tat mir leid, was ich gesagt hatte.
Er sah so zerknirscht aus. Irgendwas beschäftigte ihn, zeriss seine Seele. Ohne ein weiteres Wort, überbrückte ich die Distanz zwischen uns und nahm ihn in den Arm. Zittrig krallte er sich in meiner Kleidung fest.
Er drückte mich fest an sich, mir fiel es schwer zu atmen. Es fühlte sich an, als könnte ich seine Zerrissenheit mit meinen Fingern berühren, doch es gab keinen Weg sie zu heilen. Sein Atem fiel schwer auf meine Schultern.
Egal was ihn belastete, es war verdammt schwer.
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Love among Enemies ✅
FanfictionSeitdem Rachel vom sprechenden Hut nach Gryffindor geschickt wurde, straft ihr ehemals bester Freund, Draco Malfoy sie mit Ignoranz. Ähnlich wie alle anderen Gryffindors wird auch sie ständig in die Mangel genommen. Rachel hatte sich schon mehr ode...