Vermutlich lagen wir alle wach in unseren Betten. Ich rollte mich, von der einen Seite auf die andere, da wir keine Ahnung hatten wo sich Harry rum trieb. Auch wenn Hermine es ausdrücklich verboten hatte und im Schloss stärkere Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden, machte ich mich auf zu einem nächtlichen Spaziergang.
Da Harry die Karte im Moment nicht zur Hand hatte, konnte ich mich Seelenruhig auf den Astronomie Turm schleichen. Die Stille hier oben war so wunderschön. Ich lehnte mich über das Geländer und beobachtete die Sterne am Himmel.
Tag für Tag überfluteten Zweifel und Verachtung meine Gedanken, doch hier passierte gar nichts. Es würde eine Menge Zeit in Anspruch nehmen, über alles nachzudenken, doch es war nötig. Nötig für mich, endlich Frieden mit mir selbst zu schließen.
Fest stand, ich war eine Verräterin. Nicht besser, als jeder Slytherin hier im Schloss. Ich betrog meine Freunde, indem ich ihnen versicherte, nichts über Draco und die Todesser zu wissen. Ich hatte das verdammte schwarze Mal gesehen und ich behielt es für mich.
Auf der anderen Seite stand Draco, dem ich nicht nur einmal hinterher spioniert war. Am besten wäre jetzt, ein großen Erdloch, das unter mir aufging und mich verschlang. In mir herrschte ein Kampf zwischen Vernunft und Verlangen. Die Vernunft verlor.
Vielleicht würde man mich verrückt halten, aber ich liebte ihn. Ich liebte Draco Malfoy, ehrlich und aufrichtig. Für ihn würde ich alles in Kauf nehmen. Mich plagte der Gedanke, ob es andersherum genauso war. Würde ich ihn jemals ändern können, würde er es tun für mich?
"Nicht ein wenig kalt?", ich schreckte auf und folgte der Stimme, die mich aus meinen Gedanken gerissen hatte. "Was tust du hier?", fragte ich und schlang die Arme um meinen Körper.
Bis jetzt war mir die Kälte noch gar nicht aufgefallen. "Das ist immer noch mein Platz.", er kam auf mich zu und küsste mich. Völlig unverhofft.
So viel Verlangen lag darin. Meine Zurückhaltung räumte er schnell aus dem Weg und umfasste meine Taille enger. Sein Geruch, seine Lippen, einfach alles an ihm, ließ mich meine Fassung verlieren. In seinen Händen war ich weicher Wachs.
"Kannst du nicht schlafen?", er ließ von mir ab. Enttäuscht blieb mein Körper zurück und mein Verstand drängte sich in den Vordergrund. "Nicht besonders.", ich schmiegte mich an ihn. "Ich auch nicht.", flüsterte er und streichelte vorsichtig meinen Rücken. Wir sahen eine Weile still hinaus in die Nacht.
Ich richtete mich auf und musterte ihn. In all den Jahren, hatte ich ihn noch nie so fahl und ausgelaugt erlebt. "Was ist?", fragte er und lächelte. Es war nicht ehrlich. Seine Lippen verzogen sich, doch seine Augen blieben leer. Es tat weh, das er selbst für mich kein richtiges Gefühl aufbringen konnte.
"Was bedrückt dich Draco?", fragte ich, ohne wirklich darüber nachgedacht zu haben. Er seufzte und sah wieder nach draußen. Ich dachte schon, er würde meine Frage einfach ignorieren, doch er fing an zu reden. "Ich habe eine Aufgabe.", seine Stimme klang zittrig.
"Sie ist furchtbar, dennoch muss ich sie erledigen. Er tötet mich sonst.", seine Augen glitzerten. Für einen kurzen Moment blieb mir die Sprache weg. Mein Kopf war leer. "Ich kann dir nicht sagen, was es ist.", fügte er noch hinzu, als hätte er genau gewusst, dass ich ihn das Fragen wollte.
Meine Wut darüber, dass er mir wieder nicht vertraute schluckte ich herunter und lehnte mich gegen seinen Rücken. "Und wenn wir verschwinden?", flüsterte ich in seine Halsbeuge. "Sie würden uns finden.", entgegnete er. Ich seufzte und nahm seine Hand. "Nicht heute Nacht."
Mein Weg führte uns zum Raum der Wünsche. Auf Dracos Gesicht sah ich keinerlei Anzeichen, das er nervös wurde. Nicht das Geringste. Im nächsten Moment fühlte ich mich schlecht, das ich nebenbei noch einen ganz anderen Plan verfolgte. Seine Hand hatte sich fest um meine geschlossen, als hätte er Angst sie zu verlieren.
Ich schloss die Augen. Einen kurzen Moment später erschien die schwere Flügeltür. Schnell schlüpften wir hindurch. Neuerdings hatte sich der Raum verändert. Jeder mögliche Krims Krams befand sich jetzt hier. Aus der einen Seite Drang Musik eines alten Plattenspielers, aus der anderen Summende Geräusche.
"Was tun wir hier?", fragte er und sah mich ein wenig verdutzt an. "Man kann auch hier gut die Sterne beobachten und es ist nicht kalt.", ich sah nach oben. Über uns hatte sich der Sternenhimmel aufgetan. "Du bist der Wahnsinn Rachel.", flüsterte er. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und küsste ihn.
Am liebsten wäre ich für alle Zeit hier drin geblieben. Ich konnte uns hier drinnen beschützen, eine unbeschwerte Seite von Draco, welche stetig zerstört wurde, konnte ich hier in Sicherheit aufbewahren und uns von der Außenwelt abschotten.
"Na komm schon.", ich zog ihn weiter hinter mir her. Ich entdeckte ein Stück weiter hinten eine Decke, die ich auf dem Boden ausbreitete und mich darauf setzte. Draco tat es mir gleich. Er legte sich auf den Rücken und ich platzierte meinen Kopf auf seiner Brust.
Sein Herzschlag ging regelmäßig. Sein Körper strahlte so viel Wärme aus. "Rachel?", ich sah auf. "Versprich mir, das du bei mir bleibst. Egal was passiert.", ich rutschte ein Stück zu ihm herauf. "Und wenn wir uns aus den Augen verlieren?", ich fuhr mit meinen Fingerspitzen seiner Wange entlang.
"Hör nur nicht auf mich zu lieben.", er stützte sich auf seine Ellenbogen. "Ich verspreche es dir." er zog mich auf seinen Schoss und verkrallte seine Finger in meiner Taille. "Gehört das etwa zu den guten Sitten im Hause Malfoy?", lachte ich und ließ mir mein T-Shirt über den Kopf ziehen. "Sei einfach leise.", grinste er und küsste meinen Hals.
Erschöpft saß ich am nächsten Morgen in der Zauberkunsstunde. Harry, welcher erfreut über seinen Erfolg mit Slughorns Erinnerung berichtete, hörte ich nur mit halbem Ohr zu. Nebenbei erfuhr ich, dass sich Ron endlich von Lavender getrennt hatte. Ich hatte mich schon die ganze Zeit gefragt, warum sie so niedergeschlagen aussah.
"Rachel?", fragte Hermine besorgt. "Ja?", mühsam mobilisierte ich meinen Körper. "Schlecht geschlafen?", fragte Ron und ich nickte. "Ginny und Dean haben übrigens auch Schluss gemacht.", sagte Hermine verheißungsvoll und schwang ihren Zauberstab. Siedend heiß fiel mir die Aufgabe, die wir zu erledigen hatten wieder ein.
Essig in Wein verwandeln. Hermines Glas war bereits mit Karmesinroter Flüssigkeit gefüllt. Mit ein paar überlegten Bewegungen füllte sich auch mein Glas mit Wein. "Wie macht ihr das jedes mal?", fragte Ron und sah irritiert auf unsere Gläser. Ich atmete erleichtert aus als Professor Flitwick meine Arbeit mit gut bestätigte.
Im Gemeinschaftsraum trafen wir Katie. "Wie gehts dir?", fragte ich und umarmte sie kräftig. "Sehr gut. Danke.", sie strahlte bis über beide Ohren. "Und du weißt wirklich nicht, wer dir die Kette gegeben hat?", fragte Hermine gedämpft.
Bedrückt schüttelte Katie mit dem Kopf. "Bedauerlicherweise nein. Aber hey, ich sollte langsam zu McGonnagall, ihr wisst ja, wie sie ist.", sie packte ihre Sachen und verschwand mit den anderen Siebtklässlern.
"Also muss es eine Frau gewesen sein.", schlussfolgerte Hermine. "Wegen dem Damenklo.", ich legte nachdenklich den Finger auf die Lippen. "Oder jemand der wie eine Aussah. Ich meine es gibt hier einen Kessel Vielsafttrank."
"Ich probiere es noch mal mit dem Raum der Wünsche.", sagte er plötzlich, so als hätte er uns gar nicht zugehört. "Mit Felix meine ich.", fügte er noch hinzu, nachdem er unsere fragenden Gesichter sah.
"Das wäre reinste Zaubertrankverschwendung.", sagte Hermine entschlossen. "Außerdem dauert es ewig, ihn nach zu brauen.", sie holte Zaubermanns Silbentabelle aus ihrer Tasche und ließ sich auf einem der roten Sofas nieder.
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Love among Enemies ✅
FanfictionSeitdem Rachel vom sprechenden Hut nach Gryffindor geschickt wurde, straft ihr ehemals bester Freund, Draco Malfoy sie mit Ignoranz. Ähnlich wie alle anderen Gryffindors wird auch sie ständig in die Mangel genommen. Rachel hatte sich schon mehr ode...