Thirty Eight

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Es war Sonntagmorgen. Fast alle Schüler befanden sich in ihren Gemeinschaftsräumen, vereinzelte befanden sich auch in der Bibliothek oder auf dem Gelände. Harry und ich saßen auf einem der Roten Sofas. 

Harry blätterte vermeintlich im Tagespropheten, dahinter hielt er die Karte des Rumtreibers. Ich hatte mir geschworen ihm zu helfen, auch wenn mir das ganze langsam tüchtig auf die Nerven ging. "Da.", er zeigte auf Goyle, welcher im 7. Stock, verlassen vor dem Raum der Wünsche stand. 

Er klappte die Karte zusammen und stand auf. "Was hast du vor?", fragte ich ihn entgeistert. "Wir überführen Malfoy jetzt.", er hielt kurz inne. "Ich zumindest.", er lächelte enthusiastisch. Schwungvoll stand ich auf. 

"Warte, Warte.", ich hielt ihn am Arm fest. "Wenn dann komm ich mit.", sagte ich alarmiert. Harry seufzte, zögerte kurz und stimmte dann zu. 

"Ich hol den Umhang.", brummelte er. Triumphierend grinsend, wartete ich auf ihn. Wir spurteten die Treppen hinauf, bis wir die Ecke zum Korridor erreichten. Wir legten den Umhang über uns und schlichen auf ein kleines Mädchen zu. Ich konnte mich erinnern, wie mich Harry über die Geschichte mit dem Vielsaft-Trank in Kenntnis gesetzt hatte. 

Man konnte sich gar nicht vorstellen, dass der Körper von Gregory Goyle im Körper dieses Mädchens steckte. Harry schlich sich ganz nah heran, beugte sich dann hinunter und flüsterte : "Du bist aber hübsch.", ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. 

Goyle schrie und rannte davon, noch bevor die Messingwaage die er in der Hand hielt auf dem Boden aufkam. Ich zog den Umhang von uns herunter und legte ihn beiseite. Harry betrachtete die kalte Wand. "Er muss jetzt irgendwo dahinter sein.", murmelte er nachdenklich. Ich konnte mir genau vorstellen, wie sich das Gefühl der Macht in ihm ausbreitete. 

"Wie kommen wir jetzt hinein?", fragte ich neugierig und trampelte seinen Optimismus zu Boden. Ich rollte mit den Augen. "Dein Plan war wirklich gut ausgeklügelt und dann denkst du nicht darüber nach wie du in diesen Raum hinein kommst?", er sah mich argwöhnisch an. 

"Schließe einfach die Augen und versuch diese Tür auf zu bekommen.", brummte er. Lachend, kam ich seiner falsch formulierten Bitte nach. 

Nach einer halben Stunde und unzähligen Möglichkeiten die wir ausprobiert hatten, standen wir ratlos vor der leeren Wand. Wir hatten genauso wenig Anhaltspunkte wie vorher, zumindest Harry. In gewissen Momenten, wurde mir schmerzlichst bewusst, das ich genau wusste das Draco ein Todesser war. 

Ich sah dabei zu, wie Harry verzweifelt versuchte irgendwelche Hinweise zu finden, obwohl sich der wahrscheinlich wichtigste in meinem Kopf umher trieb. Ich gestand mir ein, dass ich ein furchtbarer Mensch war. 

Harry welcher völlig die Geduld verlor, rannte wie wahnsinnig auf die Wand zu und trat dagegen. "VERDAMMT!", schrie er und hielt sich den Zeh. Seufzend klatschte ich mir mit der flachen Hand gegen die Stirn. 

"Alles Okay?", fragte ich amüsiert. Er sah mich irritiert an. "Sieht es so aus?", fauchte er dann, was mich nur noch mehr zum lachen brachte. 

"Rachel? Harry?", ich verstummte plötzlich. Harry ließ langsam seinen Fuß sinken. "Tonks?", er wirkte nicht weniger überrascht als ich. "Was machst du denn hier?", fragte ich neugierig. 

"Wollte Dumbeldore besuchen.", antwortete sie knapp. Sie wirkte ausgelaugt und völlig übermüdet. Irgendetwas machte ihr wirklich zu schaffen. 

"Sein Büro ist aber nicht hier.", antwortete Harry. "Es ist auf der anderen Seite, hinter dem großen-", sie schnitt ihm das Wort ab. "Ich weiß. Er ist nicht da.", ich beobachtete sie aufmerksam. 

"Weißt du wo er hingeht?", fragte ich kühn. "Nein.", antwortete Tonks bestimmt. Harry der langsam seinen verletzten Fuß wieder aufsetzte, wurde ebenfalls hellhörig. "Weswegen wolltest du ihn sprechen?", Harry verzog das Gesicht zu einer Grimasse und hob seinen Fuß reflexartig wieder. 

"Nichts bestimmtes.", sie zupfte an ihrem Umhang. "Nur wegen den verletzten Leuten.", sie versuchte zu lächeln. "Es stand alles in der Zeitung.", sagte ich. "Der Prophet ist nicht immer auf dem neuesten Stand.", teilnahmslos sah sie uns an. 

Wahrscheinlich, hatte sie uns nicht einmal zugehört. "Bekommt ihr Briefe aus dem Orden?", fragte sie dann. "Nicht seit...naja..Sirius...", in ihren Augen glitzerten Tränen. "Bei mir auch nicht. Nichts ist mehr wie es vorher war.", sie schniefte leise. 

"Wir vermissen ihn auch.", murmelte ich zögerlich. Sie nickte nur, so als hätte sie uns gar nicht gehört. "Wir sehen uns irgendwann.", somit verschwand sie genauso überraschend wie sie aufgetaucht war. 

Verblüfft sahen wir beide ihr nach. Wortlos sahen wir uns dann an. Wahrscheinlich mussten wir erstmal verarbeiten was da gerade passiert war. Ich löste mich erst wieder aus meiner Starre, als Harry erneut versuchte in den Raum der Wünsche zu gelangen. 

"Ich hab Hunger.", sagte ich. "Können wir essen gehen?", ich nahm schon mal vorsichtshalber den Tarnumhang in die Hände. Harry der selbst einsah, das es nichts mehr brachte willigte ein. 

Auf dem Weg nach unten, knurrte mein Magen unaufhörlich. Ron und Hermine saßen bereits in der großen Halle und waren schon fast fertig mit dem Essen. 

"Wo kommt ihr denn her?", fragte Ron. "Wir waren, zumindest haben wir es versucht, im Raum der Wünsche.", antwortete ich und setzte mich neben Ron. Ich tat mir eine ganze Ladung Kartoffelbrei auf. 

"Ihr habt euch also eng an eng, zusammen geschlungen unter dem Tarnumhang im Schloss herum getrieben?", Ron feixte. Ich stoppte in meiner Bewegung und sah ihn irritiert an, Harry ebenso. 

"War nur ein Witz.", er seufzte und verdrehte die Augen. Keiner von uns konnte darüber lachen. "Was ist nun passiert?", Hermine ignorierte Ron völlig und nahm das Gespräch wieder auf. 

Ron der sich vermutlich missverstanden fühle, aß grimmig weiter. "Wir haben Tonks getroffen.", Hermine schien überrascht. "Sie wollte zu Dumbledore.", erklärte ich, mit vollem Mund und erntete einen besorgt-amüsierten Blick von Hermine. Wie meine Mom...

"Sie dreht durch.", sagte Ron entschlossen und lud sich weitere Kürpispasteten auf den Teller. Manchmal kam er mir vor, wie ein Fass ohne Boden. 

"Schon merkwürdig.", Hermine wirkte besorgt. "Ich habe da eine ganz andere Theorie.", wir sahen Harry gespannt an. "Vielleicht war sie verliebt in Sirius." ich zog die Augenbrauen in die Höhe. 

Es war eine Schnappsidee. Jede andere Möglichkeit hätte ich akzeptiert, aber keine banale Idee wie diese. 

"Schwachsinn.", dafür erntete ich einen finsteren Blick von Harry. "Frauen. Die bekommen schnell mal zu viel.", Ron blickte Kopfschüttelnd auf seinen Teller. 

"Mit deiner Erfahrung...", ich klopfte ihm auf die Schulter und schob mir genüsslich eine weitere Gabel Karoffelbrei in meinen Mund. 

"Und trotzdem", sagte Hermine die verhängnisvoll grinste. "Wirst du keine Frau finden, die eine halbe Stunde lang schmollt weil Madam Rosmerta nicht über deren Witz lacht."

Harry brach in Gelächter aus und Ron blickte ihn daraufhin finster an.   

Love among Enemies ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt