Zwei Wochen

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Sie stürmte auf ihn zu und schlang ihre Arme fest um ihn. Er erwiderte ihre Umarmung. Die Verwirrung war ihm sichtlich ins Gesicht geschrieben.
Ihr starker Körper wurde von einem leichten Beben durchzuckt.
"Hey, ist doch alles gut. Ich bin doch da", wisperte er.
"Ich weiß", hauchte sie schwach. "Aber du warst irgendwie so lange weg."
"Ssscht. Es waren doch nur ein paar Tage. Mach dir doch keine Sorgen. Das ist doch nicht normal. Ich bin wieder da und du brichst in Tränen aus."
Er löste sich ein Stück, um ihr ins Gesicht zu blicken. Vertrauensvoll strich er ihr eine kleine Träne weg.
"Ich habe doch auch keine Ahnung", schniefte sie leise. "Ich glaube, es hat sich letzte Woche etwas verändert."
Fragend blickte er sie an, dann suchte er nach einem Taschentuch. Er reichte es ihr. Dankend nahm sie es an.
"Naja, ich meine, du bist zu mir gekommen. Freiwillig. Ich glaube, es hat etwas bei mir verändert."
"Nicht nur bei dir, glaub mir. Ich wusste mir ja selbst nicht mehr zu helfen."
Zaghaft lächelte sie ihn an. "So eine kleine Sache kann schon viel verändern, was meinst du?"
"Stimmt schon."
"Dabei hast du mir eigentlich immer noch nicht viel mehr erzählt."
"Das trifft es ganz gut, ja."
"Du wirst es auch erstmal nicht tun, oder?"
Er schüttelte leicht den Kopf. "Wahrscheinlich nicht. Ich bin halt nicht wie du. Du bist so offen und liebevoll."
"Wir kennen uns auch schon ziemlich lange. Irgendwie passen wir nicht so recht zusammen, was meinst du?"
"Wie meinst du das?"
"Naja, wir sind so unterschiedlich, aber auch wiederum nicht so unterschiedlich, dass wir jeweils das Gegenteil voneinander sind. Du weißt irgendwie immer fast alles und dann komm so ein kleines naives Ich mit einem Plan von nichts und fange an alle zu nerven."
"Du bist nicht naiv."
"Hast du mich mal angeguckt? Natürlich bin ich naiv. Wieso glaube ich sonst immer daran, dass alles gut endet, aber heule trotzdem noch Jahre später wegen so nem Dreckmist? Genau! Weil ich feststelle, dass nicht alles gut endet, aber immer wieder von Neuem daran glaube."
"Ich sehe das eher als positive Eigenschaft. Ich wüsste nicht, wo ich ohne dich jetzt wäre. Ohne dieses liebende kleine Wesen in dir, was mich zu meinem Glück regelrecht zwingt."
"Du bist so blöd."
"Ich weiß."
Sie zog ihn wieder in eine feste Umarmung. Wollte ihn schon fast nicht mehr loslassen.
"Was zwei Wochen doch alles ändern können", murmelte sie leise, wobei selbst er Schwierigkeiten hatte, sie zu verstehen.

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