-27- Du bist jetzt frei.

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(Stiles)

Der uns noch unbekannte Mann sah mit großen trauer- und angsterfüllten Augen in den kleinen Spiegel. Sein Atem ging schnell und er schien im Moment nicht genau zu wissen wie ihm geschieht. Langsam nahm ich den Spiegel weg, von dem der Mann seinen Blick nicht zu lösen schien. Ich gab ihn wieder Lydia, die ihn zurück in ihre Tasche steckte. Dann sah ich den Alpha genauer an. Etwas irritiert und noch geschockt schüttelte er den Kopf um wieder zu sich zu kommen. Er schaute sich mit schnellem Blick um. Angsterfüllt sah er zu mir. „Ich hab euch nicht getötet. Jetzt wird der Meister mich töten..." meinte er mit zitternder Stimme. Wir alle sahen ihn verwundert an. „Wer bist du?" fragte ich ohne auf seine Erzählung einzugehen. Der Wolf überhörte meine Frage einfach und sagte bittend: „Ich werde alles tun... Bitte... Nur lasst mich leben." Nun waren wir alle noch verwirrter. Ich schaute kurz hinter. Die anderen schienen nicht zu wissen was sie darauf sagen sollten, also sagte ich beruhigend: „Wenn du mir meine Fragen ehrlich und ohne Widerrede beantwortest, dann wird dir nichts geschehen." Der Mann schien wohl ein wenig seine Wut zu vergessen haben. Als Mensch war er ganz und gar nicht aggressiv, er war still und ein wenig verängstigt.

Der noch Unbekannte nickte also schnell auf meine Bedingung, so fragte ich: „Wer bist du?" Mit vorsichtigem Blick sagte er: „Mickel Johnson." Ich nickte. „Woher kommst du?" fragte ich weiter. „Ich komme aus Washington." antwortete er. Ich nickte wieder. „Wieso bist du hier?" fragte ich nun. „Mein Meister befahl es mir." meinte der uns nun Bekannte. „Wer hat dich geschickt?" fragte ich nun und erhoffte mir mehr oder weniger eine Antwort, dennoch bezweifelte ich eine zu bekommen. „Mein Meister bevorzugt es Anonym zu bleiben." sagte er. Seine Antworten kamen mir so förmlich und Roboter mäßig vor. So wie er sprach war nicht menschlich -angemerkt auch nicht Werwolf artig. Ich musste einen Wunden Punkt treffen um mehr herauszufinden. „Wie wurdest du verwandelt?" fragte ich daraufhin. Seine Augen weiteten sich leicht. Es herrschte Stille. Er schien nachzudenken, oder an ein schlimmes Ereignis zurück zu denken. Denn nun flüsterte er mit zitternder Stimme: „Ich.. Ich bin das nicht..." Ich sah ihn verwirrt an. „Was bist du nicht? Ein Werwolf?" bei dem Wort Werwolf zuckte er zusammen und schrie voller Selbstverachtung: „ICH BIN DAS NICHT!" Wir zuckten alle ein wenig zusammen. Mickel hatte seine Krallen und Zähne ausgefahren, seine Augen waren Rot. „Beruhige dich! Du weißt was sonst passiert!" rief ich nun und da verwandelte er sich mit ängstlicher Miene zurück.

Nun herrschte wieder Stille. Mickel sah mich an. Er sagte kein Wort. „Mickel. Wir können dir helfen. Doch dann musst du die ganze Wahrheit sagen und uns alles erzählen..." sagte ich mit ruhiger Stimme. Mickel schien darüber nachzudenken. „Ich... kann nicht..." er sagte es mit trauriger Stimme, das war der menschlichste Satz den er bis jetzt in unserer Gegenwart gesagt hatte. „Doch. Du kannst. Du musst deine Angst nur besiegen." sagte ich. Mickel sah verunsichert auf. „Ich bin ein Werwolf." kam es dann leise über seine Lippen. Ich nickte. „Das bist du. Nur wie bist du es geworden?" fragte ich ihn. Mickel sah zu Boden. Ein paar Tränen liefen ihm über die Wangen. „Ich war vier. Ich spielte in dem Wald neben unserem großen Haus in Washington. Es war ein wunderschöner Abend. Eine Vollmond Nacht. Ich spielte mit meinem großen Bruder Brian. Er wurde an diesem Tag sieben... Wir rannten durch den Wald und spielten verstecken. Ich war dran mit suchen. Ich suchte Brian. Es raschelte in einem Gebüsch. Ich dachte er wäre dort und rannte hin. Ich fand ihn dort auch vor, nur... Nur tot.... Sein Körper lag reglos auf dem Boden. Seine Augen waren leer...." kurz verstummte er und hielt ein schluchzen zurück. Dann erzählte er weiter: „Ich begann zu weinen und zu schreien. Wollte weglaufen und es meinen Eltern zeigen, doch ich wurde gelähmt. Von meinem Meister. Ich fiel zu Boden, konnte mich nicht mehr bewegen. Sein Gift hätte mich eigentlich getötet. Es hatte meinen Bruder getötet. Das war seine Prüfung. Der Junge der überlebte würde sein Komplize werden. Ich starb nicht. Ich überlebte. Und so verwandelte er mich. Gleich in der Nacht, in der mein Bruder starb. Ich war außer Rand und Band. Hatte mich als kleines Kind nicht mehr unter Kontrolle. Zerfleischte erst die Leiche meines Bruders, dann rannte ich blutüberströmt nach Hause und... und tötete meine Eltern. Uns hatte an diesem Abend meine ganze Familie besucht. Alle einfach. Wegen meinem Bruder. Und so tötete ich sie alle. Einem nach dem anderen. Ohne Gewissen...." so beendete er die Erzählung vorerst.

Gebannt sahen wir ihn an. „Was passierte dann?" fragte Aiden gespannt. „Mein Meister zeigte mir mein Werk nachdem die Nacht vorüber war. Ich konnte es nicht wahrhaben, konnte nicht erkennen das ich das war. Ich war noch so jung. Und vorallem: zu einem echten Werwolf verwandelt. Mein Meister zeigte mir einen Spiegel, zeigte mir was ich war. Ein Blutverschmierter kleiner Wolf, der seine ganze Familie tötete. Und so hatte er mich unter Kontrolle. Ich blieb ein Wolf. Mein Leben lang. Wandelte mit ihm durch die Zeit. Tat was er sagte, da mich die Wut auf mich selbst trieb." erklärte er zu Ende. „Das ist krass..." kam es von Jackson noch in der Geschichte versunken. Mickel nickte stumm. „Wer ist dein Meister?" fragte ich nun nochmal. Mickel sah zu mir auf. „Ich kann es dir nicht sagen." meinte er. „Doch du kannst. Du rettest mein Leben wenn du es tätest." sagte ich. „Ich sollte es erst beenden. Ich denke nicht das ich jetzt überhaupt noch was kann... Ich... Mein Meister wird mich töten." murmelte Mickel. „Wird er nicht. Du bist jetzt frei. Du hast deine Angst bezwungen. Du hast es geschafft dein wahres ich anzunehmen Mickel. Nur durch diese kurze Erzählung. Er hat nichts mehr gegen dich in der Hand. Wenn du uns hilfst kannst du dich rächen, für das was er dir antat." sprudelte es nun aus mir raus. Mickel nickte, doch sagte dann: „Ich bin jetzt zwar frei, jedoch nicht auf Rache aus. Du hast recht, er hat nichts mehr gegen mich in der Hand. Doch ich spreche ihm auch keine Schuld zu. Er tötete zwar meinen Bruder, doch auch nur um etwas für sich selbst zu tun. Ich bin immer noch derjenige der meine ganze Familie tötete.... Nicht er. Ich hätte stark genug sein müssen, hätte mich währen müssen, doch ich tat es nicht. So fällt die Schuld auf mich."

„Mickel. Bitte... Das stimmt doch nicht." meinte Scott, der sich nun auch zu Wort meldete. Mickel ignorierte seine Aussage und wandte sich nun ganz an mich: „Du kannst mich freilassen, ich werde dir nichts mehr tun, ich werde nicht mehr zu meinem Meister zurückkehren. Doch sagen wer er ist, werde ich auch nicht tun, denn ich darf es nicht. Ich habe mir geschworen es nie zu tun. Oder du lässt mich hier, quälst mich weiter, doch das wird dir auch nichts helfen...." Ich nickte. Alle anderen sahen mich gespannt an. Die Entscheidung galt nun mir ob wir ihn frei lassen oder nicht. Ich wusste bereits wofür ich mich entschied, jedoch zögerte ich das noch heraus, um die anderen nicht zu sehr zu enttäuschen. Nach ein paar Minuten Gedenkzeit sagte etwas schuldbewusst: „Ich werde dich frei lassen..." Die Augen des Alphas weiteten sich kurz vor Freude. „Danke Stiles..." murmelte er. Die anderen sahen mich entsetzt an, jedoch kamen sie dann doch zu mir und halfen mir die Ketten loszumachen. Als Mickel wieder auf zwei Beinen stand holte ihm Ethan gerade ein paar Anziehsachen, die er dann dankend annahm und sich überzog. Gemeinsam gingen wir nach oben ins Apartment. Mickel wollte schon gehen.

„Ich danke euch

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„Ich danke euch. Ihr habt mich befreit, aus den Fängen meines Meisters." bedankte sich er. „Wir wollten nur seine Identität finden, doch wir sind kein Stück weiter gekommen... Wenigstens konnten wir dich befreien." meinte ich. Mickel kam mit mitleidenden Blick zu mir. Er legte mir eine Hand auf die Schulter. „Es tut mir leid. Das einzigste was ich euch sagen kann, ist: Er hasst es zu verlieren. Und er hat diesen Zug verloren. Mich." sagte er. Ich sah ihn lange schweigend an. „Dann leb wohl." sagte ich nach langer Stille. Er nickte mit einem leichten Lächeln und verschwand dann aus der Tür.

Wie alt er wohl war? Er sah nach Mitte dreißig aus, doch seiner Redeweise und Erzählung zu Folge schien er schon viel älter zu sein. Wie lange ein Werwolf wohl leben konnte? Das Werwolfsleben schien mir immer mehr zu gefallen.

Love, Kill or Die //TW Fanfic. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt