Kapitull Pesë

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KAPITULL PESË - Nicht diese Budallica schon wieder

Song: Merri krejt - Kida
Nimm alles

Luan

,,Ich will wieder nach Hause." Meine Brüder, stimmen mir alle dabei zu und laufen mit einigen Metern abstand, unseren Eltern hinter her. Ich zupfe an meinem Hemd und kassiere dafür einen warnenden Blick von Afrim, der meine Hände schließlich weg schlägt und mich anzickt. ,,Hör auf, damit du Idiot." Ich verdrehe meine Augen und sehe mich gelangweilt im Restaurant um, der mich jetzt schon zum kotzen bringen könnte. Es ist richtig spießig und langweilig eingerichtet, als ob man sich schon fast gedacht hätte, dass das den Stil unserer Eltern entspricht. ,,Wartet mal. Wo zum Teufel sind die kleinen Hosenscheißer hin?" Aprubt halten wir alle inne und sehen hinter uns. Aber von den Kindern ist nichts zu sehen. ,,Oh fuck. Nicht schon wieder." Während meine Freunde sofort nach draußen rennen und ihre Geschwister suchen, gehen Afrim und ich brav unseren Eltern hinter her und setzen uns an den Nebentisch. ,,Ich wäre jetzt viel lieber in unserem Stammlokal", murrt er unmotiviert und bekommt damit meine volle Zustimmung. Dort, wo wir gelegentlich hingehen, ist die Atmosphäre weder so altmodisch, noch so langweilig, wie hier.

Ein paar Minuten später, tauchen die Jungs zusammen mit ihren Geschwistern wieder auf und lassen sie an den Tisch unserer Eltern ab, bevor sie sich zu uns setzen. ,,Nun da wir alle nun wieder versammelt sind, müssen wir über ein sehr ernstes Thema reden." Bashkim räuspert sich und sieht uns alle nach der Reihe so ernst an, dass ich eine Augenbraue hochziehe und ihn fragend und zugleich überrascht mustere. Seit wann, redet er über ernste Themen? ,,Es geht um Luans Traumfrau." Und wieder verfliegt die Hoffnung, dass er langsam erwachsen wird. Dafür, dass er rechtlich gesehen, erwachsen ist, benimmt er sich wie ein Teenager in der Pubertät. ,,Halt deine Fresse, Bashkim und kümmere dich lieber um Dinge, die auch real sind," knurre ich aufgebracht. Sobald ich in die grinsenden Gesichter meiner Brüder blicke, wird mir jedoch schnell klar, dass sich alle gegen mich verschworen haben und das Thema damit nicht fallen gelassen wird. Manchmal hasse ich diese Jungs. Während sie hitzig miteinander über das Mädchen reden, verschränke ich demonstrativ für meine Abneigung meine Arme vor meiner Brust und lehne mich zurück, während ich durchs Restaurant blicke.

Bis ich sie aufeinmal sehe. Fuck, nicht schon wieder du, denke ich verzweifelt und lasse mir äußerlich jedoch nicht anmerken, wie sehr es mich stört, dass ich sie wieder sehe. Ich bin immer noch wütend, wegen ihrer beschissenen Aktion von gestern. Dafür, dass das Straßenmädchen als Kellnerin anscheinend hier arbeitet, ist sie allerdings ziemlich elegant gekleidetet. Ein blutrotes Kleid, umspielt ihren Körper zart, dessen Farbton sich ebenfalls auf ihren Lippen befindet. Ihre Haare sind zurück gebunden und einzelne Strähnen fallen ihr ins Gesicht. Durch die hohen Schuhe wirkt sie zwar größer, aber ich wette, wenn ich neben ihr stehen würde, wäre sie immer noch ein Winzling. Ich bin überrascht darüber, dass sie überhaupt solche Kleidung besitzt, aber noch mehr wundert es mich, dass sie ausgerechnet hier arbeitet. Sie hält in ihrer Hand eine Wasserflasche und läuft an einem der Kellner vorbei, der ihr so hinter her sieht, als würde er ihr am liebsten das Kleid vom Körper reißen. Ich schüttel meinen Kopf über sein widerliches Verhalten und bemerke erst, dass ich sie anscheinend schon wieder wie ein Trottel anstarre, als aufeinmal Afrims Stimme ertönt. Ich zucke zusammen, als er anfängt zu reden und reiße meinen Blick aprubt von ihr.

,,Das ist sie? Das ist deine Budallica?" Er starrt sie unglaubwürdig, mit offenem Mund an, weshalb ich verwirrt aufgrund seiner Reaktion meine Stirn runzel und schließlich erst wenig später widerspreche, statt mir weiter Gedanken über seine komische Reaktion zu machen. ,,Sie gehört nicht mir." Die Jungs nicken zwar, aber ich sehe ihnen an, dass sie mir nicht glauben. Aufgrund von dem, was sie sich heute geleistet hat, will ich gerade nichts anderes, als sie zu blamieren. Dass das schief läuft, hätte ich ja nicht wissen können. ,,Hey Kellnerin!" Sie weiß, dass ich sie meine. Ich erkenne es daran, wie sie zusammen zuckt und stehen bleibt, als hätte der Plan, unentdeckt zu bleiben, nicht funktioniert. Ihrer Reaktion zur Folge, hat sie mich schon gesehen, bevor ich sie gesehen habe. Sie dreht sich widerstrebend zu mir und als ich sie heran winke, kommt sie tatsächlich gezwungen zu mir, auch wenn ich erkenne, wie unwohl es ihr ist. Gerade als sie ihren Mund öffnet um zu sprechen, komme ich ihr zuvor und gebe ihr damit keine Möglichkeit um zu reden. ,,Bringst du mir endlich mein Wasser, oder ist euer Personal zu unfähig dafür?" Lüge ich provokant, mit dem Drang Zorn in ihr zu entfachen, sowie sie ihn in mir auslöste.

Sie lächelt. Aber das Lächeln, das ihren Mundwinkel umspielt, versetzt mich eher in Misstrauen, weil es so falsch und aufgesetzt wirkt. ,,Oh, das tut mir furchtbar leid. Hier, ist Ihr Wasser." Und dann kippt sie mir den Inhalt ihrer Wasserflasche auf den Schoß und verschwindet, während ich ihr baff und sprachlos hinter her sehe. Ich sehe aus, als hätte ich mir in die Hose gemacht. Fick dich, Budallica. ,,Das war verdient, Brüderchen." Während die Jungs lachen, versuche ich meine Wut zu kontrollieren und nicht sofort aufzuspringen und ihr hinter her zu rennen. Ich balle unter dem Tisch meine Hände zu Fäusten und beiße stumm meine Zähne zusammen. ,,Sie ist übrugens keine Kellnerin, du Trottel." Jeton deutet auf die Bühne, auf der die Kleine ernsthaft steht und sich gerade auf einen Hocker vor einem Klavier setzt. Selbst von hier aus, erkenne ich wie nervös es sie macht, vor Publikum zu spielen. Sie wirft einen kurzen Blick über die Gäste und keine Ahnung ob ich es mir einbilde, aber ich glaube zu erkennen, dass sie mich einige Sekundenlang mustert, bevor sie sich verkrampft nach vorne dreht und ihre Finger auf die Tasten legt. Ich stütze meinen Kopf auf meine Hand ab, warte gespannt darauf, dass sie los legt, um herauszufinden, ob sie wirklich gut genug ist, um in einem Snob Restaurant zu spielen. Es überrascht mich sogar, dass sie ausgerechnet, in diesem Viertel arbeitet, obwohl sie es anscheinend so sehr hasst. Als sie dann beginnt los zu spielen, bin ich im ersten Moment überrascht und zugleich beeindruckt.

Auch, wenn sich alles in mir dagegen sträubt, faziniert es mich, wie sie Klavier spielt und mir damit den Zorn nimmt und durch Ruhe ersetzt. Sie versinkt in einer anderen Welt, schottet sie sich ab und steckt so viel Leidenschaft hinein, dass mir der Atem stockt und sich Gänsehaut auf meinem Körper bildet. Ich spüre beinah, den Schmerz und die Liebe, die sie in das Stück steckt und als sie fertig ist, halte ich mich nicht davon ab, aufzuspringen und so laut und begeistert zu applaudieren, dass sie zusammen zuckt. Als ich bemerke, wie meine Freunde und einige andere Gäste mich eigenartig ansehen, räuspere ich mich beschämt und setze mich unwohl wieder. ,,,Was denn? Guckt mich nicht so an, okay? Sie war ganz gut," versuche ich mich zu verteidigen. Jeton verdreht seine Augen, Bashkim haut stöhnend seinen Kopf auf den Tisch und Granit schlägt sich die Hand auf die Stirn während Bashkim mich mit seinen Fäusten attackiert. ,,Du bist so dumm, Luan." Ich wehre seine Hände ab und rücke ein wenig weg von ihm. ,,Lasst mich doch inruhe." Den restlichen Abend, lausche ich ihren Händen, die schon fast magisch über die Tasten des Klaviers wandern und bin schon etwas enttäuscht, als sie ihre Show beendet und verschwindet. Bis ich mich dann selbst daran erinnere, dass dieses Mädchen eine Budallica ist und auch ihr Talent am Klavier, nichts daran ändert. Sie ist bloß ein Straßenkind mit großer Fresse, nichts weiter.

Alovestory03 XX

Fuck you, Babe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt