Kapitull Tridhjetë e Pesë

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KAPITULL TRIDHJETË E PESË - Rückkehr

Song: GT - Gent

Afërdita

31.12
20 Tage später

,,Ich wünsche dir schon mal ein frohes neues Jahr und einen guten Rutsch. Versuch den Tag heute ausgiebig zu genießen, in Ordnung?" Der Mann mit dem Klemmbrett in der Hand, welcher mir gegenüber auf einem Drehstuhl sitzt, sieht mich wissend an, als wüsste er bereits, dass ich vorhabe Neujahr in meinem Bett zu verbringen, mit Netflix und einem Haufen Süßigkeiten. Ich grinse Noah verbissen an und zucke mit den Schultern. Den Versuch ihn anzulügen, kann ich mir nämlich sparren, denn er deckt so ziemlich jede meiner Lügen auf. ,,Meinst du nicht, es wäre eine gute Idee etwas Zeit mit deiner Familie oder Freunden zu verbringen?" Er seufzt kurz auf, sieht mir wohl an, wie wenig Begeisterung ich für diesen Vorschlag aufbringen kann. ,,Oder du besuchst einen alten Freund. Ich denke, du bist ihm sowieso eine Erklärung schuldig." Der Blick den er mir zu wirft, gefüllt mit Vorwurfen und Wissen, lässt mich kurz aufschnauben. ,,Ich bin niemandem etwas schuldig, das wissen Sie."

Mein Psychologe schiebt sich die Brille auf der Nase zurecht, welche aus einem Hauchdünnen Metall besteht und bei der ich jedes mal, wenn er sie berührt, befürchte sie würde kaputt gehen. Aber das tut sie zu meiner Überraschung nicht. Genauso wenig, wie Noah Rexhepis Geduld mit mir. Dass er überhaupt noch vernünftig mit mir redet, statt nicht vollkommen genervt zu sein, ist auch etwas, was ich sehr bemerkenswert und zugleich überraschend finde. Naja, solange wie er mit mir durch gehalten hat, solange hat das Niemand in meiner Familie. Vielleicht, war das der Grund, weshalb ich bis auf weiteres verschwand und mich den Stunden mit meinem Psychologen hingab, die mich nicht allzu selten fertig gemacht haben.

,,Ich bin sehr wohl der Meinung, dass du ihm einen Besuch abstatten solltest. Jetzt, wo wir immer hin wieder zurück sind." Die letzten Wochen verbrachte ich in einem Dorf in Kosovo, gemeinsam mit Noah, seiner Frau und deren jüngeren Sohn. Es war tatsächlich die Idee seiner Frau, mich für eine unbefristete Zeit raus aus Tirana zu bringen und dafür bin ich ihr mehr als nur dankbar, denn seit dem, geht es mir wieder gut.  Die Ruhe in den Bergen, die frische Luft und die Freiheit, vermischt mit den Gesprächen mit Noah, tat mir doch besser, als ich anfangs gedacht habe. Erstmal weigerte ich mich sogar, war stur genug, um sogar Noah zur Weißglut zu bringen, bis er einfach entschied meine Koffer zu packen und mich mitzunehmen. Auch wenns gegen meinen Willen war. Meine Eltern kümmerte es sowieso nicht, solange ich wieder gesund werden würde. Und das bin ich jetzt wieder. Deshalb sind wir auch leider wieder zurück gekommen. Ich für meinen Teil, hätte noch mehr Tage in Pej verbringen können.

,,Warum bist du immer gegen mich und nie für mich?" Beleidigt verschränke ich meine Arme vor meiner Brust, wartend auf Noahs nächsten Konter, doch dieser kommt nicht. Stattdessen blickt er auf seine Uhr und unterbricht die Sitzung. ,,Das ist noch nicht vorbei," warne ich ihn und entlocke ihm ein Schmunzeln. ,,Ich freue mich schon darauf." Kurz bevor ich das Zimmer verlasse, drehe ich mich noch kurz zu Noah Rexhepi und sehe ihn dabei, wie er seine Unterlagen sammelt und sie in seine Tasche steckt. ,,Ach ja, Noah." Er blickt fragend zu mir und ich beginne zu lächeln. ,,Danke für alles und frohes neues Jahr."

Schnee. Der erste des Jahres, den ich auskoste. Ich strecke meine Hände nach den Flocken aus und lasse sie auf meine Handfläche schmelzen. Beim Anblick meines Ghetto Viertels, über und über bedeckt mit der weißen Schönheit aus Eis, ziert ein Lächeln meine Lippen und völlige Ruhe überkommt mich. Ich genieße die Kälte, den leichten Wind der mir die Haare ins Gesicht weht und den Schnee um meinen Füßen. Ich laufe extra langsamer, um die Ruhe in den Straßen genießen zu können, weil die Lust auf mein Zuhause sich sehr in Grenzen hält. Irgendetwas in mir, will sich weigern meine Familie wieder zu sehen. Immer hin, haben sie sich kein einziges mal gemeldet in der Zeit in der ich nicht Zuhause war. Der einzige der mich immer wieder anrief und mir haufenweise Nachrichten schickte, war eine mir unbekannte Nummer, die ich einfach ignorierte, statt ihr meine Aufmersamkeit zu schenken.

Was Luan angeht, habe ich ihn seit dem was bei ihm Zuhause geschehen ist, nicht wieder gesehen. In der selben Nacht, brachte er mich zurück nach hause, wo schon Edona sehnsüchtig auf mich wartete. Kurz bevor ich ging, gab Luan mir einen bedeutenden Rat, der mich in den daraufffolgenden Stunden dazu brachte mir den Kopf darüber zu zerbrechen. Ich will nur das Beste für dich, Afërdita und deshalb denke ich, dass du dich einem Psychologen anvertrauen solltest. Vertrau mir, es wird besser. Und dann folgte ich seinem Rat. Das einzige bedenklich dabei, war vielleicht, dass ich es nicht wagte irgendjemandem zu erzählen, dass ich aufgrund meiner psychischen Verfassung Albanien verlassen würde und sie alle unwissend zurück ließ, ihre Anrufe und Nachrichten ignorierte. Es war nicht so, dass ich plötzlich unter schweren Depressionen litt, sondern eher unter Einbildungen, Panikattacken und vielen Schlaflosen Nächten, weil es keine einzige gab und immer noch keine einzige gibt, in der ich nicht von Albträumen geplagt werde.

,,Afërdita Shpresa bleib sofort stehen!" Ich zucke erschrocken zusammen, als plötzlich wie aus dem nichts, Ajonas Stimme ertönt und ich ihre blonde Mähne auf der anderen Straßenseite entdecke. Sie steht mit roten Wangen und den Händen in die Hüfte gestemmt dort da und sieht mich so an, als würde sie gleich auf mich los gehen. Neben ihr stehen auch meine beste Freundin Blerina und Besa, die anders als die beiden anderen vollkommen ruhig und eher besorgt zu mir sieht, als dass ich ihr im Gesicht ablesen kann, dass sie mich am liebsten umbringen würde.

Ich fahre mir unwohl durch meine Haare und streiche mir eine Strähne hinter mein Ohr, während ich unsicher meine andere Hand hebe und ihnen zu winke. ,,Hey, wie gehts so?" Bevor ich überhaupt reagieren kann, oder eine Antwort von ihnen erhalte, schmeißt plötzlich Ajona ihre Tasche in den Schnee und rennt los. Und naja, ich renne ebenfalls los, nur eben weg von ihr.

Alovestory03 XX







Fuck you, Babe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt