Kapitull Pesëdhjetë e nentë

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KAPITULL PESËDHJETË
E NENTË  - Weil unsere Liebe für immer brennen wird

Song: Nicht verdient - Capital Bra ft. Loredana

Äferdita

Wie kann es sein, dass eine arme, eine verschuldete Familie, die Hochzeit ihrer jüngsten Tochter, in solch einem Palast feiern kann? Wie kann es sein, dass eine im Ghetto aufgewachsene Familie, plötzlich diesen Snob Luxus genießt? Nun, der Grund dafür, ist nichts geringeres als eine Verlobung ihrer erstgeborenen Tochter, dessen Name bald den der Snobs tragen wird. Durch den Schwiegersohn, stehen sie indirekt im Kontakt mit einer Familie, die nur so in Geld badet und nichts lieber tut, als die Hochzeit einer jungen Frau zu finanzieren, die jeden Mann heiraten kann, ausgenommen ihres jüngeren Sohnes. Obwohl sie diesen, aus tiefstem Herzen liebt, obwohl sie für diese Liebe gebrannt hat. Und das mehr als nur einmal. Diese verbotene Liebe, diese verfluchte Liebe, war nun das Resultat von meiner eigenen Hochzeit, in diesem Luxus Palast.

Ich halte meinen Kopf auf den Boden gesenkt, weil ich nichts davon sehen will. Ich will nicht die ganzen Kameras sehen, die auf mich gerichtet sind, nicht die fremden Menschen, unter denen ich weniger als ein Viertel halb erkennen kann. Der pure Luxus, das Geld in dieser Halle, widert mich an. Selbst das riesige Buffet, auf das ich mich vielleicht gestürzt hätte, wäre es nicht mein eigenes, das mir im endeffekt die Galle hochkommen ließ, obwohl mein Magen vor Hunger knurrte. Ich balle meine Hände in dem weißen Stoff zu Fäusten und versinke immer tiefer in dem stillen Meer meines Kopfes. Ich bin wie benebelt. Ich nehme nichts mehr wahr, weil ich nichts mehr wahrnehmen will. Ich will nicht realiseren müssen, dass das tatsächlich mein Hochzeitstag sein wird, dass mich gleich ein Hoxha vermählen wird und ich für immer an diesen einen Mann gebunden sein werde. Einem Mann, dem ich niemals mein Herz werde schenken können.

Das Stimmengewirr umgibt mich hart, aber das Rauschen in meinen Ohren, ähnlich wie die Wellen am Jahresende, verdrängen es erbarmungslos und ich gebe mich ihm widerstandslos hin. Es wird an mir gezupft. An dem roten Band, um meiner Hüfte, an meinen Haaren, hochgesteckt und mit unzähligen Nadeln versehen, meinem entlosen Schleier aus weißer Spitze an meinem Kleid, das mehr wiegt als ich. Überall sind Finger, Zischen und Geflüster, aber ich fühle nichts. Rein gar nichts.

Irgendwann fasst Jemand an mein Kinn, hebt mein Kopf hoch und versucht mich dazu zuwingen, in die reale Welt zurück zu kehren. Aber ich weiger mich, starre stur an einen Punkt und bleibe in dem Meer gefangen. Es rettet mich davor, komplett zusammen zu brechen und den Schmerz wahrzunehmen.

„Du wirst sehen, Äferdita. Das ist alles nur für dein Wohlergehen, für deine Zukunft. Mit einem Mann wie Luan, einem halben Kind, wärst du nie glücklich geworden."

Meine Blase bricht ein, das Meer wird immer stummer, bis es sich ganz zurück zieht und mich den fressenden Geschöpfen zum Fraß wirft.

„Er ist nicht einmal ein Gashi."

Und trotzdem war er alles was ich je gewollt habe.

Es bleibt still zwischen uns, dann spüre ich wie sie steif ihre Arme um mich legt und mich an sich zieht. Da ist keine Liebe zwischen uns, nur erbarmunglose Kälte, als wären wir keine Schwestern, als wären wir nicht gemeinsam aufgewachsen.

Uns beide, hat die Liebe getrennt. Die Liebe zu zwei unterschiedlichen Männern, zu uns komplett verschiedenen Brüdern, hat unsere Liebe vertrieben, sie runiert und schließlich entgültig umgebracht.

„Wie kann es sein, dass ich meine eigene Schwester nicht mehr liebe?", wispere ich in ihr Ohr und hebe schwerfällig meine Arme, lege sie um ihre Schultern und starre neben ihr vorbei ins nichts.

Edona sagt nichts, sie schweigt, sowie ich wieder schweige und gibt sich der Leere hin. Sie versucht es sich nicht anmerken zu lassen. Trotzdem spüre ich unter meinen Fingern, wie ihr Körper zusammen zuckt, sie sich versteift, als hätte ich sie ertappt.

Liebe kann man nun mal nicht erzwingen. Auch nicht in der Familie.

Blitzlichter, Kameras überall. Getuschel, undeutlich, flüsternd. Finger, Hände, an mir, um mich herum. Ich werde runtergedrückt. Zupfen, ziehen. Mein Kleid wird um mich herum ausgefächert, ordentlich versuchen sie es herzurichten und fahren immer wieder mit ihren dreckigen Fingern über den so reinen Stoff. An meiner Kopfhaut zieht es heftig, als der Schleier an meinen Haaren, gezogen und auf dem Boden ausgebreitet wird.

Es sind mindestens drei Frauen, die sich darum kümmern, mich möglichst gut zu präsentieren. Was bin ich? Eine Puppe, die man zur Schau stellen kann? In meinem Kopf bannen sich Hunderte Beleidigungen an, doch ich beiße mir auf die Zunge und antworte auf alles nur mit Schweigen.

Neben mir spüre ich deutlich Dardan, seine Präsenzs ist so unangenehm, so nervtötend, dass ich schon fast weggerutscht wäre mit dem Stuhl. Dennoch besinne ich mich und bleibe stocksteif sitzen, während ich seine Blicke ignoriere, die immer wieder auf mich treffen und mich belästigen. So

Er soll gefälligst seine Augen bei sich halten, sonst kratze ich sie ihm noch aus.

Schon fast entkommt mir ein Schnauben vor Unglauben und ich presse meine Finger vollgepumpt mit Wut, in den Stoff meines Kleides. Unter meinen Fingerspitzen fühlt er sich beinah schon zu sanft, zu zart an, um ihn mit so einer Aggression willkommen zu heißen.

„Mit dem Segen Allahs, will ich heute Dardan Mushkolaj und Äferdita Shpresa vermählen. Allah soll eure-"

Mein Atem stockt, in meinem Kopf rasen die Gedanken, mögliche Fluchtversuche und ich reiße mein Gesicht hoch und starre hektisch umher, auf der Suche nach einem Ausweg aus diesem Gefängnis, aus diesem Albtraum. Ich will das alles doch nicht!

Fuck, ich will doch nur Luan Gashi. Nur ihn.. Wieso ist es so schwer, Jemanden lieben zu können?

Tränen treten mir in die Augen, meine Sicht verschwimmt und meine Unterlippe beginnt zu beben, während ich im Hintergrund höre wie der Hoxha weiterspricht.

Eine Hand greift nach meiner, die in seinem Griff total zu zittern beginnt und immer mehr Tränen fließen immer ungehemmter über meine Wangen.

Ich kann das nicht. Ich kann nicht ihn heiraten.

Ich kneife meine Augen zusammen, ich will nicht mit ansehen, wie er den Ring über meinen Finger streift und der Hoxha uns schließlich als Mann und Frau erklärt, während die Ehepapiere vor uns liegen, nur darauf wartend, unterschrieben zu werden.

Und dann ertönt ein lauter Knall, der Ring rutscht aus Dardans Hand, rollt über den Boden, klirrt abgeschwächt und verschwindet aus meiner Sicht.

„Wie kann eine Hochzeit gefeiert werden, ohne den rechtmäßigen Bräutigam?"

Alovestory03 XX

Fuck you, Babe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt