Kapitull Tridhjetë

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KAPITULL TRIDHJETË - Es ist nicht einfach, Schmerz zu vergessen und Seelen zu heilen

Song: Tela - Kida ft. Ermal Fejzullah
           Draht

Afërdita


11.12
Sonntag
2:34

Ich glaube, ich habe mittlerweile den bisher tiefsten Punkt meines Lebens erreicht. Einen Punkt, in dem nicht mehr zählt, wer Luan Gashi ist, was er getan hat und was ich in den letzten drei Monaten in denen ich ihn kenne, erleben musste seinetwegen. Nein, irgendwie scheinen all die Dinge, die den Jungen neben mir auf dem Fahrersitz, mit mir verbinden, zu verschwimmen, als wäre ihre Existenz nicht von belangen, als wäre es einfach wie aus dem nichts beiläufig, unwichtig geworden. Irgendwie erscheint es mir lächerlich, wenn ich daran denke, dass ich am Freitag noch dachte, es gäbe keine schlimmere Hölle auf Erden, als Luan Gashis Nähe. Allein sein Gesicht hätte mich am Freitag noch zum kotzen gebracht und wahrscheinlich hätte ich schon bei seiner Gestalt aus zehn Metern Entfernung, sofort halt gemacht und ihm den Rücken gekehrt, noch bevor er mich entdecken hätte können.

Und jetzt, nur zwei Tage später, hat mich das Schicksal des besseren belehrt. Denn die größte Hölle auf Erden, kann nicht ein Mensch sein, der einen immer wieder rettet, sondern einer der das Verlangen hat, dir dein verdammtes Leben zu zerstören. Und das, in nur einer Nacht. Es ist, wie als wäre mein Blick besetzt mit einem Schleier aus Verbitterung, Schmerz und so viel Hass, der mir im Magen brennt, dass ich meine Hände fest in den Stoff von Luans Jacke kralle, damit ich nicht aus lauter Zorn und Verzweiflung, irgendetwas zerstöre was sich in meiner Nähe befindet. Auch, wenn die Versuchung groß, so nah zu greifen ist, selbst wenn es mein eigener Körper wäre, den ich mit Narben besetzen würde.

Vor meinen Augen blitzt immer wieder das Gesicht meines Fast Vergewaltigers auf. Sein dreckiges Grinsen, die vor Lust funkelnden und zugleich amüsierten Augen, die mein Weinen, mein Flehen genießen. Die genießen mich zu quälen und an eine Grenze meiner Selbst zu bringen, an der mich nichts mehr davon abhält, mir mein Gott verdammtes Leben zu nehmen. Ich habe gebrannt. Mein ganzer Körper stand in Flammen. Feuer zerfraß meine Seele, hinterließ nur Asche und Staub, Reste meiner Selbst, das Licht verlor und in die Dunkelheit getrieben wurde. Mein Kopf schmerzt vor lauter Erinnerungen, Details die ich niemals vergessen werden kann und mir den Schlaf rauben werden, sowie sie mir die Seele raubten und den Atem bei jedem mal, an dem die schrecklichen Erinnerungen sich wie ein Film vor meinen Augen abspielen. Ich kann ihn einfach nicht abstellen, es ist so unmöglich wie die Zeit zurück zu spulen und dafür zu sorgen, dass es niemals passiert wäre.

,,Ist alles okay?" Im Dunklen der Nacht, nicke ich ohne Luan anzusehen, halte meine Augen sturr gerade aus auf die leere Straße und grabe meine langen Nägel fest in meine Haut, bis der körperliche Schmerz beginnt mir den Frust zu nehmen und nichts als Taubheit zurück bleibt, das den psychischen Schmerz überdeckt und mich aufatmen lässt. Luan erkennt nicht das Blut, das zu fließen beginnt und in seine Jacke versinkt und er erkennt auch nicht die Tränen auf meinen Wangen, die nicht mehr aufhören zu fließen. Die Nacht, die Finsternis, verbirgt die Scherben die von mir zurück geblieben sind und in einem Gewitter aus Hass und Trauer durchgewirbelt werden.

Ich grabe meine Fingernägel noch tiefer in meine Hände, zerkratze meine Haut und lasse den Schmerz mein komplettes Ich blenden, in der Hoffnung, er würde alles andere weniger schlimm erscheinen lassen.

Ich höre nicht damit auf mir weh zutun, irgendwann stoppen die Tränen, doch der Schmerz sitzt zu tief in meinen Knochen, als dass er verschwinden könnte. Also höre ich nicht auf, meine Hände und irgendwann auch meine Arme blutig zu kratzen. Stumpf, wie eine leblose Puppe, darauf programmiert, sich selbst Schmerzen zu verbreiten. Es überrascht mich, mich atmen hören zu können, wenngleich es sich so anfühlt, als wäre ich bereits tot. Vielleicht wäre das nicht so schmerzhaft, vielleicht wäre das nicht so schrecklich, wie all die Bilder in meinem Kopf, wie das Gefühl von Fremden Händen auf meinem Körper. Sie regen mich dazu an, immer brutaler mir gegenüber zu werden, all den Hass, die Wut an mir selbst auszulassen. Ich wage es nicht einmal, den Blick auf meine Hände und Arme zu senken, nein ich traue mich nicht zu sehen und zu realisieren, dass ich selbst meinen Körper misshandel und dabei vielleicht noch beschissener handel, als mein fast Vergewaltiger.

Fuck you, Babe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt