Kapitull Njezët e Tetë

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KAPITULL NJEZËT E TETË - Gebrochen.

Song: lovely - Billie Eilish

Afërdita

11.12
Sonntag
00:43 Uhr

Wie in einer Blase gefangen, abgeschottet von der Außenwelt, die in meiner Situation eine dreckige Zelle mit ein paar weiteren, betrunkenen Jugendlichen, darstellt, nehme ich nicht mehr viel wahr. Wenn ich so darüber nach denke, nehme ich seit dem mich einer der Polizisten von Luan gezerrt hat, nicht mehr viel war. Vielleicht, ist das gut so, vielleicht aber auch nicht. Ich habe keine Ahnung. Ebenso, habe ich keine Ahnung, was passiert ist, nach dem man mich verhaftet hat. Vielleicht, wurden meine Freundinnen, inklusive Luan und seinen Schoßhündchen, ebenfalls verhaftet. Vielleicht, sind sie aber gerade auch dabei, mit ein paar Polizisten zu diskutieren, um mich wieder aus der Zelle zu bekommen. Auf jedes der 'Vielleicht' die sich in meinem Kopf ansammelten, fand ich keine Antwort, quälte mich nur immer weiter mit Fragen. Also gab ich es irgendwann auf, weiter zu denken und lehnte stattdessen meinen Kopf an die Gitterstäbe hinter mir. Ich blieb auf den eiskalten Boden sitzen, starrte an die gegenüberliegende, hässliche graue Wand und wartete einfach. Worauf, wusste ich selber nicht. Aber diese Frage, stellte ich mir erst gar nicht.

,,Du kannst raus." Ich habe keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen sein muss, bis eine Polizistin, die Zelle aufschließt und auf mich nieder sieht. Müde, hebe ich schwach meinen Kopf, unsicher ob sie tatsächlich mich meint, oder nicht doch einen von den Betrunkenen meint. ,,Deine Mutter ist hier, Shpresa". Verwirrt runzel ich meine Stirn, senke den Kopf wieder auf den schmutzigen Boden, befleckt mit dunklen Flecken. Meine Eltern sind gar nicht in Albanien, sondern in unserer Heimat Kosovo. Sie können doch unmöglich, so schnell einfach wieder hergekommen sein. Trotz meiner stutzigen Gedanken, stütze ich mich vom Boden ab und folge schweigend und mit wackeligen Beinen der Frau, raus aus der Zelle. Die Erleichtertung, die mich dabei überflutet, lässt mich meine angespannten Schultern wieder sinken und das Zittern in meinen Händen verschwinden. Mein Körper hingegen, fühlt sich trotzdem wie von Eis umgeben an und meine Beine, irgendwie nicht wie unter meiner Kontrolle. Nichts fühlt sich real an, eher wie ein zulang geratener Traum, in dem ich feststecke, dem ich nicht entfliehen kann, aus dem ich einfach nicht aufwachen kann.

,,Afërdita." Bei der Stimme meiner älteren Schwester Edona, zucke ich zusammen und hebe sofort meinen Kopf. ,,Was hast du nur angestellt, qika jem?" Daher, also die Freilassung aus der Zelle. Auf das Schauspiel meiner Schwester gehe ich erst gar nicht ein, sondern schweige weiter hin und laufe träge auf sie zu. ,,Ist alles okay?" Als sie ihre Hand nach mir ausstreckt, blitzt vor meinen Augen das Gesicht meines fest Vergewaltigers auf und mein Atem stockt, während meine Brust sich plötzlich hektisch senkt und hebt. Ich stolpere ein paar Schritte zurück und laufe dabei ausversehen gegen einen Stuhl welcher umfällt, nur um Edonas Berührungen zu umgehen. Obwohl meine Kehle sich so trocken anfühlt, dass jedes Wort verdammt weh tut, welches aus meinem Mund kommt, spreche ich monoton zu ihr und sorge dafür, dass sie genau so wie ich vorhin zusammen gezuckt bin, nun selbst zuckt. ,,Fass mich nicht an."

Sie sieht mich perplex, schon etwas verletzt an, als hätte es sie ernsthaft verwundert, dass ich nicht von ihr berührt werden will. Als hätte sie die letzten neunzehn Jahre meines Lebens verpasst, in denen ich begonnen habe, mich vor dem Körperkontakt anderer zu fürchten. Und nun, nach allem dem, ist es vielleicht sogar schlimmer geworden. Und zwar viel schlimmer.

Ich zitter am ganzen Körper, höre nur mein unregelmäßiges Atmen und sehe starr auf den Stuhl der immer noch umgekippt auf den Boden liegt. Zu Edona sehe ich kein einziges mal mehr und sie, sie traut sich gar nicht mehr, sich mir anzunähern oder gar etwas zu sagen. Sie bleibt schweigend vor mir stehen und weil ich ebenfalls nichts mehr zu sagen habe, bleibt es still zwischen uns.

,,Dita?" Luans Stimme, die nur wenige Minuten später die Stille zwischen meiner Schwester und mir bricht, lässt mich ein weiteres mal zusammen zusammen. Ich traue mich kaum, mich zu ihm zu wenden, ihn anzusehen, nach allem was geschehen ist. Mein Herz fühlt sich schwer an, mein Hals gefüllt mit einem Kloß, der mir das Atem erschwert. Bei Luans Anblick, diese grünen Augen, die sorgsam über meinen Körper wandern und jeden einzelnen Zentimeter meiner selbst mustern, wird mir plötzlich ganz heiß und kalt zugleich. Vor Unwohl balle ich meine zitternden Hände zu Fäusten und senke den Kopf, um seinem Blick zu entkommen. Es fällt mir schwer, seinem Blick stand zu halten, also verweigere ich ihm lieber das Starren in meine Augen, wie als würde er bis in meine Seele blicken und bleibe still.

Neben Luan, meldet sich nun auch sein Bruder Afrim zu Wort, spricht in die unangenehme Stille hinein, wie als wäre er dabei eine Bombe zu unschärfen, so sanft und vorsichtig, wie er versucht die Stimmung zu beruhigen. ,,Ich denke, wir sollten jetzt alle nach hause fahren." Nach hause fahren und in der Stille, hoffnungslos innerlich danach zu schreien, dass mich irgendeiner aus diesem Albtraum weckt, der mich schon längst in einen tiefen Abgrund geworfen hat. ,,Nein. Aufkeinenfall! Afërdita kommt mit uns!" Wie als hätte er meine Gedanken gehört, spricht Luan sofort harsch gegen seinen Bruder und zeigt keine Einsicht, sondern viel mehr den Willen danach, mich nicht alleine zu lassen. Erschrocken hebe ich aprubt meinen Kopf und sehe mit großen Augen zu Luan, der mit vor Wut dunkler gewordenen Augen zu Afrim sieht und den Kiefer aufeinander presst, als müsste er sich mit seinen Worten zurück halten.

,,Afërdita, geh nach draußen zum Auto. Du hast heute genug erleben müssen. Ich denke nicht, dass du das noch ertragen musst." Ich weigere mich erst gar nicht, kaputt von den Erlebnissen des heutigen Tages und laufe auf Edonas Befehl los, vorbei an Luan und Afrim. Zumindest hatte ich das vor, denn gerade als ich vorbei an Luan laufe, schnellt seine Hand nach vorne, zu meiner Hand und hält sie fest umklammert. ,,Du gehst nirgendwo hin, Afërdita." Seine Hand, die meine hält, lässt mein Herz gegen meine Brust rasen und plötzlich stockt mein Atem. Die Stelle meiner Haut, beginnt zu brennen, fühlt sich an, als wäre Luan pures Feuer das mich berührt und dennoch nicht verbrennt, sondern wärmt, schützt vor all den Monstern in meinem Kopf, denn dieser ist wie leer gefegt.

Ich wende meinen Kopf zu unseren Händen und kann nicht verhindern, dass mir bei diesem Anblick das Blut in die Wangen fließt, was total lächerlich wirkt in Anbetracht dessen, dass ich Angst vor Berührungen habe und heute fast vergewaltigt wurde, aber ausgerechnet Luan Gashi derjenige ist, vor dem ich nicht zurück schrecke. Ich muss hart schlucken und sehe langsam hoch zu ihm, sehe in seine Augen, die mich schon länger ansehen, beobachtet haben müssen und bringe kein Wort über meine trockenen Lippen. ,,Mir ist egal was ihr beiden macht, sie wird mit mir kommen." Während er spricht, sieht er nur mich an und seine Worte kommen bestimmend, ohne einen Widerspruch zu dulden, aber doch nicht harsch über seine Lippen und sorgen dafür, dass unsere Geschwister schweigen. Und ich ebenfalls.

Ich lasse einfach nur zu, dass Luan mich hinter sich her schleift, stolper ihm hinter her, raus aus dem Polizeirevier und ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren. Weder Afrim, noch Edona folgen uns und lassen uns stattdessen gehen

Alovestory03 XX

Fuck you, Babe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt