Kapitel 10

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Den Anruf mit meinem Bruder habe ich bereits seit einigen Minuten beendet und fahre nun gedankenverloren auf der Straße herum.

Da links. Dort rechts und dort wieder gewendet. Obwohl ich mich hier nicht auskenne, fahre ich hier rum, als würde ich diese Stadt wie meinen Handrücken kennen.

Der Abend ist über den Himmel Dresden's eingebrochen. Die Lichter der Autos und der Laternen erhellen die Stadt.

Leise Musik ertönt aus meinen Boxen und wird kaum von mir beachtet, denn ich bin einfach nur verwirrt und genervt.

Es ist einfach alles zu viel, um es auf einem Mal verarbeiten zu können.

Meine Vergangenheit mit Familie Musa und dann auch noch die ganzen Gerüchte im Internet über mich und Granit, obwohl nicht mal einige Stunden vergangen sind.

Kann das nicht alles aufhören? Warum bin ich überhaupt mit nach Dresden gekommen?

Wäre ich in Berlin geblieben, dann wäre all das nicht passiert und mein Leben wäre normal weitergegangen.

Ich wäre wie gewohnt meiner Arbeit nachgegangen und hätte all meine anstehenden Projekte beenden können, aber nein, ich musste ja unbedingt mit wollen.

Ein lautes Hupen reißt mich aus meinen Gedanken. Erschrocken zucke ich zusammen und bemerke, dass die Ampel von Rot auf Grün geschaltet hat und ich den Verkehr aufhalte.

Auch ich drücke mehrmals auf die Hupe und fahre dann nörgelnd los.

Einige Minuten später erleuchtet das gelbe M den Weg und zieht mich quasi schon zu sich.

Ich fahre auf die Einfahrt und schnurstracks in den Drive-In, der wirklich voll ist, doch ich lenke mich zwischenzeitlich mit Musik ab und stehe dann auch schon mit meinem Wagen vor der Freisprechanlage.

„Willkommen bei Mc Donalds. Ihre Bestellung bitte", ertönt eine tiefe Stimme aus dem Lautsprecher.

Kurz schaue ich mir die hellleuchtende Speisekarte an.

„Ein Frappé mit Schoko, bitte."

„Klein oder groß?", fragt mich wieder die raue Stimme.

„Mhmm, groß", säusele ich und greife schon mal nach Geld, das zur Sicherheit immer im Handschuhfach ist.

„Das macht dann 2,99€. Am ersten Fenster bitte."

Ich bedanke mich und fahre einmal um die kleine Kurve, wo ich dann wieder warten muss, da vor mir noch einige andere Autos dran sind.

Mein Handy gibt die ganze Zeit Nachrichtentöne von sich, doch die ignoriere ich zunächst.

„2,99€, bitte."

Lächelnd reiche ich dem hübschen jungen Mann drei Euro in die Hand, der mich ebenfalls schmunzelnd anguckt und mir daraufhin einen Cent hinhält.

„Tschüss", grinst er und zwinkert mir zu.

Von mir bekommt er nur ein kurzes Lachen zu hören. Ich fahre dann weiter vor zum zweiten Fenster, wo mir direkt mein Schoko-Frappé hingehalten wird.

„Vielen Dank."

Ich nehme der Frau das kühle Getränk ab, stelle es in die Getränkehalterung und lenke meinen Wagen auf den Parkplatz, um es dort ungestört genießen zu können.

Die Parkplätze sind schrägangelegt. Schnell drehe ich mein Lenkrad ein und parke nahezu perfekt.

Den Motor schalte ich ab, aber lasse den Schlüssel noch stecken.

Jeten e la per tyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt