Kapitel 47

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„Weißt du was mit Dardan war?", frage ich Flamur und lege meinen Kopf auf seine Brust. Er brummt. „Irgendwas muss vorgefallen sein, das ihn total aus der Ruhe gebracht hat."

Erneut brummt er. Das Verhalten von vorhin kann ich mir kaum erklären. Die Stimmung war total abgeebbt und das Essen verlief vollkommen ruhig, was ziemlich bedrückend ist. Danach sind beide einfach verschwunden.

„Mischen wir uns einfach nicht da ein, Zemer." Er greift in mein Haar und krault meinen Kopf. „Albesa tut mir leid", murmele ich. „Ich glaub, ich ruf sie an."

Gesagt, getan.

Mein Telefon tutet und wartet bloß darauf, dass die Schwester, des Rappers, der mir in den letzten Wochen so ziemlich auf die Nerven geht, den Anruf entgegennimmt.

Ein murmelndes Ja? ertönt aus dem Hörer. Sie hat definitiv geweint, das kann man sofort heraushören. „Albesa, was ist passiert? Wieso wart ihr auf einmal weg?"

Es ist kurz still. „Ich weiß es nicht. Alles ist gerade so komisch." Ich pausiere kurz bevor ich weiter rede, weil ich nicht weiß, ob ich sie das fragen soll.

„Flamur geht nicht auf meine Fragen ein und lenkt die ganze Zeit ab. Kannst du Dardan fragen, worüber sie geredet haben?"

Besagter zwickt mir in das Bein und kassiert bloß einen Tritt von mir, damit er Ruhe gibt.

Ihre Stimme zittert etwas. „Wie kann ich das jetzt sagen?", seufzt sie. „Albes, ist etwas passiert? Du kannst es mir sagen", sage ich sanft.

„Granit will, dass ich so schnell wie möglich nachhause komme. Er und Dardan waren auf einmal wütend auf mich."

Sie lässt bestimmt wichtige Details aus, doch ich möchte sie zu nichts drängen. „Gibt es einen Grund dafür?"

„Nuk e di. Sie sagen es mir nicht." Sie weiß selber nicht, was hier überhaupt vor sich geht. Das arme Mädchen tut mir echt leid.

„Dann wirst du auch nicht zurück nachhause fahren! Wenn Granit sauer ist, dann soll er erst den Grund nennen."

Und selbst, wenn er selber kommen sollte, um seine kleine Schwester abzuholen, muss der dumme Typ erstmal an mir vorbei. Und ich werde es ihm definitiv nicht leicht machen.

„Ich weiß nicht, was ich tun soll." Pure Verzweiflung. „Hör mir zu. Ist Dardan bei dir?" Erneute Stille. Ihr setzt das bestimmt richtig zu.

„Nein. Ich habe meine Sachen gepackt und hab das Hotel verlassen." Oh, Gott! Schlendert sie jetzt alleine durch die Straßen Berlins?! Und das noch um so eine Uhrzeit?!

„Was!? Wer ist gerade neben dir? Du bist doch nicht alleine, oder?, frage ich voller Sorge und greife schon nach meinen Autoschlüsseln, während Flamur mich einfach nur verwirrt anguckt, da das alles gerade viel zu viele Informationen für ihn sind.

„Nein, nein. Ich habe meinen anderen Bruder, Albion, gerufen. Er ist gerade bei mir." „Dann lass dich von Albion zu mir fahren. Du wirst nicht nachhause fahren, bevor dir Granit dir den Grund nennt", entscheide ich kurzerhand.

Ein leises Wer ist das? ertönt in der Leitung. Albesa beantwortet ihm die Frage. „Flora. Vielleicht kennst du sie von Sefa."

Ich kann den Motor aufheulen hören.

„Ani. Faleminderit shum, Flora", bedankt sie sich. Ich muss lächeln. „Kein ding, Loqk. Ich schick dir meine Adresse." Und schon haben wir uns voneinander verabschiedet.

„Hajde, qu. Ab nachhause mit dir, Budall", scheuche ich Flamur aus dem Bett, der sich keinen Millimeter bewegt.

Er greift nach meinem Fuß, der seinem Gesicht entgegengestreckt ist, da ich am Bettende sitze und zieht mich gekonnt zu sich.

Jeten e la per tyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt