Kapitel 31

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Meine Beine schmerzen schon so sehr vom Tanzen, dass ich mich einfach auf einem x-beliebigen Stuhl fallen lasse und laut seufze.

Ich stülpe mir meine Heels von den Füßen und stelle diese unter den Tisch. Die Musik nimmt kein Ende und die Gäste tanzen, als wäre es ihr letzter Tag.

Es ist schon weit nach Mitternacht. Der Saal hat sich zwar etwas geleert, doch trotzdem sind noch viele Leute anwesend.

Eine ältere Dame, die auch an diesem Tisch sitzt und mir erst jetzt auffällt, schaut mich schief an.

Mit einem leichtverwirrtem Lächeln nicke ich ihr zu. Immer noch starrt sie mich einfach an und macht keine Anstalten, damit aufzuhören.

Schulterzuckend drehe ich mich von ihr weg und gucke wieder auf die tanzende Menge. Sefa tritt in mein Blickfeld, der ausgelassen mit Granit und weiteren Jungs auf der Tanzfläche steht.

Sie stehen in einem Kreis und pfeifen Sefa zu, der mittendrin steht und seine Moves auspackt. Sie lachen und jubeln.

Die ganze Zeit schon kleben mehrere Jungs und Mädchen am Hintern von Granit und seinem Freund Zuna. Doch die Beiden machen sich nichts daraus. Sie schießen zwar hin und wieder Fotos mit ihren Fans, doch ihre vollste Aufmerksamkeit gilt ihrem Freundeskreis.

Unaufmerksam starre ich einfach weiter auf die Jungs und schrecke kurz auf, als ich auf diese haselnussbraunen Augen treffe, auf die ich eigentlich gerne verzichten kann.

Wie schon den ganzen Abend lang spüre ich erneut seine Blicke auf mir. Doch dieses Mal scannt er nicht meinen Körper ab, sondern mustert tanzend mein Gesicht.

Wieder schrecke ich auf, als die Musik eine klitzekleine Pause einlegt und dann ein Lied von Azet und Zuna aus den Boxen ertönt.

Die vielen Fans, die anwesend sind und die Jungs eh schon die ganze Zeit beim Tanzen und sogar Essen gefilmt haben, drehen komplett durch. Taschenlampen blinken umher und die Beleuchtung im Saal spielt verrückt.

„Es ist uns eine Ehre diese Zwei Sänger heute bei uns zu haben." Was? Der Typ kann auch deutsch reden?

Verblüfft ziehe ich meinen Mund zu einer Schnute und blicke verwirrt umher.

Falls Flamur die Beiden und Sefa noch nicht bemerkt hat, dann hat er das spätestens jetzt getan. Doch ich habe ihn schon seit einiger Zeit nicht mehr gesehen. Flamur und Leonard ebenfalls nicht.

Den famosen Rappern werden Mikrofone gereicht, die sie mit einem dankendem Lächeln annehmen. Sie nicken sich gegenseitig zu und stimmen mit dem Playback ein.

Doch Granit singt ein ganz anderes Lied, als das, was im Hintergrund spielt.

„Jeten e la per ty, oj nane. Jeten e la per ty, veq per ty nane", leise summt er diese Zeilen und fokussiert meine Augen. Wie er mich, trotz der großen Menge um ihn sehen kann, frage ich mich dennoch. Er wagt es gar nicht seinen Blick von mir abzuwenden.

Es scheint so, als würde er diese Zeilen für mich singen. Fokus, Flora! Du bist vergeben! Außerdem ist dieses Lied für seine Mutter! Ich fasse mich kurz, lange nach meinen Schuhen und stolziere aus seinem Blickfeld.

Mir läuft es kalt den Rücken hinunter, denn ich spüre seinen Blick trotzdem noch auf mir, während er seine Verse trällert.

Ich muss Flamur finden! Mit schnellen Schritten laufe ich auf meine Mutter zu, die gemeinsam mit ihrer Schwester und der Mutter des singenden Hampelmanns dort steht und sich die Hand ans Herz hält.

„Mom!", zische ich ihr zu und schnipse vor ihrem Gesicht herum. Doch wie zu erwarten, reagiert die holde Maid nicht und ignoriert mich gekonnt.

Sie ist zu gefesselt von Granit und seinem öden Lied.

Jeten e la per tyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt