Kapitel 19

1.6K 99 80
                                    

Kurz grübele ich. „Zwar kommt dies von Ihnen ein wenig kurzfristig, doch ich würde mich sehr freuen!"

Er lächelt schüchtern und reibt an seinem geschorenen Bart. „Ich weiß, aber ich würde mich ebenfalls sehr freuen, wenn Sie dieses Essen wahrnehmen könnten."

Meine Mundwinkel heben sich leicht. „Sicher! - Dennoch muss ich aber noch Herrn Mushkolaj fragen, ob es bei ihm zeitlich klappt."

Verständnisvoll nickt er. Ich nicke und laufe zu einem kleineren Tisch, wo ich nach zwei Gläsern und einer Wasserflasche greife, die ich dann auf meinen Schreibtisch abstelle und fülle.

Dankend lächelt er mich an, als ich ihm sein Glas gebe und nippt daran. Ungeschickt halte ich meines in der Hand und versuche dieses aufzufüllen, doch werde von einem klingelnden Telefon davon abgehalten und konzentriere mich gar nicht mehr auf den Inhalt des Glases.

Ich merke nur noch, wie der gut aussehende Mann zurück schreckt und aus seinem Stuhl springt.

„Ach, Gott!", quieke ich, als ich merke, dass seine Hose und sein Jackett nass sind. Das tropfende Glas stelle ich tollpatschig auf den Tisch, sodass es ein wenig auf den Sekretär kleckst.

Mensch, was ist denn heute mit mir los?!

Peinlich berührt streiche ich auf dem nassen Sakko herum und versuche irgendwas zu retten, was nicht zu retten ist.

Abwehrend hebt er seine Hände in die Luft und lächelt mich warm an. „Ich mach schon." Dabei schlüpft er aus dem enganliegenden Jackett und schüttelt dies ein Mal aus.

Seufzend puste ich mir einige Strähnen aus dem Gesicht und laufe eilig um meinen Tisch herum, wo ich mir aus der Schublade einen Stapel an Taschentüchern raushole und wieder auf ihn zugehe.

„Es tut mir wirklich unendlich leid für dieses Missgeschick!", nuschele ich und reiche ihm einige Papiertaschentücher.

Kopfschüttelnd lächelt er und schaut dann auf den Boden, doch hebt dann seinen Blick wieder an und guckt mir in die Augen.

„Es ist doch nichts schlimmes passiert, Frau Gashi. Ich denke bei ihrem Anblick habe ich diese Abkühlung wirklich nur benötigt."

Ich japse nach Luft und glubsche ihn erschrocken an. Meine Wangen laufen wahrscheinlich wieder rot an.

Mein eigentlich so schlagfertiges und selbstbewusstes Wesen ist verlegen geworden.

Es wird immer etwas verlegen, wenn es Komplimente von männlichen Wesen bekommt, wofür ich mich eigentlich selbst kloppen könnte, weil ich das gar nicht kontrollieren kann.

Doch wie Gott so will, sehe ich gerade wahrscheinlich wie eine überreife Tomate aus, die kein einzelnes Wort über ihre Lippen bringt.

Erneut schnappe ich nach Luft und lasse den angestauten Kohlenstoffdioxid aus meiner Nase.

Mein Blick galt der ganzen Zeit über dem Boden, weshalb ich nicht einmal ansatzweise gemerkt habe, dass er oberkörperfrei in meinem Büro steht.

Ich glaube ich kippe gleich um. Meine Lunge braucht definitiv Sauerstoff, sonst brauchen wir gleich einen Krankenwagen.

Mit großen Schritten geht er auf die kleine unscheinbare weiße Heizung zu und legt dort sein Jackett drauf. Das dunkelblaue Hemd hat er um die Lehne des Stuhles gelegt.

Der geformte Po in seiner grauen Hose wackelt hin und her. Rasch dreht er sich um und erwischt mich beim Starren, weshalb ich blitzschnell meinen Blick abwende.

„Ist mir zwar unangenehm, weil es aussieht als wäre ich ausgelaufen, aber schließlich kann ich mich nun auch nicht vor Ihnen komplett ausziehen", lacht er und bleibt einige Schritte vor mir stehen, während er auf den Fleck seiner Hose zeigt.

Jeten e la per tyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt