Kapitel 23

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Um kurz vor drei Uhr halten wir vor dem überfüllten Rathaus der Stadt Dresden und steigen aus dem Auto.

Flamur läuft um den Wagen herum und greift nach meiner Hand, doch davor küsst er mich nochmal fordernd und schmollt daraufhin.

„Bestimmt darf ich dich jetzt ein paar Stunden nicht küssen." Seine Unterlippe hat er weit vor geschoben und schaut gerade wie ein Kleinkind aus, das seinen Willen nicht bekommt.

„Die paar Stunden wirst du schon überleben", heitere ich ihn auf und versiegele ein letztes Mal unsere Lippen miteinander, bevor wir uns in die Menge begeben.

Viele Menschen, die ich nicht kenne, stehen vor dem Eingang und warten auf den Beginn der Trauung.

Naja, wen außer Sinem Teyze und ihren Kindern sollte ich schon kennen, huh?

„Flora!" Mein Kopf schellt nach rechts und bewundert meine wunderschöne Cousine. „Lail!", quietsche ich und lasse Flamur's Hand los, um meine Cousine in den Arm zu nehmen.

„Hayati", zieht sie das I in die Länge und schwankt mit mir in den Armen umher, weshalb ich lachen muss.

„Du siehst wunderschön aus!" Sie lächelt mich dankbar an und begutachtet mich ebenfalls. „Du siehst auch heiß aus, babe", lacht sie und zwinkert mir keck zu.

„Gute Auswahl, Enişte.", wendet sie sich an Flamur. Augenverdrehend schüttele ich meinen Kopf und boxe ihr in den Arm, weshalb sie kurz zischt.

„Man, Flor!", meckert sie. „Irgendwann reicht es auch mit den Gewalteinwirkungen von dir, die ich seit vierundzwanzig Jahren hinnehmen muss!"

Beleidigt reckt sie ihr Gesicht zur Seite und verschränkt ihre Arme vor der Brust.

Flamur legt seinen Arm um meine Schulter und zieht mich zu sich. „Oh lala, ist meine Frau etwa eine Schlägerbraut?", fragt er meine Cousine, guckt aber dennoch mich an.

„Ehem, hab ich das gerade richtig verstanden, oder träume ich?" Verwirrt zieht sie ihre gemalten Brauen zusammen und guckt zwischen Flamur und mir hin und her.

Ihr Blick wandert schnell zu meiner Hand, doch dann atmet sie erleichtert aus. „Gott sei Dank. Ich dacht schon, dass ihr euch heimlich verlobt habt oder so", lacht sie und steckt sich einige Strähnen hinters Ohr, die ihr ins Gesicht geflattert sind.

Flamur räuspert sich. „Wer weiß", pfeift er und geht dann mit mir weiter in die Menge, da mein Bruder und mein Cousins uns zu sich rufen.

„Pfoten weg, Mushkolaj", brummen Florat und Leonard zeitgleich. „Woah, Woah, Woah - beruhigt euch." Abwehrend hält er seine Hände hoch und entfernt sie von mir. Leider.

Grimmig starren sie ihn an und ziehen mich zu sich. „Okay, Jungs. Ihr übertreibt eindeutig. Wir haben das Amen unserer Eltern, also habt ihr dann nichts mehr zu melden", schnaufe ich, weil das Verhalten von den Beiden einfach nur kindisch ist.

Deutlich hörbar ziehen sie die Luft ein.

„Erstens, bin ich dein Zwilling und hab all das Recht dazu. Auch wenn ich Flamur mag und weiß, dass er ein korrekter Typ ist, kann ich dich nicht mit einem Mann an deiner Seite sehen. Das geht einfach nicht, Flora."

„Zweitens,", fährt Leonard fort. Ich drehe meinen Kopf zu ihm. „bin ich dein älterer Cousin und für mich bist du genauso meine Schwester, wie Laila es für mich ist. Und einen Mann an eurer Seite kann und will ich mir einfach nicht vorstellen."

Ich will was sagen, doch werde unterbrochen. „Ihr habt Recht, Jungs." Flamur legt auf jeweils einer Schulter der Jungs seine Hand ab. „Ich würde genauso reagieren, wenn es um meine Cousine gehen würde."

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