Kapitel 15

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Wutentbrannt schnaufe ich und raufe mir meine Haare. „Dieser kleine Köpek!", brülle ich Sefa an.

„Gib ihn mir! Sofort!"

Es raschelt am anderen Ende der Leitung. „Pass bloß auf, Bro. Die ist echt wütend", hört man Sefa's Stimme leise sagen.

„Und wie wütend ich bin!", bestätige ich die Aussage und bekomme nur ein raues Lachen als Antwort.

Wieder raschelt es im Hintergrund. Lauter Stimmen sind zu hören. „Granit, Bruder. Wo gehst du hin?", hört man es gebrochen.

„Warte kurz digga, ich muss telefonieren", murmelt er leise und entfacht erneut dieses lodernde Feuer in mir.

Ein lautes Schnaufen verlässt meine Nasenlöcher. Ich laufe in meinem Büro hin und her und bin geladen wie Dynamit.

„Hallo?", sagt er und räuspert sich daraufhin.

Seine tiefe Stimme verleiht mir eine Gänsehaut, die unkontrollierbar ist. Ich laufe auf meinen Stuhl zu und lasse mich in ihn fallen.

„Du kannst vergessen, dass ich auch nur einen Schritt in deine Nähe wage! Wer bist du, dass du einfach über die Köpfe anderer hinweg entscheiden kannst!?

Vergiss es, Azet! Steck dir diesen Auftrag in dein selbstgefälliges Arschloch! Ich werd alles dafür tun, dass Flamur dieses scheiß Angebot nicht annimmt!", brülle ich in den Hörer hinein und klopfe dabei lautstark auf dem Tisch herum.

Sofort erscheint mir eine waghalsige Idee, die ich besser nicht hätte in Betracht ziehen sollen.

„Ich lasse nicht zu, dass du dich zwischen meinen Freund und mich stellst! Flamur wird nichts von deiner Dummheit erfahren! Hast du verstanden?!", schreie ich ihn an und bereue schon im nächsten Moment mein Gesagtes.

Stille.

Es ist nichts weiter, als still in der Leitung. Nur sein schwerer Atem versichert mir, dass er noch dran ist.

Kurz schnauft er und will was sagen, doch ich halte es nicht aus und drücke auf den Button, um den Anruf zu beenden.

Sauer schmeiße ich das Telefon auf den Tisch und kraule meine Kopfhaut. „Was hast du bloß gemacht", flüstere ich mir leise auf albanisch zu.

„Was wenn er es seiner Mutter sagt und es dann gleich meine auch weiß? Ach, Flora! Nächstes Mal lieber nachdenken, bevor ich meine Fresse aufreiße", zische ich und schlage mit der flachen Hand auf den Schreibtisch.

Mein Blick gleitet auf die silberne Wanduhr.

Kurz nach eins.

Seufzend packe ich meine Sachen in meine Tasche, greife nach meinem weißen Mantel und verschwinde durch die Tür.

Im Gang nicken mir viele Kollegen freundlich zu und wünschen mir einen schönen Tag, was ich nebenbei ganz verwirrt erwidere.

Neben der Spur klopfe ich gegen die Tür des Gemeinschaftsbüros von Berfin und einer weiteren Angestellten, mit der ich nicht viel am Hut habe, an.

„Herein", ertönt es dumpf hinter der weißen Holztür. Ich drücke die metallische Türklinke herunter, setze mir ein Lächeln auf's Gesicht und spaziere in ihr Büro.

Erschrocken gebe ich einen Laut von mir.

„Oh mein Gott, Berfin!", quietsche ich, als ich sie dort mit ihrer riesigen Kugel am Schreibtisch sehe.

Mit Mühe steht sie auf und schließt die Distanz zwischen uns. Sie schlingt ihre zierlichen Arme um meinen Körper und streicht mir kurz - so weit es möglich ist mit ihrem Bauch - über den Rücken.

Jeten e la per tyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt