Kapitel 25

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In der einen Hand sein Handy. In der Anderen eine glimmende Zigarette. Den Arm auf das Auto abgestürzt. Auf dem Dach ein Redbull.

Seine Augen gucken in meine. Sein Blick lässt mich erzittern. Diese Kälte. Diese unfassbare Distanz. So nah, doch so weit entfernt.

„Beweg dein Göt, Flor!", ruft Laila urplötzlich nach mir. Ich schrecke kurz zusammen und wende sofort meinen Blick von ihm ab.

Gott sei Dank sitzt Flamur bereits im Auto und hat davon nichts mitbekommen. Ich fühle mich dennoch schuldig, obwohl ich nichts verwerfliches getan habe.

Mit seinem brennenden Blick auf meinem Körper senke ich meinen Kopf und laufe auf den Wagen zu.

Stumm öffne ich die Tür und lasse mich in den warmen Sitz fallen. Sofort greift Flamur nach meiner Hand und verschränkt sie mit seiner.

Die urplötzliche Kälte in meinem Körper wird durch eine angenehme Wärme ersetzt. Ich lege meine andere Hand auf unsere und streiche über seine weiche Haut.

Ein Lächeln schleicht sich auf seine Lippen. „Ich glaub, ich fang gleich an zu kotzen", macht Laila Würggeräusche auf der Rückbank und lässt Flamur's Brust vibrieren.

„Shuj, oj shtrig", zieht er die kleine Beleidigung in die Länge und bezeichnet Laila als Hexe, was sie definitiv ist.

„Nur weil du so hässlich bist und dich keiner will, Lailushka", neckt er sie weiterhin.

Scharf zieht diese die Luft ein und schlägt meinem Freund murrend auf die Schulter. „Halts maul, Flamur. Du willst mich nicht als Feind haben."

Im Rückspiegel erkennt man die zusammengekniffenen Augen meiner Cousine. Zwischen ihren Brauen hat sich eine leichte Falte gebildet.

Wieder lacht der Angesprochene und fährt aus der Parklücke, die wir in diesem ganzen Tumult noch ergattert hatten.

Mit einem Schmunzeln auf meinen Lippen gucke ich verträumt durch das Fenster und hoffe inständig, dass das Verhältnis zwischen Flamur und meiner Familie immer so bleiben wird.

Doch lange kann ich mich nicht freuen, denn meine Augen treffen wieder auf seine. Im Schritttempo fahren wir an seinem Wagen vorbei.

Mit einem undefinierbaren Blick in den Augen schaut er durch die Fenster. Sein Blick gilt nicht mir, sondern dem Mann an meiner Seite, den er mit seinen Blicken erdolchen könnte.

Eine Kälte durchfährt meinen Körper. Sofort wende ich meinem Kopf in die entgegensetzte Richtung und konzentriere mich wieder auf meinen Liebsten.

„Enişte! Mach mal nh bisschen Mucke an", sagt meine vierundzwanzigjährige Cousine mit einem asozialen Slang in der Stimme.

Flamur folgt ihrem Wunsch und schaltet das Radio an. Leise Musik kommt aus den Boxen seines Autos und verleiht ein angenehmes Flair.

Ich lehne meinen Kopf gegen das kühle Glas und schließe seufzend die Augen. Mit sanften Bewegungen fährt Flamur's Daumen über meinen Handrücken.

Nur noch leises Gemurmel ist zu vernehmen, bevor die Müdigkeit komplett von meinem Körper beschlag nimmt und ihn in einen leichten Schlaf verwelkt.

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„Denkst du, dass mich dieser Typ von dir abhalten kann?!" Sein Kiefer zuckt wie verrückt. Seine braunen Augen lodern. Lodern, wie das Höllenfeuer.

Er drückt mich gegen eine Wand und schließt mir mit seinen Händen den Weg ab. „Du kommst nicht von mir weg, Flora."

Seine Zähne knirschen. Habgier. Wut. Hass. All das ist aus seinen Augen zu lesen. „Du kannst dich nicht einfach zwischen uns stellen."

Jeten e la per tyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt