Kapitel 36

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Montag, 26. November

Verschlafen binde ich meine Haare zu einem hohen Zopf und gähne einmal laut. „Hand vor den Mund, Eselkopf."

Mein Zwillingsbruder tritt in seinem Anzug in mein Zimmer und mustert sich selbst in meinem großen Spiegel.

„Selbstverliebter geht es nicht, oder?" Er lacht. „Du hast Glück, dass wir uns ähnlich sehen und ich dein Aussehen nicht bemängeln kann, weil ich mir sonst ins eigene Bein schießen würde."

Auch ich fange leise an zu kichern und stehe von meinem Schminktisch auf. Aufgrund meiner Müdigkeit ist mein Make-up heute etwas fahler als sonst. Weniger ist ja bekanntlich mehr.

„Du siehst echt scheisse aus", gibt er lachend von sich. Mit einem falschen Lächeln strecke ich ihm den Mittelfinger zu und werde dann von ihm gepackt.

„Nein! Florat, bitte nicht!" Mental bereite ich mich auf eine alltägliche Kitzelattacke meines Bruders vor und kneife meine Augen zusammen.

„Glück gehabt", brummt er. „Dein Aussehen erspart dir das today." Murrend werfe ich meine Bürste nach ihm, nachdem er mich losgelassen hat, der er gekonnt ausweicht.

Sie fliegt geradewegs durch die Tür und trifft meinen nichtsahnenden kleinen Bruder, der erschrocken zurückschreckt.

„Seid ihr behindert!?", blafft er uns an und zeigt uns dabei den Vogel. Wir lachen, anstatt ihn in jeglicher Hinsicht zu bemitleiden.

„Ne, du?", grinst Florat und sorgt dafür, dass Liridon wütend davon stampft. „Vallah der ist schlimmer als eine Frau, die ihre Tage hat."

Grinsend stimmt mir mein Bruder zu. „Ich dachte man kann kaum schlimmer als du sein, doch ich wurde eines Besseren belehrt."

Lachend schüttele ich den Kopf. „Yallah, lass uns runter gehen." Er greift nach meiner Hand und schleift mich die Treppen zur Küche runter.

„Florat!", ruft meine Mutter nach ihm, als wir hinter ihr stehen und er sie erschreckt hat. „Lauf!", brüllt sie lachend und hält einen Kochlöffel in die Höhe, der eben noch in der Pfanne mit den Rühreiern drinnen war.

Er deutet das Zeichen und begingt aus der Küche zu laufen. Sie lässt den Löffel wieder fallen und sieht mich bemitleidend an.

„So erwachsen, doch genauso kindisch." Sie pustet sich eine Strähne aus dem Gesicht und gibt einen theatralischen Laut von sich.

„Was habe ich bloß für Kinder", murmelt sie sich selbst zu und nimmt die Pfanne vom Herd, die sie auf ein Holzbrett legt.

Lachend gehe ich auf sie zu und lege meine Arme von hinten um ihre Schultern. „Ach, Non. Seh es doch positiv - mit uns wird es nie langweilig."

Empört schlägt sie meine Hand weg. „T'qifsha positiv." Ich ziehe schmunzelnd die Luft ein. „Aber, Non. Solche Ausdrücke werden bei uns doch nicht verwendet", ziehe ich sie auf.

Ich merke, wie langsam ihr Geduldsfaden platzt. „Geh deck den Tisch. Ich kriege Kopfschmerzen von euch Affen."

Grinsend verpasse ich ihr einen Schmatzer auf die Wange und schnappe mir die angerichteten Teller und spaziere damit ins Esszimmer, um den Tisch zu denken.

„Gjesi", flöte ich fröhlich meinem Vater zu, der mir ebenfalls einen schönen Morgen wünscht und in der morgendlichen Zeitung herum liest.

Der Tisch ist gedeckt, also setze ich mich neben meinen Zwilling. Meine Mutter lässt sich neben ihrem jüngsten Sohn fallen und wir fangen an zu essen.

„Bismillah", murmele ich leise und beiße in eine erfrischende Gurkenscheibe. Florat greift nach meinem Handgelenk und isst das restliche Stück auf.

Jeten e la per tyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt