Kapitel 49

699 18 6
                                    

Donnerstag, 20. Dezember

„Zemer, nehm mir bitte noch zwei Hosen mit!", ruft Flamur aus dem Badezimmer. Schmunzelnd spaziere ich auf seinen Kleiderschrank zu und packe ihm einige Hosen ein, in denen sein Popo mega knackig aussieht.

„Hab ich!", brüll ich zurück und widme mich unseren Klamotten, die ich ordentlich in einem kleinen Koffer stapele.

Heute ist der letzte Tour-Stopp. Die Fast Life Tour geht in Köln zu Ende und findet dort ihr Finale. Und ich war seit dem kleinen Treffen in der Bar bei keinem Auftritt mehr dabei.

„Wollten Florat und Doni nicht mitkommen?" Halbnackt stolziert er in sein Zimmer. Die Backen voll mit weißem Rasierschaum.

Lächelnd nicke ich ihm zu und schließe die Lücke zwischen uns. Ich schlängele meine Arme um seinen Bauch und starre in sein Gesicht, das er rasieren möchte.

„Ich find' dich mit Bart eigentlich total heiß", brumme ich und schiebe meine Unterlippe vor. Er lacht.

„Ich find' dich ohne Klamotten eigentlich auch total heiß", kontert er spitzbübisch zurück und kneift in meine rechte Pobacke, weshalb ich kurz aufquieke.

„Hände weg von meiner Schwester!", erklingt die bekannte Stimme meines Zwillings in meinem Ohr. Automatisch hält Flamur abwehrend seine Hände in die Höhe und geht einige Schritte zurück, während ich mir - dem Myokardinfarkt nahe - meine Hand an die Brust halte.

Florat spaziert unbeschwert in das Zimmer meines Freundes, der bei seinen Eltern wohnt - obwohl er eine eigene Wohnung ganz zentral in der Stadt hat - und schmeißt sich auf das Bett. Wie zum Teufel ist der überhaupt hier reingekommen?!

„Zieh dir was an, Mushkolaj", brummt er und wirft ihm ein Kissen zu, das Flamur gekonnt fängt. Er legt es beiseite und verschwindet augenverdrehend im Bad, um seinen Bart loszuwerden. Was echt schade ist, weil ich seinen Bart abgöttisch liebe.

„Dein ernst?", murmele ich und setze mich auf den bequemen schwarzen Bürostuhl, der denen in der Firma ziemlich ähnelt. Wahrscheinlich sind sie wohl vom selben Ausstatter.

„Halt's maul", flötet er bloß und guckt sich im Zimmer um. Ich lasse einen genervten Seufzer aus und verdrehe meine Augen. „Wo ist Doni?"

Florat schnalzt mit der Zunge und verschränkt seine Arme vor dem Sternum. „Wir holen ihn von der Schule ab und morgen schwänzt er einfach. Es sind dann sowieso Ferien." Er blickt kurz auf seine Armbanduhr. „Und so langsam müssten wir auch los und die Prinzessin abholen."

Murmelnd laufe ich auf das Bad zu und schließe die Tür hinter mir ab, um zu schauen, wie weit mein future hubby ist. Flamur's Kopf schellt nach rechts. Er starrt mich abwartend mit dem Rasierer in der Hand an, während der Wasserhahn unentwegt läuft.

Ich schließe ihn, da das totale Wasserverschwendung ist und setze mich auf einen Korb, der für seine Wäsche benutzt wird.

„Was ist los?" fragt er mich und lässt das Wasser wieder laufen, um sein kahles Gesicht zu waschen. „Ich habe eigentlich echt keinen Bock dahin zu fahren", nuschele ich und ziehe mein Handy aus der Hosentasche.

Ich bin wirklich sehr abgeneigt von diesem ganzen Trara und möchte diese Show einfach nur hinter mich bringen und mich dann mit meinem Freund in eine weiche Decke kuscheln.

„Wieso denn nicht, Zemer? Wir haben durch diese Zusammenarbeit mit Sefa hunderte neue Anfragen für Events bekommen und uns könnte es nicht besser gehen", lächelt er und stellt den Hahn wieder ab.

Klar, haben wir viel Profit machen können, da die Leute in dieser Branche gesehen haben, was Berlivents zu bieten hat und da sowieso noch der Regelbetrieb dazu kommt. Aber Berlivents steht für Seriosität und das repräsentiert man nicht durch Hampelmänner, die zu viel von sich selber halten.

Jeten e la per tyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt