Kapitel 35

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Ich lächele sie breit an und zucke gelassen mit den Schultern, nachdem sie ihr Handy aus meinen Griffeln gerissen hat.

„Seit wann kennst du ihn?", quetsche ich sie interessiert aus und lege meine Hände in meinem Schoß zusammen.

Grummelnd setzt sie sich ordentlich hin und schmeißt das Telefon auf das gemütliche Kissen.

„Seit einigen Wochen." Laila pustet die Luft aus ihren Wangen und kaut auf ihrer Unterlippe herum.

„Und?" „Was und?" Ich rümpfe mit meiner Nase und schaue sie abwartend an. „Muss ich etwa alles aus dir heraus kitzeln?"

Verstehend nickt sie und fängt an zu erzählen. „Wir schreiben seit ein paar Wochen und dann haben wir uns gestern auf der Hochzeit zum ersten Mal gesehen."

Freudig quietsche ich auf und klatsche in die Hände. „Wo wohnt er!? Wie alt ist er!? Name? Herkunft?! Beruf???"

„Langsam, du Ochse", lacht sie, als ich sie mit Fragen überhäufe und ungeduldig herumzappele. Meine Lippen zu einer Schnute verziehend zucke ich mit meinen Achseln.

„Er wohnt in Nürnberg", murmelt sie. „Nü- wo?" Sie lacht. „Bist du irgendwie behindert, Flor?" „Eventuell ganz bisschen."

Wieder lacht sie und schüttelt mit dem Kopf. „Er ist sechsundzwanzig, heißt Samir ist halb türkischer Herkunft und halb Spanier und arbeitet als Journalist."

Laut kreische ich. „Ich werde Latinos als Neffen und Nichten haben!" Mit einem ehrlichen und glücklichen Lächeln mustert sie mich.

„Schrei doch nicht so! Sonst hört dein Freund noch alles." „Ach der", winke ich ab „Ist doch egal."

Sie schüttelt jedoch heftig mit dem Kopf. „Wenn er es weiß, dann wissen es Leo und Florat schneller als ich fick die Afd, sagen kann."

„Okay, sorry chill."

„Ich wusste doch, dass ihr rechtsorientiert seid." Panisch schrecken Laila und ich zusammen und starren zur Tür, wo Flamur immer noch oberkörperfrei steht.

Rasch springe ich auf Laila und halte ihr meine Hand vor die Augen und werfe nebenbei noch ein Kissen nach dem werten Herren.

„Zieh dir was an, Flamur!", brülle ich. Laila kreischt wie eine Irre herum und macht heulende Geräusche.

„Ah, meine Augen! Gebt mir ZamZam-Wasser!" Obwohl ich Flamur gerade böse anfunkele, fange ich lauthals an zu lachen.

„Jetzt verpiss dich und bring' diesem armen Mädchen endlich ZamZam-Wasser!" Gesagtes war an Flamur gerichtet, der mit zusammengekniffenen Augen ins Bad verschwindet.

Laila unter mir fängt an zu lachen und schmeißt mich von ihr herunter. Ich lande auf der weiche Matratze und rappele mich auf.

Nach einigen Sekunden kriegen wir uns ein. Summend laufe ich auf meinen Koffer zu und halte ein paar Klamotten in die Höhe, damit meine Cousine mir beim Entscheiden hilft.

„Hast du heut' schon was vor?", frage ich sie, als ich in eine braune Jogginghose schlüpfe. Sie zuckt mit den Achseln. „Eigentlich wollten Samir und ich uns zum Brunch treffen, aber er antwortet mir nicht."

Laila stößt genervt die Luft aus ihren Bäckchen. „Ruf ihn doch einfach an." Hastig verneint sie meine Aussage. „Dann denkt er, dass ich voll an ihm hänge - No way!"

Leise kichere ich und ziehe mir einen weißen Rollkragenpullover über den Kopf. Fertig damit setze ich mich auf das Bett, winkele meine Beine an, krempele das Hosenende um und ziehe weiße Sneakers an.

Jeten e la per tyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt