Morgen Abend war der Winterball, und ich wusste nicht so recht, ob ich wirklich gehen sollte.
Das Kleid war von meinem Dad, ich würde mit Shane hingehen, aber ich hatte so ein Gefühl, das etwas schlimmes passieren wird.
„Kyrie, alles in Ordnung?"
„Hm...? Ja. Alles gut. Ich war nur in Gedanken."
Norah gab sich mit der Antwort zufrieden und wendete sich wieder meinem Kleiderschrank.
Ich hatte Norah zu mir nach Hause eingeladen, da ich einfach mit ihr Zeit verbringen wollte und Cara sollte auch gleich kommen.
„Ich wollte dich das seit Dienstag fragen. Was ist zwischen dir und Alec damals passiert? Ihr schaut euch so traurig an. Das kann man nicht übersehen."
Sie atmete frustriert aus.
„Wäre Lucien nicht gewesen, wären wir zusammen gekommen."
Ich schaute sie geschockt an.
„WAAAASSS?!"
Sie nickte nur.
„Aber Alec ist doch so nett und alles. Wieso um Himmelswillen Lucien?!"
„Es war die gleiche Sache wie mit dir und Shane. Er wollte mir nicht sagen, dass er ein Werwolf ist und Lucien zeigte da nur seine ,gute' Seite und war halt für mich da, wenn Alec es nicht sein konnte.
Ich dachte, ich hätte mich in Lucien verliebt und kam dann mit ihm zusammen.
Als Alec das erfuhr, wurde er wütend und wollte nichts mehr von mir wissen, doch ich hatte ihm gesagt, dass allein er dran schuld war, denn würde er nichts vor mir verheimlichen, wären wir zusammen gekommen."
„So hast du es ihm gesagt?"
„Ja. Nach diesem Gespräch war er plötzlich wie ausgewechselt und war ebenfalls immer für mich da.
Irgendwann fing Lucien an mich zu schlagen und die Gefühle für ihn verschwanden.
Ich wollte mich von ihm trennen, doch er drohte mir, dass wenn ich mich trenne, er jedem was antut, den ich liebe. Angefangen mit Alec.
Ich konnte mich nicht von Lucien trennen, aber auch konnte ich mich nicht von Alec fernhalten und so geschah es, dass Alec mich zwang, mich zu entscheiden.
In meinem Kopf schwirren die Worte von Lucien und ich entschied mich kurzerhand für ihn und seit dem Tag distanzierte er sich von mir und zeigte mir gegenüber nichts. Er war komplett neutral, dabei wusste er nicht, dass ich es nur ihm zu liebe tat.
In der Nacht, bevor Lucien mich todgeprügelt hat, erfuhr ich was Alec und die anderen wirklich sind und begab mich dann nachmittags zu Lucien, um mich von ihm zu trennen, da ich jetzt wusste, dass sie sich schützen konnten, aber ich bezahlte mit dem Leben. Den Rest der Geschichte kennst du schon."
„Wow. Das ist echt krass."
„Da gebe ich dir recht." erklang eine Stimme.
Wir schauten zur Tür und in ihrem Rahmen stand Cara.
„Du musst es ihm sagen, Norah. Er war die letzten eineinhalb Jahre so fest davon entschlossen, dass du noch lebst, aber auch er gab irgendwann die Hoffnung auf.
Er hat nie realisiert, dass du wirklich Tod warst und als er dies dann endlich tat, bist du aufgetaucht.
Er liebt dich immer noch und hat dich schrecklich vermisst.
Bitte, rede morgen Abend mit ihm."
Norah nickte und wischte sich die Tränen aus den Augen.
Diese Situation war so rührend, dass ich vergaß, dass ich den Bügeleisen angemacht hatte und dieser auf meinem Kleid für den Ball lag.
Erst als mir der Geruch von verbrannten Stoff in die Nase stieg, fiel es mir wieder ein, aber es war zu spät.
„SCHEIßE!! NEIN. NEIN. NEIN!!!"
„Was ist?" fragten Norah und Cara gleichzeitig.
Ich hielt das Kleid hoch und zeigte ihnen das Brandloch.
„Das Kleid ist für die Tonne." sagte ich und schmiss es achtlos in eine Ecke.
„Oh nein! Du hast dieses Kleid so geliebt..." Cara kam zu mir und legte einen Arm um meine Schulter.
„Ich muss es meinem Dad sagen. Ich komme gleich." somit stand ich auf und lief runter ins Wohnzimmer.
„Dad, ich...ich...das Kleid...da ist ein gigantisches Brandloch...also, es ist hin."
Mein Vater schaute mich nur an, da war kein Hauch von Wut oder jeglichen anderen negativen Emotionen zu sehen, im Gegenteil.
Er schaute mich liebevoll wie immer an und drückte mir einen Kuss auf den Scheitel.
„Es ist nur ein Kleid, Spatz."
„Aber du hast es für mich besorgt, damit ich auf den Ball gehen kann und jetzt...jetzt hab ich ja keines mehr."
„Nicht ganz. Komm mit."
Er ging auf den Dachboden, gefolgt von mir.
Nachdem sich rausstellte, dass er mein Dad ist, ist er vor einigen Tagen bei uns eingezogen, damit wir jemanden hatten, der auf uns aufpasst und er nicht so einsam in seiner riesigen Villa ist.
Ihm gehört diese Villa noch immer und ich überrede ihn noch, dass wir alle gemeinsam dahin ziehen.
„Hier ist es." Riss mich seine Stimme aus den Gedanken.
Er zog aus einer Kiste das wohl schönste Kleid, welches ich je gesehen habe, raus.
„Es gehörte deiner Mutter. Nachdem ich von ihrem Tod erfahren hatte, bin ich zu eurem alten Haus und hab vieles mitgenommen, damit ich sie nicht vergesse." er fuhr mit der Hand durch den Stoff des Kleides und sah ziemlich betrübt aus.
Obwohl er eine neue Freundin hatte, Aurora aus dem Kleidergeschäft, liebte er noch immer Mom.
„Ich habe sogar ihr Parfum mitgenommen, damit ich ihren Duft nicht vergesse."
Er schaute auf ein Bild, auf dem Mom und er abgebildet waren.
„Wie sehr sie mir fehlt."
Ich umarmte meinen Dad von der Seite und schaute mir auch das Bild an.
„Sie fehlt mir und Kenay auch. Aber sie ist nicht ganz weg. Sie ist immer noch da. Solange wir sie in unseren Herzen tragen, ist sie näher als sie zu sein scheint. Und du hast mich. Und Kenny, auch wenn er nicht dein richtiger Sohn ist."
Mein Dad lächelte mich an.
„Du hast recht. Gabriela hat uns nie verlassen. Ich sehe jeden Tag, dass du genauso bist, wie sie. Ich liebe dich, mein Spatz."
Ich drückte meinen Kopf an seine Brust und eine Träne rollte meine Wange hinab.
„Ich liebe dich auch, Daddy."
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Pretty Hell
ParanormalNach einem schrecklichen Vorfall zieht Kyrie mit ihrem Bruder, Kenay, nach New York, um ihr Leben von neu zu beginnen. Einige Monate leben sie dort friedlich, bis nach und nach die grausame Wahrheit ans Licht kommt und die Hölle auf Erden ausbricht...