Ich kam gerade durch die Tür rein und wurde schon von meinem Bruder erwartet.
„Ein Begrüßungskomitee, Wie schön!" scherzte ich, doch Kenay sah aus, als wäre ihm nicht nach scherzen zu mute.
„Kyrie, wir müssen reden." sagte er mit standhafter stimme.
Ich nickte langsam und folgte ihm ins Wohnzimmer.
„W-Was ist los? I-Ist was im Rudel passiert?"
„Nein. Es geht um Nero."
„Oh, wenn du das mit dem Kleid meinst, es hat sich erledigt, er ist fest entschlossen, dass er es nich-"
„Halte dich von ihm und von seiner Familie fern, Kyrie!"
Ich zog meine Augenbrauen zusammen.
„Du wusstet gestern noch nicht einmal wer Nero ist und aufeinmal reagierst du genauso wie Shane?"
„Weil Shane mich aufgeklärt hat."
Toll.
Mein Freund schüttet meinem Bruder sein Herz aus, aber macht sich nicht die Mühe, mir irgendetwas zu erzählen.
„Es ist meine Entscheidung mit wem ich Abhänge und mit wem nicht, Kenay." sagte ich mit fester Stimme.
„Ich bin immerhin kein Kind mehr! Und wenn's hart auf hart kommt, aktiviere ich halt das Werwolf Gen!"
Eine Ader an Kenny's Stirn pulsierte, seine Augen wirkten schon fast rot und er knurrte auf.
„Du. Hälst. Dich. Von. Nero. Fern!" betonte er jedes Wort.
Auch ich kochte langsam vor Wut, obwohl ich nicht mal wusste wieso es mich so es mich wütend machte.
Ich haute mit meiner Faust auf den Tisch.
„Dann gib mir einen guten Grund dafür! Erkläre mir, was Nero und seine Familie uns schlimmes angetan haben!" brüllte ich ihn an.
Jetzt pochte auch die andere Ader auf Kenny's Stirn.
„Du willst wissen was die DeLavegas uns angetan haben? Du willst es wirklich wissen?! Schön! Die DeLavegas sind die Mörder unserer Eltern! Sie sind Schuld an ihrem Tod!" schrie Kenay.
Ich blieb vor Schock erstarrt stehen, sackte dann aber nach hinten in den Sessel.
Ich saß mehrere Minuten regungslos da, bis die Einsicht mich wie ein Schlag ins Gesicht traf.
Die DeLavegas sind die Mörder unserer Eltern! Sie sind Schuld an ihrem Tod!
Sie sind schuld an ihrem Tod!
Die DeLavegas.
Eine Träne verließ mein Auge, dann noch eine und noch eine, bis meine Wangen komplett tränengenässt waren.
Ich erlitt einen halben heulkrampf und fühlte mich wie ein Blödmann.
Wie konnte ich auch nur eine Sekunde denken, dass Nero nett sei?
Shane hatte mich gewarnt und trotzdem wollte ich mir ein eigenes Bild von ihm machen.
Ich wusste, dass er mich nur umbringen wollte.
Ich konnte keine Schluchzer mehr unterdrücken und so verließen die laute meinen Mund.
„K-Kyrie?" seine stimmte klang gedämpft und prallte an mir ab.
„A-All die-die Jah-re dach-dachte ich es wä-re ein U-Unfall gewesen, a-aber die Wahr-Wahrheit jetzt zu ke-kennen...gi-ibt mir das-das Gefühl, als wären sie erst ge-gerade gestorben!" Ich zog meine Knie an meinen Körper und vergrub meinen Kopf auf meinen Knien.
Ich fühlte mich beschmutzt und naiv.
Ich hatte was mit einem Mörder meiner Eltern zu tun.
Ich hob langsam meinen Kopf und schaute in die warmen braunen Augen meines Bruders, die ebenfalls leicht tränten.
„Kyrie." sagte er kaum hörbar und ich fiel ihm um den Hals.
„Wir...Wir werden sie rächen, versprochen." sagte Kenny mit so viel Überzeugung in seiner Stimme, dass ich ihm für einen kurzen Moment glauben schenkte und für einen Augenblick vergaß, wie Shane mir damals erklärt hatte, was Nero alles tun würde, um das zu erreichen, was er will.
Ich löste mich von Kenny, wischte mit dem Ärmel meines Pullis die Tränen weg und sagte mit fester Stimme: „Sie werden bereuen, unsere Eltern umgebracht zu haben."Kenay P.o.V
Sie wischte sich mit dem Ärmel ihres Pullis die Tränen aus dem Gesicht und schaute mich mit so viel Entschlossenheit an, wie noch nie.
Hätte ich nicht gewusst, dass sie vorhin ihre Seele aus dem Leib geweint und fast einen Nervenzusammenbruch hatte, würde mich ihr Auftreten nicht wundern.
Doch von dem Tränenschleier war nichts mehr zu sehen, genauso wie vom kleinen Zerbrechlichem Mädchen.
Mich wunderte es immer wieder aufs neue, wie sie nach einem Heulkrampf plötzlich so viel stolz und Stärke zeigt, dass ich mich manchmal frage, ob nicht sie der richtige Alpha des Rudels ist.
Ihre Augen, die trotz der schnellen Erholung noch traurig funkelten, wurden urplötzlich dunkel und von der Traurigkeit war auch nichts mehr zu sehen.
In ihren Augen blitzte die Mordlust auf und sie schaute mich an wie eine Samurai Kriegerin.
Ihre Augen waren nur einen Spalt breit, dennoch hatten sie eine enorme Ausstrahlung und wirkte auf jeden in ihrem Umfeld auch dementsprechend Respekteinflößend.
„Sie werden bereuen, unsere Eltern umgebracht zu haben." sagte sie schließlich und diesen Satz brachte sie mit so viel Entschlossenheit, macht und Rache Lust raus, dass ich kurz vergaß, dass vor mir meine kleine, zerbrechliche Schwester Kyrie stand und nicht ein anderes Gefährliches Wesen.
Ich nickte nur, da mich ihre Stärke so umhaute, dass ich sprachlos war.
Mom, Dad, ihr habt eine Kämpferin geboren.
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Pretty Hell
ParanormaleNach einem schrecklichen Vorfall zieht Kyrie mit ihrem Bruder, Kenay, nach New York, um ihr Leben von neu zu beginnen. Einige Monate leben sie dort friedlich, bis nach und nach die grausame Wahrheit ans Licht kommt und die Hölle auf Erden ausbricht...