Chapter 42 - break up

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Ich lief in meinem Zimmer hin und her.
Seit gestern wusste ich endlich, was alle anderen vor mir schon ahnten, aber nichts sagten.
Ich wusste endlich das, was mein Unterbewusstsein schon lange wusste und zwar, dass ich Nero liebe.
Ich hatte Shane angerufen, damit er heute bei mir vorbeikommt, damit wir reden können, ich wollte es ihm persönlich sagen und nicht so herzlos am Telefon. 
Shane kam in mein Zimmer geplatzt und schaute mich besorgt an.
Ich zeigte ihm mit einer Geste, dass er sich setzen soll, ich selbst setzte mich auf das Fensterbrett und zog mir eine Stoffdecke über die Beine.
Ich lehnte meinen Kopf an das kühle Glas und versuchte meine Tränen zu unterdrücken.
Wie konnte es nur so weit kommen? Oder besser gefragt, wieso habe ich es nicht früher gemerkt?
Meine Verwandlung ist nun eine ganze Weile her und erst jetzt merke ich, was ich fühle.
Ich hatte es die ganze Zeit verdrängt, ich wollte Shane lieben und nicht ihn.
Selbst als ich Shane betrogen hatte, habe ich es immer noch verdrängt und es auf die Verwandlungsphase geschoben.
Ich musste es Shane sagen, ich konnte es ihm nicht verheimlichen, ich kann ihm das nicht antun, er hat es nicht verdient.
Natürlich liebte ich ihn noch, aber als einen besten Freund.
Die Gefühle der waschechten Liebe waren verblasst und ich konnte es mir selbst nicht mehr ausreden. Es war Fakt.
Somit öffnete ich meine Augen und schaute in Haselnuss braune.
„Kyrie, ist alles ok?"
Ich nickte.
„Ja...also..." ich atmete laut ein und aus.
„Wir müssen reden." fing ich an, schaute auf den Boden und spielte mit dem Saum meiner Stoffdecke.
„Ich bin bereit, Kyrie."
„Nein...nein nicht über das Thema..."
„Über was dann?"
Ich schluckte hart und schaute ihm dann in die Augen.
Er schien erschrocken von meinem Blick zu sein und schaute sich dann nervös um.
„Die Gefühle verschwinden, Shane. Seit der Verwandlung werden sie immer weniger. Anfangs wollte ich es nicht wahrhaben, ich wollte dich weiter lieben, aber...ich kann es nicht mehr leugnen und Dir will ich auch nichts Vorspielen, denn das hast du nicht verdient."
Er schaute mich traurig an, aber lächelte dennoch.
„Weißt du, Shane, ich liebe dich immer noch, wie einen guten Freund, ich kann nicht ohne dich, aber diese Liebe ist einfach nicht mehr da."
„Ich verstehe dich. Es lief in letzter Zeit nicht so gut zwischen uns und es war nicht einfach, aber wir haben lange durchgehalten und gekämpft. Der Vampirismus verstärkt deine Gefühle und ich liebe es, dass du so ehrlich zu mir bist und dass du doch noch ein bisschen Gefühle für mich hast, lässt mich ruhig leben.
Ich weiß, ich hab nicht alles richtig gemacht, aber auch nicht alles falsch.
Es waren die schönsten zehn Monate meines Lebens und vielleicht finden wir irgendwann wieder zu einander, aber fürs erste sollten wir es beenden und Freunde bleiben."
Eine Träne rollte meine Wange hinab.
Ja, ich war traurig, denn es ging um Shane, den Jungen, der mir das Gefühl der liebe zeigte, der mir die zehn schönsten Monate meines Lebens gab und mich trotz allem liebte.
Und dennoch war ich erleichtert.
Erleichtert endlich diese dringenden Worte über meine Lippen gebracht zu haben und ihm endlich nichts mehr Vorspielen zu müssen.
Und das er mich versteht, mich nicht hasst sondern mir zustimmt, mir fiel ein Stein vom Herzen.
Ich fühle mich nicht mehr schuldig, die Last auf meinen Schultern war weg und der Druck auf meinem Herzen auch.
Ich umarmte ihn einfach und er erwiderte diese.
Als ich mich von ihm löste, schaute er mich an, als ob er in meine Seele blicken will.
„Du liebst ihn oder?"
Mein Herz fing an zu rasen, was für einen Menschen bestimmt ungesund wäre, ich riss meine Augen auf und hielt die Luft an.
„I-I-Ich...n-n-...Ja."
Er nickte nur und lächelte mich an.
„Es ist okay. Liebe ist unberechenbar."
Auch ich lächelte ihn an und schaute kurz aus dem Fenster.
Liebe ist unberechenbar.
Ja, da hatte er recht, aber das Leben war es auch.
Unberechenbar.

Einige Stunden nachdem Shane gegangen war, klopfte es meiner Tür und Nero kam rein.
Er war ehrlich gesagt die letzte Person, die ich sehen wollte, dennoch machte mein Herz Freudensprünge.
„Ich finde, wir sollten reden." fing er an, ich nickte nur zögerlich.
„Du hast recht. Ich will nur im Voraus sagen, dass es ein Fehler war, ich bin mit Shane zusammen und du hängst nur so an mir, weil du Kyriana in mir siehst." dass ich mich von Shane getrennt hatte, sagte ich beabsichtigt nicht.
Er schaute mich verwundert an.
„Weißt du, Kyrie. Es ist kein Versehen, den Freund zu betrügen, sondern eine Entscheidung und irgendwas muss dich doch dazu gebracht haben, diesen Schritt zu wagen."
„Es war ein Moment der Schwäche, du hast mir die nötige Zuneigung gegeben, die ich im Moment brauchte und vielleicht-" ich stoppte.
Wenn ich das jetzt sage, weiß er von meinen Gefühlen, doch vielleicht ist es besser so.
„Vielleicht war es auch deswegen, weil ich etwas für dich empfinde. Ich will dich, aber ich will auch Shane, ich will euch beide und dann will ich doch nur noch einen und dann wieder keinen und dann wieder beide! Ich...Ich weiß nicht, was ich will."
Nero schaute mich intensiv an.
„Ich weiß, wie du dich fühlst, aber du musst diese Ambivalenz überwinden, da genau diese Dir zum Verhängnis werden kann."
Er kam einen Schritt auf mich zu, griff in seinen Mantel und drückte mir einen Zettel in die Hand.
„Ich hoffe, dass wird Dir helfen, wieder zu dir selbst zu finden." er drückte mir einen Kuss auf die Wange und verschwand.
Ich schaute auf den Zettel und erkannte den Zauber, der zerrissene Seelen wieder zusammenflickte.

Pretty HellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt